Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Besorgter Blick nur in eine Richtung
Zum Artikel „VerbrennungsmotorenDebatte kommt in Fahrt“(27.7.): Es ist geradezu grotesk, mit welcher Energie hierzulande auf die Dieselautos eingedroschen wird! Halbwahrheiten und ein völlig verzerrtes ökologisches Gesamtbild sollen dem deutschen Dieselfahrer die Stimmung vermiesen. Besonders kluge Politiker und natürlich die dementsprechenden Medien haben es verstanden, den besorgten Blick des Bürgers in nur eine Richtung zu lenken. Auch ein Benziner bläst hinten Abgase raus, wahrscheinlich nicht weniger schädlich in ihrer Gesamtheit. Aber die Diesel-Pkw sind eben gerade im Fokus der selbst ernannten Umweltschützer. Schiffe, die mit Schweröl unterwegs sind, Lkw, Baumaschinen, Traktoren, Erntemaschinen, Militärfahrzeuge und Reisebusse stehen wohl eher nicht zur Diskussion.
Ein Diesel im Pkw arbeitet effizienter und mit höherem Drehmoment als ein benzin- oder gasbetriebener Motor. Selbstzünder sind auch sparsamer und im Anhängerbetrieb kaum vergleichbar mit einem Benziner, weil dieser dann enorme Trinkgewohnheiten offenbart. Und was nun die Feinstaubbelastung betrifft: Sie wird auch durch Reifenabrieb verursacht, von allen Fahrzeugen im Straßenverkehr.
Bleibt also das E-Mobil als zukunftsweisendes, individuelles Auto? Ich glaube im Moment noch nicht, denn das so saubere Elektroauto hat einen miserablen ökologischen Fußabdruck bei der Herstellung. Es soll ja möglichst leicht sein und wird daher meistens aus Aluminium gefertigt. Aluminiumerzeugung ist aber sehr energieaufwendig, hinterlässt giftigen Rotschlamm und gerodete Urwälder und für die Herstellung von Akkus bedarf es seltener Erden. Beim Abbau und bei der Aufbereitung dieser Erden entstehen sehr schädliche radioaktive Abfallprodukte. Ein E-Mobil braucht vermutlich zwei Akkus in seinem Autoleben, die ja dann auch wieder recycelt werden müssen. Die Elektromobilität wird wohl kommen, doch wahrscheinlich dauert es noch lange, um ein einigermaßen umweltverträgliches Gesamtkonstrukt zu erarbeiten. Ulli Messmer, Lindau Die Automobilindustrie in Deutschland kommt aus den Negativschlagzeilen nicht heraus. Erst der Dieselskandal, nun die mutmaßlichen Kartellverstöße von Herstellern durch gemeinsame Absprachen. Es ist zu befürchten, dass Deutschlands Vorzeigeund Schlüsselbranche, an der direkt und indirekt Millionen von Arbeitsplätzen hängen, auf eine Existenzkrise zusteuert. Eine Krise dieses Ausmaßes würde an das Fundament unseres Wohlstandes gehen.
Die deutsche Automobilindustrie hat, wie einige andere wichtige Branchen vor ihr, den erforderlichen Wandel weitgehend verschlafen. Denn Branchen, in denen Deutschland einmal führend war, wie beispielsweise die Unterhaltungselektronik und die Pharmaindustrie, werden heute von anderen Ländern dominiert. Auch die Unternehmen dieser Branchen haben den Wandel der Zeit nicht erkannt und sukzessive an Wettbewerbsfähigkeit verloren. Es wurde am Bewährten festgehalten, statt konsequent auf die Zukunft zu setzen.
Nur wer am Bewährten festhalten will, kommt auf die Idee, Abgaswerte zu manipulieren und Absprachen zu treffen. Während Elektrofahrzeuge aufgrund des technologischen Fortschritts zukünftig voraussichtlich immer billiger werden, steigen die Kosten für traditionelle Fahrzeuge aufgrund der immer aufwendigeren Abgasreinigung weiter an. Seriöse Ökonomen gehen davon aus, dass schon in weniger als zehn Jahren weltweit die Elektrofahrzeuge beziehungsweise Fahrzeuge mit Alternativantrieb dominieren werden. Dabei wird die deutsche Autoindustrie nicht nur von einer neuen Antriebstechnologie bedroht. Auch bei anderen wichtigen technologischen Entwicklungen, wie zum Beispiel bei der Digitalisierung oder dem autonomen Fahren, liegt Deutschland deutlich hinter anderen Ländern zurück. Deutschlands Autoindustrie bleibt derzeit im Grunde lediglich das in den vergangenen 100 Jahren aufgebaute Image, das die Industrie jedoch durch ihr Verhalten gerade selbst ruiniert.
Die jetzige und wohl auch künftige Kanzlerin setzt derweil auf die gleiche Strategie wie schon bei der Euround Migrationskrise: Aussitzen. Dieses Mal dürfte es jedoch ans Eingemachte gehen. An der Stärke der deutschen Wirtschaft hängt beinahe alles. Unser Wohlstand, unsere Fähigkeit, die (bisher ungedeckten) Kosten einer alternden Gesellschaft zu tragen, unsere Fähigkeit, mehr als eine Million überwiegend unqualifizierte Zuwanderer zu versorgen und unsere Finanzkraft, den Euro und damit die Europäische Union zu erhalten. Ohne eine weltweit erfolgreiche Automobilindustrie sind diese Herausforderungen unmöglich zu bewältigen. Alfred Kastner, Weiden
Hauptsache die Bilanz stimmt
Zum Artikel „Rekord bei der Kleinkindbetreuung – und doch viel Luft nach oben“(28.7.): „Gute Arbeit“, möchte man sagen. Der Steuerzahler finanziert klaglos 762 657 Krippenplätze mit mehr als 1000 Euro pro Monat. Es handelt sich also um eine jährliche Summe von knapp einer Milliarde Euro. Für diese Summe kauft der Staat den Kindern ihre Mütter ab, damit diese sich gefälligst auf dem Arbeitsmarkt bewähren. Deren Steuern und Abgaben müssen bei Weitem den oben genannten Aufwand übersteigen, denn sonst würde sich dieser Deal gar nicht lohnen.
Mehr und mehr bewahrheitet sich der Slogan: Der Staat frisst seine eigenen Kinder. Aber Staat und Wirtschaft fressen nicht nur die eigenen Kinder, sondern deren Eltern gleich mit. Erschöpft nehmen sie ihre müden Kinder abends mit nach Hause. Aber dort ist gar kein Zuhause mehr, denn die Kleinen binden sich an die Betreuerin, die sich (bestenfalls) die meiste Zeit des Tages mit ihnen beschäftigt hat. „Mama, ich will aber mit Sabine heim!“
Aber für solche zimperlichen Bedenken hat der Finanzminister keinen Nerv. Hier geht es um Zahlen, um Einnahmen, um Bilanzen. Wo kämen wir denn hin, wenn wir uns von der Sehnsucht der Eltern nach ihrem Baby unsere Bilanzen verhageln ließen? Andreas Quendt, Amtzell 762 657 Kinder wurden zum 1. März betreuut.
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