Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
FC Bayern gewinnt den Supercup
Beim Elfmeter-Sieg im Supercup zeigt München alte Tugenden, der BVB allerdings auch
- Fußball-Rekordmeister Bayern München hat nach seiner Niederlagenserie in der Vorbereitung den ersten Titel der Saison gewonnen. Das zuletzt viel kritisierte Team von Trainer Carlo Ancelotti gewann den Supercup 2017 bei Pokalsieger Borussia Dortmund durch ein 7:6 nach Elfmeterschießen. Nach 90 Minuten hatte es 2:2 (1:1) gestanden. Matchwinner war Bayerns Torhüter Sven Ulreich, der die Elfmeter von Sebastian Rode und Marc Bartra parierte.
DORTMUND (dpa/SID) - Im ersten Konfettiregen der Saison verflogen die Sorgen. Mit seligem Lächeln standen die Bayern-Bosse Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge hinter dem Siegerpodest und spendeten den jubelnden Münchner Profis Applaus. Das 5:4 (2:2, 1:1) im Elfmeterschießen des Supercups beim Erzrivalen Borussia Dortmund sorgte beim Meister für Erleichterung. „Wir haben gezeigt, dass wir in keiner Krise sind. Heute hat die Mannschaft bewiesen, dass sie sich auf den Punkt konzentrieren kann“, sagte Vorstandschef Rummenigge.
Ähnlich ausgelassen wie bei der Trophäenübergabe ging es in der Kabine zu. Auffällig laut und überschwänglich feierten die Bayern ihren sechsten Erfolg im Supercup. Auch Weltmeister Thomas Müller wirkte wie von Lasten befreit. „Es war wichtig, dass wir die Niederlagen aus der Vorbereitung etwas abstreifen“, sagte er. „Wieder einmal zu gewinnen, war eine Wohltat.“Trainer Carlo Ancelotti wertete das Erfolgserlebnis ähnlich, klang bei seiner Analyse aber gewohnt kühl und weltmännisch: „Niemand muss sich Sorgen machen. Wenn es losgeht, sind wir da.“
Fünf Niederlagen in sechs Testspielen hatten die Münchner mächtig ins Grübeln gebracht und Ängste vor einem Stolperstart in der Bundesliga geschürt. Doch in Dortmund behielt der Titelverteidiger trotz zweimaligen Rückstands durch Christian Pulisic (12.) und Pierre-Emerick Aubameyang (71.) die Nerven. Ein durch viel Druck erzwungenes Eigentor der Dortmunder „Co-Produzenten“Roman Bürki und Lukasz Piszczek in der 88. Minute und zwei gehaltene Elfmeter von Manuel-Neuer-Ersatz Sven Ulreich im Krimi vom Punkt wendeten die Niederlage ab. Torjäger Robert Lewandowski hatte zuvor das 1:1 erzielt (18.).
Die großen Emotionen bei der Siegesfeier kamen für Mats Hummels nicht überraschend. „Es ist ein brisantes Duell, da haben sich alle gefreut. Es mag sein, dass die letzten Wochen da auch ein bisschen reingespielt haben“, erklärte der Abwehrchef. Dennoch konnte sich Hummels einen kritischen Seitenhieb auf die holprige Vorbereitung mit anstrengender PR-Tour durch Asien nicht verkneifen: „Wir haben jetzt mal zwei normale Trainingswochen, in denen wir nicht so viele nichtsportliche Termine haben. Da müssen wir uns nicht von Spiel zu Spiel hangeln, das wird uns schnell guttun.“
Weniger ermutigend verlief das Duell der verunsicherten Branchenführer für die Borussia. Nur zwei Minuten fehlten zum Sieg nach zuletzt ebenfalls schwachen Testspielen. Zumindest die Leistung nach der Pause, als sich der BVB vom Druck der Bayern befreite, lässt für die erste Saison unter der Regie des neuen Trainers Peter Bosz hoffen. „Die zweite Halbzeit ging komplett an uns. Deshalb ist es bitter zu verlieren. Aber wir sind auf dem Weg, besser zu werden“, befand Mittelfeldspieler Nuri Sahin.
Nach Ballgewinnen suchte der ohne Mario Götze (Rückenprobleme) angetretene BVB im neuen 4-3-3-System sofort den Weg nach vorne, das schnelle Umschaltspiel weckte Erinnerungen an die Auftritte aus der Double-Saison 2011/12, auch wenn nur wenige Chancen heraussprangen. Vor allem im ersten Durchgang häuften sich aber die Fehler: Pässe kamen nicht an, vor dem 1:1 funktionierte die Abseitsfalle nicht, die gesamte Viererkette ließ sich mit einem Pass aushebeln.
Eine unglückliche Premiere feierte der Videobeweis. Wie die Deutsche Fußball Liga und der DFB mitteilten, „lagen die kalibrierten Linien, die dem Video-Assistenten normalerweise bei Abseitsentscheidungen vorliegen und ihn unterstützen, aufgrund technischer Probleme vor der Pause noch nicht vor“. Deshalb musste Videoassistent Tobias Stieler ohne die Technik entscheiden, ob Joshua Kimmich vor seiner Flanke auf Lewandowski im Abseits stand. Immerhin: Er lag richtig.