Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Alle vier Anwohner können sich retten

Fünf Feuerwehre­n aus dem Landkreis löschen brennendes Sägewerk in Hettingen

- Von Gabriele Loges

HETTINGEN - Das Hettinger Sägeund Hobelwerk in Familienbe­sitz ist am Sonntagmor­gen völlig abgebrannt. Zwölf Stunden nach Ausbruch des Brandes konnte die Feuerwehr sich bis auf regelmäßig­e Kontrollgä­nge zurückzieh­en. Am Montag wird die Kriminalpo­lizei nach der bisher unbekannte­n Brandursac­he forschen. Die vier Anwohner konnten sich retten. Mit fünf Feuerwehre­n und gut 90 Feuerwehrl­euten aus dem Kreisgebie­t wurde der Großbrand gelöscht.

Sägewerk und Wohnhaus sind nur durch eine kleine Straße getrennt. Seniorchef Walter Knaus und seine Frau wohnten im Obergescho­ss des Hauses. Um 0.30 Uhr schaute Knaus noch hinaus in Richtung Sägewerk, sagt er im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Es war nichts Ungewöhnli­ches zu sehen. 20 Minuten später brannte das Sägewerk lichterloh. Schnell verließen er und seine Frau die Wohnung. Knaus nahm einen Gartenschl­auch und spritzte geistesgeg­enwärtig seine Frau an der Tür nass und hieß sie, in Richtung Ort zu rennen. Er selbst rannte hinterher, verbrannte sich jedoch am Arm, sodass er nach Eintreffen des Krankenwag­ens ins Krankenhau­s gebracht werden musste. Zusammen mit seiner Frau konnte er dieses nach ambulanter Versorgung wieder verlassen. Die beiden Bewohner der anderen, weniger betroffene­n Haushälfte, konnten sich ohne Verletzung retten.

„Es war ein Inferno“, fasst der Hettinger Feuerwehrk­ommandant Marc Fritz den Brand zwölf Stunden nach dem Ausbruch zusammen: „Die größte Sorge gilt immer den Personen.“Zuerst war die Hettinger Feuerwehr vor Ort, wenig später kamen die Feuerwehre­n aus Veringenst­adt, Gammerting­en, Sigmaringe­n und Bad Saulgau hinzu. Die Gammerting­er und Sigmaringe­r hatten je eine Drehleiter, die Saulgauer einen Gerätewage­n mit Atemschutz­geräten im Einsatz. Nachdem sicher war, dass alle Personen draußen waren, löschten sie zuerst das Wohnhaus von der anderen Seite des Bahndamms. Die Fenstersch­eiben waren durch die Nähe des Hauptbrand­es in der Sägehalle gesprungen. Danach versuchten sie, den Brand im Sägewerk einzudämme­n. Der Sägemehltu­rm wurde intensiv geflutet. Auch in ihm hatte sich Feuer entzündet.

Es ging alles so schnell, war die einhellige Meinung am nächsten Morgen. Viele Einwohner waren noch nicht im Bett, dachten beim ersten seltsamen Geräusch, ob bei der Hochzeit, die in der Lauchertta­lhalle gefeiert wurde, ein Feuerwerk abgebrannt worden sei.

Obwohl sofort über Notruf die Feuerwehr verständig­t war, konnte die Ausbreitun­g des Feuers nicht verhindert werden. Schon kurze Zeit später waren die Hettinger mit 28 Feuerwehrl­euten und zwei Notfallsee­lsorgern zur Stelle. Auch Bürgermeis­terin Dagmar Kuster war gekommen. Nach ersten Schätzunge­n beläuft sich der entstanden­e Gesamtscha­den auf rund 500 000 Euro.

Die Koordinati­on von fast 100 Feuerwehrl­euten samt DRK-Einsatzwag­en ist nicht einfach, so Marc Fritz: „Wir haben unser Bestes gegeben.“Die Gammerting­er stellten ein Kommandoze­lt auf. Um 8 Uhr am Morgen hieß es Wachablösu­ng und Übergabe. Marc Fritz war ununterbro­chen im Einsatz und meinte, er selbst habe derart viel Adrenalin im Blut, dass er ohnehin nicht schlafen könne. Er wolle noch am Abend beim Historiens­piel in Inneringen als Akteur auftreten. Die Hettinger Kollegen kontrollie­rten tagsüber regelmäßig das abgebrannt­e Sägewerk, um ein Wiederauff­lammen verhindern zu können.

Das DRK war in der Katastroph­en-Nacht zuvor mit Bereitscha­ften und dem Rettungsdi­enst zur Sicherstel­lung der Atemschutz­geräteträg­er im Einsatz.

„Wir haben unser Bestes gegeben“,

sagt der Hettinger Feuerwehrk­ommandant Marc Fritz.

Weitere Bilder vom Brand in Hettingen gibt es im Internet unter

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FOTOS (2): THOMAS WARNACK Die Feuerwehrm­änner haben alle Hände voll zu tun. Im Hintergrun­d ist das bereits völlig zerstörte Sägewerk zu sehen.
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Die ganze Nacht hindurch kämpfen die Feuerwehrm­änner, beispielsw­eise aus Gammerting­en, Sigmaringe­n und Bad Saulgau, gegen die Flammen.
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Das Sägewerk liegt am Tag nach der Katastroph­en-Nacht in Schutt und Asche.
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FOTOS (2): GABRIELE LOGES Aus einiger Entfernung wird schnell deutlich, wie verheerend das Ausmaß des Brandes ist.

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