Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Heimattage: Tausende verfolgen den Festumzug
Teilnehmende Gruppen zeigen Liebe zum Detail und verbreiten viel gute Laune
MENGEN - „Das hat jetzt wirklich richtig Spaß gemacht.“Wolfgang Raiser strahlt am Sonntag nach dem Festumzug über das ganze Gesicht. Der evangelische Pfarrer im Ruhestand hat Hermann Eisele beerbt, der lange Zeit bei den Mengener Heimattagen den Lateinlehrer auf dem Festwagen des Gymnasiums gegeben hat. „Die Tatzen haben den Leuten am besten gefallen“, sagt er. Mit dem Rohstock hat er nämlich zur Freude der Zuschauer ganz schön ausgeteilt. „Aber die Schüler haben ja auch super mitgemacht.“
Rund 90 Minuten dauerte der Umzug, zu dem tausende Schaulustige die Hauptstraße säumten. Viele hatten sich Stühle mitgebracht oder filmten den Umzug mit ihren Mobiltelefonen. Insgesamt 79 Gruppen, darunter Musikvereine, Gespanne, historische Gruppen und die beiden Handwerkerzünfte aus Mengen und Haigerloch waren beteiligt. Simon Schwarz gab erstmals den Barbarossa, die historischen Radfahrer vom Radverein aus Rosna hatten Unterstützung aus Wangen bekommen. Auf der Tribüne vor dem Rathaus hatten sich Bürgermeister zahlreicher Nachbarstädte eingefunden, gegen die Hitze waren Sonnenschirme aufgespannt worden und es wurde Wasser gereicht. Das Moderatorenteam Sandra Stiblo und Martin Klawitter hatte zu jeder Gruppe etwas Interessantes zu erzählen. So etwa, dass die umfangreiche Schwedengruppe ohne das Engagement von Lehrer Björn Breimeyer von der Sonnenlugerschule wohl nicht mit so vielen Teilnehmern dabei wäre. Gemeinderat und Landwirt Martin Neher hatte Mitglieder der Meierschaft um sich versammelt und schob einen Sack auf einem Karren vor sich her.
Alle Pferde kommen ans Ziel
Das erweiterte Sicherheitskonzept der Stadt für den Umzug ging auf. Unfälle oder ungewollte Zwischenfälle gab es keine, lediglich mussten drei Zuschauer aufgrund von Kreislaufproblemen bei dem schwül-warmen Wetter versorgt werden. Alle Pferde konnten die komplette Wegstrecke absolvieren, auch wenn das eine oder andere Tier doch recht nervös umhertänzelte. „Ich atme erst auf, wenn auch der morgige Umzug vorbei ist“, sagt Heike Leven, die bei der Stadt für die Organisation der Heimattage verantwortlich ist.
Bereits am Samstag hatte der historische Handwerker- und Bauernmarkt stattgefunden, bei dem die Besucher dem Maskenschnitzer Günther Wetzel über die Schulter schauen oder sich beim Korbflechter eine hübsche Tasche aussuchen konnten. Mittags zog es viele in den Schatten, sodass die Musiker auf der Bühne am Kreuzplatz manchmal nur vor wenigen Zuschauern spielten.
Die Schüler der städtischen Musikschule hatten allerdings ihre Fans gleich mitgebracht, vor allem bei der Schlagzeugklasse reckten alle die Hälse, um die Kinder hinter dem Schlagzeug zu erkennen. Am Nachmittag trafen sich die Jahrgänger und Alt-Mengener im Festzelt. Hier wurden viele Geschichten von früher erzählt und alte Freundschaften gepflegt.
Festtage verlaufen ruhig
Abends standen die Festzeltbesucher dank dem Einheizen durch die Partyband „Schlager Schlampen“schnell auf den Tischen. Die laute Musik drang bis nach draußen, wo ebenfalls alle Tische und Bänke belegt waren. Die Bedienungen hatten alle Hände voll zu tun und schleppten rekordverdächtig viele Krüge auf einmal herum. Wie die Polizei bestätigt, sind die Heimattage bis Sonntagnachmittag ruhig verlaufen. Eine Handgreiflichkeit hat es dann zu vorgerückter Stunde im Zelt dann aber doch noch gegeben. Zwei Männer gerieten dort aneinander, auf eine Kopfnuss wurde mit einem Schlag ins Gesicht reagiert. Einer der Kontrahenten musste zur Behandlung ins Krankenhaus gebracht werden.
Mehr Fotos vom Festumzug gibt es unter
Fotos vom Handwerker- und Bauernmarkt gibt es hier: