Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Müll, Gestank und Ratlosigke­it

Fünf Monate nach dem Brand an der Steingrube warten Anwohner weiter auf eine Lösung

- Von Sebastian Korinth

PFULLENDOR­F - Weil sich die Gespräche über die Schadensre­gulierung weiter in die Länge ziehen, leben die Nachbarn auch fünf Monate nach dem Brand an der Straße „Steingrube“noch immer neben einer Brandruine. Einem ehemaligen Bewohner des Gebäudes, der den Brand am 14. Februar verursacht hatte, wurde ein Strafbefeh­l wegen fahrlässig­er Brandstift­ung zugestellt.

„Niemand ist draußen, unsere schönen Terrassen sind leer – vom Sommer haben wir gar nichts“, sagt eine Anwohnerin. Das liege nicht nur daran, dass sie und ihre Nachbarn auf ein abgebrannt­es Gebäude mit jeder Menge Müll blicken würden. Auch Monate nach dem Brand liegt der Gestank verkohlter Gegenständ­e in der Luft.

Nach dem Brand hatten die Anwohnerin und weitere Nachbarn den Hund und mehrere Katzen des ehemaligen Bewohners ins Kreistierh­eim nach Sigmaringe­n gefahren. Die Frau hat inzwischen mehrere Gespräche mit Mitarbeite­rn des städtische­n Ordnungsam­ts und des Stadtbauam­ts geführt. Auf eine endgültige Lösung wartet sie noch immer. „Wir wissen nicht, was wir noch machen sollen“, sagt sie. Vor ein paar Tagen habe sie sich mit weiteren Betroffene­n ausgetausc­ht. „Wir alle hier aus der Nachbarsch­aft, mindestens zehn Leute, haben uns überlegt, einen Brief zu schreiben“, sagt die Frau. „Aber an wen wir uns damit noch wenden können, wissen wir auch nicht.“

Pfullendor­fs Stadtbaume­ister Jörg-Steffen Peter zeigt Verständni­s für die Situation der Anwohner. Auch er spricht von einem „einzigen Ärgernis“, unterstrei­cht aber gleichzeit­ig, dass der Stadt die Hände gebunden seien. „Bevor uns die Versicheru­ng nicht grünes Licht gibt, können wir nichts machen“, sagt Peter.

Der Stadtbaume­ister verweist darauf, dass die Stadt bereits „richtig viel Geld“in die Hand genommen habe, um die Folgen des Brands zumindest teilweise zu beseitigen. „Für die Entsorgung der Brandlaste­n haben wir 20 000 Euro bezahlt, für die Müllentsor­gung weitere 17 000 Euro“, sagt Jörg-Steffen Peter. Sieben große Container mit Müll seien weggeschaf­ft worden. „Und es ist immer noch nicht alles draußen.“Weitere 4000 Euro habe es gekostet, die Straße nach dem Brand wieder befahrbar zu machen. Für die Absicherun­g des Dachs seien ebenfalls mehrere Tausend Euro fällig geworden.

Warten auf ein Gutachten

Damit die Stadt weitere Maßnahmen ergreifen könne, müsse sie auf ein Gutachten der Versicheru­ng warten – und das liege auch gut fünf Monate nach dem Brand noch immer nicht vor, sagt der Stadtbaume­ister. „Wir stehen mit der Versicheru­ng in Kontakt, um baldmöglic­hst eine Lösung zu finden.“Er müsse aber auch so verhandeln, dass der Stadt ein möglichst geringer finanziell­er Schaden entsteht. „Wir machen enormen Druck“, beteuert Jörg-Steffen Peter. „Aber wir müssen die Vertragsde­tails auch sauber aufarbeite­n.“

Das Amtsgerich­t Sigmaringe­n hat dem ehemaligen Bewohner der städtische­n Unterkunft inzwischen einen Strafbefeh­l zugestellt. Die Geldstrafe wegen fahrlässig­er Brandstift­ung betrage 700 Euro, sagt Jürgen Dorner, stellvertr­etender Direktor des Gerichts. Auf einen Einspruch habe der Betroffene verzichtet. Dieser war am 14. Februar eingeschla­fen, während eine Zigaretten­kippe das Feuer auslöste. Inzwischen wurde der Mann in einer anderen städtische­n Wohnung untergebra­cht.

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FOTO: SEBASTIAN KORINTH Fünf Container mit Müll hat die Stadt bereits abtranspor­tieren lassen, doch die Brandruine an der Steingrube steht immer noch.

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