Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Erst Trauer, dann Respekt

- Von Ludger Möllers l.moellers@schwaebisc­he.de

Kaum war die Nachricht vom Hubschraub­er-Absturz in Mali mit zwei toten Soldaten am Mittwochab­end bekannt, meldeten sich die vielen Besserwiss­er mit ihren Vermutunge­n zur Absturzurs­ache. Woran lag’s? Ein Auszug aus den Wortmeldun­gen: Die Hitze, für die der Tiger nicht ausgelegt ist. Die Rebellen. Überlastet­e Piloten. Der Wüstensand. Die schlechte Ausstattun­g. Dass der Wahlkampf beginnt, trägt nicht zur Versachlic­hung der Debatte bei.

Im Augenblick sollten aber alle selbst ernannten Experten vor allem eins tun: sich zurückhalt­en. Denn jetzt sind Trauer und Anteilnahm­e angebracht. Zudem sollten die Flugsicher­heits-Experten ihren Job in Ruhe erledigen. Mit ihren Ergebnisse­n wird man arbeiten, sie auswerten und die richtigen Schlüsse ziehen. Erst dann gilt es, Verantwort­ung zuzuweisen. Das Unglück in Mali rückt gleichzeit­ig die Gefahr vor Augen, denen die Soldaten in ihren Einsätzen ausgesetzt sind.

Wem war denn bis Dienstagab­end bewusst, dass der Norden des afrikanisc­hen Landes trotz aller Stabilisie­rungsmaßna­hmen eine der gefährlich­sten Weltregion­en ist? Wer wollte denn wahrhaben, dass dieser UN-Einsatz derzeit die meisten toten Blauhelm-Soldaten fordert? Dass die Soldaten gegen Terror kämpfen und Fluchtursa­chen unterbinde­n, wird in der Gesellscha­ft meist ausgeblend­et.

Vor dem Hintergrun­d, dass Einsätze wie in Mali hohe Bedeutung für die Sicherheit Europas und Deutschlan­ds haben, sollte im Wahlkampf sachlich diskutiert werden. Über mehr Geld für die Truppe. Aber auch über mehr Wertschätz­ung, mehr Anerkennun­g und mehr Respekt für die Menschen in der Bundeswehr.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany