Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Das Einhaldenfestival steht vor der Tür
Ungarischer Stargeiger Roby Lakatos zu Gast – Festival erstmals in Geratsreute
FRONREUTE (ric) - Erstmals nach 13 Jahren findet das Einhaldenfestival nicht in Einhalden statt. Das Festival ist nach Geratsreute bei Fronhofen umgezogen. Das Programm steht, die letzten Vorbereitungen laufen. Termin für das Festival ist vom heutigen 27. bis zum 30. Juli. Und in diesem Jahr ist Veit Hübner, der Künstlerische Leiter, ein Coup gelungen: Roby Lakatos wird am Samstag, 29. Juli, ab 20.45 Uhr in Geratsreute auf der Bühne stehen.
Roby Lakatos ist Stargeiger und füllt die großen Konzerthallen dieser Welt, wie etwa die Carnegie Hall in New York. In Geratsreute spielt der ungarische Jazz-Improvisator sein Programm „La Passion“. Sein Stil ist klassischer osteuropäischer Jazz in der Tradition der Sinti und Roma. Er besuchte das Béla-Bartók-Conservatorium in Budapest und hat sein eigenes Jazz-Café in Brüssel. „Von Anfang an wollte ich ihn auf dem Einhaldenfestival haben. 13 Jahre lange habe ich mich nicht getraut, ihn zu fragen. Jetzt habe ich ihn einfach gefragt, – und er hat sofort zugesagt“, berichtet Veit Hübner stolz. Hübner selbst ist leidenschaftlicher Jazz-Musiker, er kennt die Szene, sein Bruder hat zusammen mit Lakatos gespielt und so kam der Kontakt zustande. Jetzt kommt er also tatsächlich ins ländliche Oberschwaben. Mit dabei hat er fünf musikalische Weggefährten.
Der Ortswechsel des Einhaldenfestivals hat nichts an dessen Philosophie geändert: der Charme ist der gleiche. Das Credo „Kultur in der Natur“bleibt. Menschen sämtlicher sozialer Schichten zusammenbringen, Menschen, die sonst nur in Konzerthäuser gehen, aufs Land zu bewegen und das zu toller Jazz-Musik, die keineswegs verstaubt ist, wie so viele immer behaupten. Genau deswegen begreift sich das Einhaldenfestival auch als Familienfestival. Kinder sind ausdrücklich erwünscht, es gibt sogar Familienkarten. Zudem gibt es ein Nebenprogramm für die Kleinen: Ponyreiten, Bogenschießen, Kinderschminken und eine Hüpfburg. Doch warum sind den Veranstaltern Kinder so wichtig? „Es geht um den Nachwuchs, dass sie die Musik erleben“, sagt Veit Hübner. Denn Jazz ist nicht gleich Jazz. Jazz gibt es in so vielen unterschiedlichen Formen.
Jazz in vielen Varianten
Das zeichnet sich auch im diesjährigen Programm ab. Neben Roby Lakatos spielen in diesem Jahr auch viele alte Bekannte. Die „Huebner Brothers feat. Richie Beirach“treten am heutigen Donnerstag mit Jazz auf, ebenso wie „Unduzo“mit A-capellaGesang.
Am morgigen Freitag spielen „Eure Mütter“Musik-Comedy und „Joo Jazz“Hip-Jazz. Am Samstagnachmittag, 29. Juli, gibt es vor allem für Familien das Liedertheater mit Christof und Vladislava Altmann (ab 14 Uhr) und die BOB-Session (ab 16 Uhr) mit zwei Finalisten der Ravensburger Musikwoche vom Popbüro Bodensee-Oberschwaben bei freiem Eintritt.
Es spielen Tommy Haug und „Tuesday’s Edition“. „Wir wollen auch dem Nachwuchs eine Bühne bieten, die sie sonst nicht haben“, so Veit Hübner. Am Abend übernimmt den Eröffnungsact die Band „Berta Epple“rund um Veit Hübner, der dann an Roby Lakatos übergibt. Neu ist in diesem Jahr auch ein Late-Night-Act. Heute übernimmt diesen Part ab 22.30 Uhr das „Jazz & More Collective“, am Freitagabend spielt „Die Stangenbohnen Partei“Folk, Bluegrass, Jazz und Blues ab 23.15 Uhr auf der kleinen Bühne am Kaseshof und die „Zäpfle Bräss Bänd“lädt zur Party am Samstag ab 23 Uhr mit Straßenfeger-Funk. Zum Abschluss des Einhaldenfestivals spielt das Salonorchester „Salonmusik zum Weißwurstfrühstück“am Sonntag, 30. Juli, ab 11 Uhr.
Der Kaseshof in Geratsreute befindet sich in den Vorbereitungen für das Festival. Die kleine Bühne für das Spätprogramm wird bereits aufgebaut, die Vesperstube im alten Hof hat der Bastler und Sammler Wolfram Schnetz liebevoll gestaltet. Man erfährt einiges über die Geschichte des Kaseshofes. Er hat ihn vor Jahren gemietet und umgebaut. Zuerst diente er als Lagerstätte. Als dann klar war, dass die Veranstaltung nicht mehr in Einhalden in Horgenzell stattfinden kann, kam ihm die Idee, es auf seinem Hof zu veranstalten. „Übrigens“, erklärt Schnetz, „falls es regnet, gibt es auch eine Überdachung für das Publikum.“