Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Müll, Gestank und Ratlosigkeit
Fünf Monate nach dem Brand an der Steingrube warten Anwohner weiter auf eine Lösung
PFULLENDORF - Weil sich die Gespräche über die Schadensregulierung weiter in die Länge ziehen, leben die Nachbarn auch fünf Monate nach dem Brand an der Straße „Steingrube“noch immer neben einer Brandruine. Einem ehemaligen Bewohner des Gebäudes, der den Brand am 14. Februar verursacht hatte, wurde ein Strafbefehl wegen fahrlässiger Brandstiftung zugestellt.
„Niemand ist draußen, unsere schönen Terrassen sind leer – vom Sommer haben wir gar nichts“, sagt eine Anwohnerin. Das liege nicht nur daran, dass sie und ihre Nachbarn auf ein abgebranntes Gebäude mit jeder Menge Müll blicken würden. Auch Monate nach dem Brand liegt der Gestank verkohlter Gegenstände in der Luft.
Nach dem Brand hatten die Anwohnerin und weitere Nachbarn den Hund und mehrere Katzen des ehemaligen Bewohners ins Kreistierheim nach Sigmaringen gefahren. Die Frau hat inzwischen mehrere Gespräche mit Mitarbeitern des städtischen Ordnungsamts und des Stadtbauamts geführt. Auf eine endgültige Lösung wartet sie noch immer. „Wir wissen nicht, was wir noch machen sollen“, sagt sie. Vor ein paar Tagen habe sie sich mit weiteren Betroffenen ausgetauscht. „Wir alle hier aus der Nachbarschaft, mindestens zehn Leute, haben uns überlegt, einen Brief zu schreiben“, sagt die Frau. „Aber an wen wir uns damit noch wenden können, wissen wir auch nicht.“
Pfullendorfs Stadtbaumeister Jörg-Steffen Peter zeigt Verständnis für die Situation der Anwohner. Auch er spricht von einem „einzigen Ärgernis“, unterstreicht aber gleichzeitig, dass der Stadt die Hände gebunden seien. „Bevor uns die Versicherung nicht grünes Licht gibt, können wir nichts machen“, sagt Peter.
Der Stadtbaumeister verweist darauf, dass die Stadt bereits „richtig viel Geld“in die Hand genommen habe, um die Folgen des Brands zumindest teilweise zu beseitigen. „Für die Entsorgung der Brandlasten haben wir 20 000 Euro bezahlt, für die Müllentsorgung weitere 17 000 Euro“, sagt Jörg-Steffen Peter. Sieben große Container mit Müll seien weggeschafft worden. „Und es ist immer noch nicht alles draußen.“Weitere 4000 Euro habe es gekostet, die Straße nach dem Brand wieder befahrbar zu machen. Für die Absicherung des Dachs seien ebenfalls mehrere Tausend Euro fällig geworden.
Warten auf ein Gutachten
Damit die Stadt weitere Maßnahmen ergreifen könne, müsse sie auf ein Gutachten der Versicherung warten – und das liege auch gut fünf Monate nach dem Brand noch immer nicht vor, sagt der Stadtbaumeister. „Wir stehen mit der Versicherung in Kontakt, um baldmöglichst eine Lösung zu finden.“Er müsse aber auch so verhandeln, dass der Stadt ein möglichst geringer finanzieller Schaden entsteht. „Wir machen enormen Druck“, beteuert Jörg-Steffen Peter. „Aber wir müssen die Vertragsdetails auch sauber aufarbeiten.“
Das Amtsgericht Sigmaringen hat dem ehemaligen Bewohner der städtischen Unterkunft inzwischen einen Strafbefehl zugestellt. Die Geldstrafe wegen fahrlässiger Brandstiftung betrage 700 Euro, sagt Jürgen Dorner, stellvertretender Direktor des Gerichts. Auf einen Einspruch habe der Betroffene verzichtet. Dieser war am 14. Februar eingeschlafen, während eine Zigarettenkippe das Feuer auslöste. Inzwischen wurde der Mann in einer anderen städtischen Wohnung untergebracht.