Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Partien wegen Dunkelheit unterbrochen
Tennis, Knoll Open 4. Tag
BAD SAULGAU - Mit Katharina Hobgarski und Tamara Korpatsch haben am Donnerstagabend die letzten beiden deutschen Spielerinnen bei den Knoll Open, dem mit 25 000 US-Dollar dotierten Tennis ITF-Turnier in Bad Saulgau, gespielt. Fast zeitgleich durchlebten die Spielerinnen und die Zuschauer ein Wechselbad der Gefühle. Vorjahressiegerin Tamara Korpatsch wandelte auf dem Little Blue Court gegen die laufstarke Italienerin Jessica Pieri ebenso am Rande einer Niederlage nach verlorenem ersten Satz, wie auf dem Centre Court Katharina Hobgarski. Beide Spiele wurden wegen Dunkelheit abgebrochen und werden heute, ab 11 Uhr, fortgesetzt.
Katharina Hobgarski gilt als einer der hoffnungsvollsten Tennis-Talente, dem die Zukunft gehört. Die 1,71 Meter große, für BASF Ludwigshafen spielende Saarländerin hat das auch bei den Knoll Open in diesem Jahr in Bad Saulgau schon beweisen, als sie in der ersten Runde am Mittwoch die ehemalige Nummer 41 der Welt Lucie Hradecka aus Tschechien - immerhin auch schon mal Knoll Open-Siegerin und dreifache GrandSlam-Siegerin im Doppel und im Mixed - in zwei Sätzen besiegte. Am Donnerstagabend kam dann das Beinahe-Aus gegen die lange Bulgarin Isabella Shinikova. Im ersten Satz war die Saarländerin ihrer unorthodox spielenden Gegnerin hoffungslos unterlegen, lamentierte, flehte immer wieder WTB-Trainerin Jasmin Wöhr, die im Publikum saß und so gut es ging Hobgarski half, an. Doch nach knapp 40 Minuten war Satz eins mit 2:6 futsch.
Umgekehrte Vorzeichen dann in Satz zwei. Plötzlich führte Hobgarski mit 5:0, die Bulgarin ließ sich an der Schulter behandeln, und als der Satz eigentlich weg war, machte diese Punkt um Punkt - 5:4, ehe Hobgarski den Satz mit 6:4 zumachte. Doch nicht nur zur Verwunderung Jasmin Wöhrs schienen bei Hobgarski nun wieder die Dämme zu brechen, Shinikova führte 5:0 und 40:0, machte den Sack nicht zu und plötzlich stand es nur noch 5:4 für die Bulgarin, ehe die Stuhlschiedsrichterin wegen Dunkelheit abbrach.
Das Tennisjahr meinte es aber bislang gut mit Katharina Hobgarski: Turniersiege in Nürnberg und Aschaffenburg im Einzel, das Finale erreicht in Palmanova auf Mallorca. Langsam aber stetig kommt sie ihrem (Zwischen-)Ziel, den besten 200 immer näher, auch wenn sie in einem Interview mit der Homepage des Deutschen Tennis-Bundes (DTB) jüngst erklärte: „Ich kann nicht sagen, dass das Ranking völlig unwichtig ist. Dennoch liegt mein Hauptaugenmerk nicht auf Positionen, sondern auf meiner spielerischen Entwicklung. Wenn die stimmt, geht es in der Rangliste automatisch nach oben. Aber natürlich wächst mit einem steigenden Ranking auch das Vertrauen ins eigene Spiel und die Nervosität auf dem Platz lässt nach.“
So gesehen dürfte Katharina Hobgarski, deren Vorbilder Maria Sharapova und Roger Federer sind, im November 2016 die Ruhe selbst gewesen sein. Denn da hatte sie gerade sechs Wochen hinter sich, die die erfolgreichsten in der jungen Karriere der Psychologiestudentin gewesen sein dürften. Im Oktober und November gibt es eine Turnierserie in Hammamet. Dabei feierte Hobgarsi sechs Turniersiege in Folge, brannte eine wahre Serie auf den roten Sand in der Wüste. Dort, so Hobgarski habe es „klick gemacht“. „Das hat mich in meinem Spiel auf jeden Fall bestärkt und mir Selbstvertrauen gegeben“, sagt die deutsche U18-Meisterin des Jahres 2015, die sich sehr früh auf den Profizirkus konzentrierte. Im Jahr 2015 stand sie im Finale der Juniorinnenkonkurrenz bei den Australian Open und bei den French Open, auf ihrem Lieblingsbelag Sand, und obwohl sie hätte noch länger bei den Juniorinnen hätte spielen können, entschloss sie sich dazu, den Fokus auf die Erwachsenen zu legen.
Ein Zeichen, dass der DTB auf den Twen aus dem Sarland setzt, zeigt die Tatsache, dass sie seit 2015 zum Porsche-Talent-Team gehört, quasi dem Nachwuchsableger der Großen um Angelique Kerber und Co. Sie selbst arbeitet mit Dirk Dier zusammen, seit kurzem als Bundestrainer angestellt und Assistent von Barbara Rittner. „Da er wie ich Saarländer ist und zudem in Saarbrücken lebt, hat es sich angeboten, dass wir intensiver zusammenarbeiten. Und wie die Ergebnisse auf Mallorca zeigen, klappt es auch ganz gut“, sagte Hobgarski, die seit dem 5. Lebensjahr Tennis spielt, dem DTB-eigenen Pressedienst.