Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Vertrauensbildende Maßnahme
Wenn es denn tatsächlich so kommt, hat sich alleine für diese Nachricht der Hamburger G20-Gipfel gelohnt. Die USA und Russland haben sich nach eigenen Angaben auf eine erneute Waffenruhe für Teile von Syrien geeinigt. Wenn US-Präsident Donald Trump und sein russischer Widersacher Wladimir Putin eine belastbare Vereinbarung erzielt haben sollten, dann wäre das im Ringen um die Beendigung dieses verheerenden Krieges ein wichtiger Schritt.
Dies bedeutet noch nicht, dass sich schon in Kürze im zerstörten Syrien vieles zum Guten wenden wird, aber wenn sich die beiden großen Atommächte tatsächlich einig wären, dann sinkt die Gefahr einer weiteren Eskalation und gleichzeitig wächst der Druck auf die jeweiligen Verbündeten, mehr Kompromissbereitschaft zu zeigen. „Telefonate reichen nie aus“, sagte Putin zu Beginn des Gesprächs. Nach dem Treffen der mächtigsten Männer der Welt müsste eigentlich auch jedem Kritiker klar geworden sein, warum diese großen Konferenzen überhaupt abgehalten werden – trotz hoher Kosten, scharfer Proteste und verabscheuungswürdiger Randale.
Die zahlreichen Probleme zwischen den beiden Staaten haben ein Treffen zwischen Trump und Putin in den USA oder Russland unmöglich gemacht. Das Verhältnis zwischen Washington und Moskau ist so schlecht wie seit Langem nicht mehr. In Hamburg konnten sich beide jedoch ohne Gesichtsverlust treffen. Eine Annäherung bei der Syrien-Bewertung könnte zu Fortschritten auch im Falle der Ukraine führen. Im Kalten Krieg nannte man ähnliche Vereinbarungen vertrauensbildende Maßnahmen. Dass Trump und Putin doppelt so lange wie vorgesehen zusammensaßen und so die übrigen Gipfelteilnehmer in der Elbphilharmonie warten ließen, dürfte verschmerzbar sein.
Und die anderen Konflikte? Merkel begrüßte den türkischen Autokraten Recep Tayyip Erdogan, Mexikos Präsident wiederum den USStaatschef. Nordkorea wurde direkt mit Chinas Staatsoberhaupt besprochen. Auch aus Unverbindlichkeit kann konkrete Politik erwachsen. Der Rahmen dafür war und ist G20.