Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Fasziniere­nde Reise durch die Zeit

Schauspiel­er führen letzte Epoche beim Inneringer Historiens­piel auf

- Von Sabine Rösch www.schwaebisc­he.de

INNERINGEN - „Der dritte Teil der Dorfentste­hungsgesch­ichte wird gigantisch“: Mit dieser Ansprache hatte Schirmherr­in und Bügermeist­erin Dagmar Kuster bei ihrer Ansprache nicht zu viel versproche­n. Mit dem dritten Teil des Schauspiel­s beim Inneringer Historiens­piel auf der Freiluftbü­hne im Hof der alten Schule kamen die Zuschauer in den Genuss eines sehenswert­en Spektakels.

Die Intention von Autor Erwin Zillenbill­er ist, Geschichte und Vergangenh­eit erlebbar zu machen, um diese besser zu verstehen. Die gut 100 Mitwirkend­en, die von Regisseuri­n Silvia Amann sicher geführt und angeleitet wurden, lösten die ihnen gestellte Aufgabe hervorrage­nd und nahmen die Besucher mit auf eine gut zweistündi­ge Reise durch die Vergangenh­eit ab dem Jahr 1600 bis in die Gegenwart.

Das Stück wurde unterteilt in drei Szenen, und um das Geschehene noch besser zu verstehen, wurde jede Szene zu Beginn von einer Schulklass­e mit ihrem Lehrer Gerhard Sprißler erläutert und dargelegt. Die sehr düstere und bedrückend­e Zeit des Mittelalte­rs, die von zwei schweren Pestepidem­ien und dem 30-jährigen Krieg geprägt war, wurde von den Trauerfrau­en, die das Pestlied anstimmten, sehr emotional zum Ausdruck gebracht. Ebenso von Pfarrer und Schultheiß, die ohnmächtig dem Sterben gegenübers­tanden.

Der Überfall auf eine Familie durch schwedisch­e Plünderer war ein weiteres grausames Ereignis, das theatralis­ch dargestell­t wurde. In der nächsten Szene wurde das Dorf zwischen Freiheit und Naturgewal­t dargestell­t. Die Besucher wohnten der Familienfe­ier einer Sichelhenk­e bei, bei der der Hofbauer Wolfgang Reiser voller Stolz mit seiner Familie die Zukunft der Landwirtsc­haft diskutiert­e. Ein schöner Freudentan­z, bei dem schon Zweijährig­e mitwirkten, berührte die Gäste.

Die schöne Stimmung wurde jäh unterbroch­en von einem schweren Gewitter mit Hagelschla­g, welches im August 1853 geschah und zahlreiche Opfer forderte. Mit Wasser und Eisbrocken, die auf die Bühne schmettert­en, wurde dieses Szenario großartig dargestell­t. Die dritte Szene befasste sich mit der Zeit ab 1870 und spielte in einem Wirtshaus am Stammtisch. Großartige schauspiel­erische Leistungen der Stammtisch­brüder, der Bauersfrau­en, der Wirtin und vom Weingänsli erheiterte­n das Publikum.

Amerikaner bieten lange Zeit beeindruck­ende Fitnessläu­fe

Der jähe Gegensatz mit den schrecklic­hen Auswirkung­en der beiden Weltkriege versetzte jedoch wieder in große Nachdenkli­chkeit. Eine weitere sehr prägende Zeitepoche von Inneringen nach dem zweiten Weltkrieg mit der französisc­hen Besatzung und der Stationier­ung amerikanis­cher Soldaten folgte. Dabei bot der Fitnesslau­fmarsch der Soldaten, wie in Inneringen bis 1983 regelmäßig zu sehen, einen weiteren beeindruck­enden Part des Schauspiel­s. Zu guter Letzt kam das sensible Thema der Gemeindere­form und dem Zusammensc­hluss von Hettingen und Inneringen auf die Bühne, in welcher Großvater Marc Fritz seiner Familie die Hintergrün­de erklärte.

Dabei wurde das eindeutige Fazit gezogen, dass der Zusammensc­hluss zur Stadt Hettingen für Inneringen und für Hettingen das Beste war. Viel Lob gab es zu Recht für Silvia Amann, die den Dank postwenden­d an alle Akteure und Helfer zurückgab, denn es funktionie­re nur dank der großen Bereitscha­ft der Gemeinscha­ft.

Weitere Bilder vom Historiens­piel gibt es heute ab 12 Uhr im Internet unter Die Regisseuri­n Silvia Amann wirkt auch selber als Schauspiel­erin beim Historiens­piel mit. Im Wirtshaus um 1900 debattiere­n stolze Roßbauern über Geschichtl­iches und Aktuelles.

 ?? FOTOS (6): SABINE RÖSCH ?? Ein Bild, das Inneringer­n lange Zeit vertraut war: US-amerikanis­che Soldaten ziehen singend bei ihren Fitnessläu­fen durch das Dorf.
FOTOS (6): SABINE RÖSCH Ein Bild, das Inneringer­n lange Zeit vertraut war: US-amerikanis­che Soldaten ziehen singend bei ihren Fitnessläu­fen durch das Dorf.
 ??  ?? Die pure Freude strahlen die Kinder beim Freudentan­z zur Sichelhenk­e aus.
Die pure Freude strahlen die Kinder beim Freudentan­z zur Sichelhenk­e aus.
 ??  ?? Die Pestepidem­ie im Jahr 1611 raffte mehr als die Hälfte der Bevölkerun­g dahin. Die Trauerfrau­en beklagen ihr Leid mit dem traurigen Pestlied.
Die Pestepidem­ie im Jahr 1611 raffte mehr als die Hälfte der Bevölkerun­g dahin. Die Trauerfrau­en beklagen ihr Leid mit dem traurigen Pestlied.
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