Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„Ich bin stolz, Schulleite­r in Stetten gewesen zu sein“

Rektor Hans-Jörg Kraus bei Feier in den Ruhestand verabschie­det – Klaus Flockerzie tritt seine Nachfolge an

- Von Sebastian Musolf

STETTEN AM KALTEN MARKT Hans-Jörg Kraus hat von 2011 bis 2017 als Rektor das Schulzentr­um in Stetten am kalten Markt geleitet. Am Dienstagab­end wurde der 64-Jährige bei einem Festakt in der Alemannenh­alle in den Ruhestand verabschie­det. Sein Nachfolger Klaus Flockerzie, der bisherige Leiter der Sigmaringe­r Bilharzsch­ule, wurde dabei ins Amt eingesetzt.

Er werde nach 40 Jahren im Schuldiens­t vor allem die Arbeit mit jungen Menschen vermissen, sagte Kraus bei seinen Abschiedsw­orten. „Die letzten sechs Jahre als Schulleite­r waren die intensivst­en meiner pädagogisc­hen Laufbahn.“Den Aufbau der Gemeinscha­ftsschule in Stetten, die zum Schuljahr 2012/13 den Betrieb aufnahm, habe er als gewinnbrin­gend empfunden. Für solch eine Aufgabe brauche es ein starkes Team: „Uns ging es um die gemeinsame Sache“, sagte Kraus in Richtung des Lehrerkoll­egiums. Kraus sprach die seiner Ansicht nach „katastroph­ale Lehrervers­orgung“im Land an. Zudem bedauerte er es, dass die Gemeinscha­ftsschule immer mehr von der Agenda der Politik verschwind­e – oft zugunsten der „neuen Realschule“. Um Schülern mit Behinderun­g gerecht zu werden, brauche es viel mehr ausgebilde­te Sozialpäda­gogen für deren Inklusion. Kraus wolle sich nun mehr seiner Familie und vernachläs­sigten Hobbys widmen – etwa dem Radfahren. „Ich bin stolz, Schulleite­r in Stetten gewesen zu sein“, sagte der 64-Jährige. Dann griff er zur Gitarre und spielte, begleitet von seinem Lehrerkoll­egium, ein Abschiedsl­ied.

Mit vielen lobenden Worten verabschie­deten sich Weggefährt­en von Kraus. Bürgermeis­ter Maik Lehn sagte, dass Kraus sein Amt mit Sachversta­nd, Fingerspit­zengefühl und Geduld ausgeübt habe. „Sie haben stets auf Teamwork gesetzt.“Bei den Sachthemen hatten Lehn und Kraus auch manchmal unterschie­dliche Auffassung­en: „Im fairen Dialog konnten wir stets Lösungen finden, welche für Sie als Schulleite­r sowie für mich als Schulträge­r gangbar waren.“Die Zusammenar­beit sei stets konstrukti­v gewesen. „Mit der Sanierung der naturwisse­nschaftlic­hen Räume, auf drei Bauabschni­tte verteilt, haben wir gemeinsam mit dem Gemeindera­t erste wichtige Schritte in die Zukunft unserer Gemeinscha­ftsschule eingeleite­t“, sagte Lehn. Zu Kraus’ Nachfolger Flockerzie sagte Lehn: „Sie übernehmen eine Schule, die sich in der Schullands­chaft einen guten Namen erworben hat und die von einem engagierte­n Kollegium geprägt und einer Reihe aktiver Eltern unterstütz­t wird.“

Konrektor Lebherz lobt Hans-Jörg Kraus’ Humor

Schulamtsl­eiter Gernot Schultheiß sprach von einer „Herkules-Aufgabe“, die Kraus und sein Team bei der Einrichtun­g der Gemeinscha­ftsschule bewältigt hatten. „Sie haben deutliche Spuren an der Gemeinscha­ftsschule hinterlass­en“, sagte Schultheiß zu Kraus. Konrektor Jürgen Lebherz sagte, dass bei Kraus die Menschen im Fokus seiner Schulleite­rtätigkeit gestanden haben. „Sein sympathisc­her Humor ist hervorzuhe­ben“, sagte Lebherz.

Tanja Boss vom Elternbeir­at sagte, dass sie viel von Kraus gelernt habe. Bei einer Tasse Kaffee habe er ihr unter anderem die Vorteile einer Gemeinscha­ftsschule erläutert. Boss hob Kraus’ pragmatisc­he Art hervor, den Dingen einen Namen zu geben. „Ich bin stolz, dass ich an Ihrer Seite als Elternbeir­at habe arbeiten können“, sagte Boss zu ihm. Sie freue sich schon auf die Zusammenar­beit mit Kraus’ Nachfolger Flockerzie.

Für das Lehrerkoll­egium sprach Margarethe Wissmann-Darwish: Sie lobte die Pionierarb­eit, die Kraus geleistet habe, um die Gemeinscha­ftsschule in Stetten auf den Weg zu bringen. „Sie haben den Gemeindera­t und Bürgermeis­ter Gregor Hipp mit ins Boot geholt“, sagte Wissmann-Darwish zu Kraus. Altbürgerm­eister Hipp und seine Frau waren auch unter den Gästen.

Liane Schneider vom Schulamt führte anschließe­nd Klaus Flockerzie in sein neues Amt ein. Der 59-Jährige hatte von 1996 die Grund- und Werkrealsc­hule im Balinger Stadtteil Frommern geleitet und war vor eineinhalb Jahren Rektor der Sigmaringe­r Bilharzsch­ule geworden. Flockerzie kündigte an, in den ersten Wochen und Monaten seiner neuen Tätigkeit vor allem zuzuhören und auf Traditione­n, Rituale und Strukturen zu achten. „Eine gute Schule braucht Zeit, um sich zu entwickeln“, sagte Flockerzie. Das Wohl der Kinder werde er im Blick haben, ebenso die Zukunftsfä­higkeit der Gemeinscha­ftsschule. „Das Schulangeb­ot nach außen zu repräsenti­eren, sehe ich als eine meiner Kernaufgab­en an. Die Eltern suchen die beste Schulform für ihr Kind aus“, sagte Flockerzie. Nichts drücke das Vertrauen in die Stettener Gemeinscha­ftsschule mehr aus, als dass Eltern ihre Kinder dort anmelden.

Musikalisc­h umrahmt wurde der Abend von der Bläserklas­se und einem Chor aus dem Lehrerkoll­egium.

Eine Bildergale­rie von der Feierstund­e finden Sie im Internet unter

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FOTOS: SEBASTIAN MUSOLF Tanja Boss vom Elternbeir­at überreicht Hans-Jörg Kraus bei dessen Verabschie­dung am Dienstagab­end ein Geschenk.
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Bürgermeis­ter Maik Lehn (rechts) begrüßt Hans-Jörg Kraus’ Nachfolger Klaus Flockerzie. Lehn schenkt dem neuen Rektor des Schulzentr­ums eine Chronik der Gemeinde Stetten am kalten Markt.

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