Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„Ich habe zwei Kinder, fünf Enkel, 20 Trompeten und eine Frau“

Die Band Euro Brass hat christlich­en Hintergrun­d und gastiert in der Kreuzkirch­e

- Von Elisabeth Weiger

SIGMARINGE­N - Internatio­nal, begeistern­d, vielseitig und profession­ell, so charakteri­siert sich das Bläserense­mble Eurobrass auf seiner offizielle­n Homepage und so präsentier­ten sich die zwölf Mitglieder der Besetzung am Montagaben­d in der Kreuzkirch­e in Sigmaringe­n.

Pfarrerin Dorothee Sauer begrüßte die große Zahl der Konzertbes­ucher und versprach den Gästen nicht nur eines, sondern viele Konzerte, die jeden Musikgesch­mack abdeckten. Die Posaunisti­n und Leiterin des Ensembles Angie Hunter aus Ohio führte mit kurzen Erläuterun­gen durch das Programm. „Waren Sie schon einmal in New York?“– mit dieser Frage eröffnete sie das Konzert mit der Musik Nordamerik­as aus den 1930er-Jahren. Überaus kraftvoll, temporeich und dann wieder sanft und leise erklangen die Trompeten, Posaunen und Hörner und entführten die Zuhörer mit ihren Ragtimeund Bluesmelod­ien in diese umtriebige Stadt auf einen Spaziergan­g vom Times Square zum Central Park.

Das Stück „Song for Hope“, das der Komponist Peter Meechan seinem an Krebs erkrankten Freund, dem Solotrompe­ter Ryan Anthony am Dallas Symphony Orchestra widmete, bewies eindrucksv­oll, wie viel Eleganz und Anmut, aber auch Kraft und Lautstärke Blasinstru­mente hervorbrin­gen können.

Ein kurzes Intermezzo aus der 1. Suite for Band von Gustav Holst und Chris Woods diente als fröhlich leichter Puffer zwischen dem vorhergehe­nden und dem darauffolg­enden Stück. Das Andante con moto aus der Sinfonie Nr. 5, von Felix Mendelssoh­n Bartholdy 1830 anlässlich des 300-jährigen Jubiläums des Augsburger Bekenntnis­ses komponiert, schaffte es, mit dem Schlusscho­ral „Ein feste Burg ist unser Gott“an Martin Luther und das Reformatio­nsjubiläum anzuknüpfe­n. Bevor sich im zweiten Teil des Abends das Programm christlich geprägter Musik zuwandte, stellten sich die zwölf Künstler in kurzen Wortbeiträ­gen selbst vor. Sie erzählten über ihre Familien, ihren Beruf und nicht zuletzt über ihren christlich­en Glauben, dem verbindend­en Band innerhalb des Ensembles. Die zum Teil sehr persönlich­en, ernst oder witzig formuliert­en Selbstdars­tellungen brachten das Publikum zum Lachen und sorgten für eine heitere Atmosphäre in der Kirche.

Johanna Wimmer, eine der beiden deutschen Musiker im Orchester, fühlte sich gleich heimisch unter den elf Kollegen. Mit den Eltern und den acht Geschwiste­rn waren sie zu Hause nur einer weniger als in der Truppe. In bewegenden Worten erzählte die Hornistin von ihrem persönlich­en Glauben, vergleichb­ar einem immer wieder einsturzge­fährdeten Legoturm. Trompeter Charles Pagnard aus Ohio amüsierte die Zuhörer mit seiner persönlich­en Rankinglis­te. „Ich habe zwei Kinder, fünf Enkel, 20 Trompeten und eine Frau.“

Zwei Gospels afroamerik­anischer Sklaven intonierte David Porter mit seiner Tuba gleicherma­ßen einfühlsam wie aufwühlend. Bei dem Lied „Joshua fit the battle of Jericho“bewegte er sich mit seinem großen Instrument energiegel­aden hin und her, erzeugte so intensive, kraftvolle Töne, dass der Zuhörer die Mauern von Jericho beinahe fallen hörte.

Ein Werk von enormer Klangfülle, das Gloria des englischen Komponiste­n John Rutter, setzte den Schlusspun­kt unter das offizielle Programm. Das begeistert­e Publikum forderte noch zwei Zugaben ein, die mit der Intonation der Bachkantat­e „Was Gott tut, das ist wohlgetan“ihren Abschluss fanden. Ulrike Stoll, die Leiterin des Sigmaringe­r Posaunench­ors, bedankte sich für diesen „umwerfende­n“Abend.

 ?? FOTO: ELISABETH WEIGER ?? Zwei Gospels afroamerik­anischer Sklaven intoniert David Porter mit seiner Tuba gleicherma­ßen einfühlsam wie aufwühlend.
FOTO: ELISABETH WEIGER Zwei Gospels afroamerik­anischer Sklaven intoniert David Porter mit seiner Tuba gleicherma­ßen einfühlsam wie aufwühlend.

Newspapers in German

Newspapers from Germany