Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
„Ich habe zwei Kinder, fünf Enkel, 20 Trompeten und eine Frau“
Die Band Euro Brass hat christlichen Hintergrund und gastiert in der Kreuzkirche
SIGMARINGEN - International, begeisternd, vielseitig und professionell, so charakterisiert sich das Bläserensemble Eurobrass auf seiner offiziellen Homepage und so präsentierten sich die zwölf Mitglieder der Besetzung am Montagabend in der Kreuzkirche in Sigmaringen.
Pfarrerin Dorothee Sauer begrüßte die große Zahl der Konzertbesucher und versprach den Gästen nicht nur eines, sondern viele Konzerte, die jeden Musikgeschmack abdeckten. Die Posaunistin und Leiterin des Ensembles Angie Hunter aus Ohio führte mit kurzen Erläuterungen durch das Programm. „Waren Sie schon einmal in New York?“– mit dieser Frage eröffnete sie das Konzert mit der Musik Nordamerikas aus den 1930er-Jahren. Überaus kraftvoll, temporeich und dann wieder sanft und leise erklangen die Trompeten, Posaunen und Hörner und entführten die Zuhörer mit ihren Ragtimeund Bluesmelodien in diese umtriebige Stadt auf einen Spaziergang vom Times Square zum Central Park.
Das Stück „Song for Hope“, das der Komponist Peter Meechan seinem an Krebs erkrankten Freund, dem Solotrompeter Ryan Anthony am Dallas Symphony Orchestra widmete, bewies eindrucksvoll, wie viel Eleganz und Anmut, aber auch Kraft und Lautstärke Blasinstrumente hervorbringen können.
Ein kurzes Intermezzo aus der 1. Suite for Band von Gustav Holst und Chris Woods diente als fröhlich leichter Puffer zwischen dem vorhergehenden und dem darauffolgenden Stück. Das Andante con moto aus der Sinfonie Nr. 5, von Felix Mendelssohn Bartholdy 1830 anlässlich des 300-jährigen Jubiläums des Augsburger Bekenntnisses komponiert, schaffte es, mit dem Schlusschoral „Ein feste Burg ist unser Gott“an Martin Luther und das Reformationsjubiläum anzuknüpfen. Bevor sich im zweiten Teil des Abends das Programm christlich geprägter Musik zuwandte, stellten sich die zwölf Künstler in kurzen Wortbeiträgen selbst vor. Sie erzählten über ihre Familien, ihren Beruf und nicht zuletzt über ihren christlichen Glauben, dem verbindenden Band innerhalb des Ensembles. Die zum Teil sehr persönlichen, ernst oder witzig formulierten Selbstdarstellungen brachten das Publikum zum Lachen und sorgten für eine heitere Atmosphäre in der Kirche.
Johanna Wimmer, eine der beiden deutschen Musiker im Orchester, fühlte sich gleich heimisch unter den elf Kollegen. Mit den Eltern und den acht Geschwistern waren sie zu Hause nur einer weniger als in der Truppe. In bewegenden Worten erzählte die Hornistin von ihrem persönlichen Glauben, vergleichbar einem immer wieder einsturzgefährdeten Legoturm. Trompeter Charles Pagnard aus Ohio amüsierte die Zuhörer mit seiner persönlichen Rankingliste. „Ich habe zwei Kinder, fünf Enkel, 20 Trompeten und eine Frau.“
Zwei Gospels afroamerikanischer Sklaven intonierte David Porter mit seiner Tuba gleichermaßen einfühlsam wie aufwühlend. Bei dem Lied „Joshua fit the battle of Jericho“bewegte er sich mit seinem großen Instrument energiegeladen hin und her, erzeugte so intensive, kraftvolle Töne, dass der Zuhörer die Mauern von Jericho beinahe fallen hörte.
Ein Werk von enormer Klangfülle, das Gloria des englischen Komponisten John Rutter, setzte den Schlusspunkt unter das offizielle Programm. Das begeisterte Publikum forderte noch zwei Zugaben ein, die mit der Intonation der Bachkantate „Was Gott tut, das ist wohlgetan“ihren Abschluss fanden. Ulrike Stoll, die Leiterin des Sigmaringer Posaunenchors, bedankte sich für diesen „umwerfenden“Abend.