Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Lärm soll unter Grenzwerte­n liegen

Planer stellen die Biohybrid-Anlage vor, die Erdgas Südwest in Hahnennest bauen will

- Von Barbara Baur

- Der Energiever­sorger Erdgas Südwest hat im Feuerwehrh­aus in Kalkreute Bürger über die geplante BiohybridA­nlage informiert. Das Unternehme­n beabsichti­gt, solch eine Anlage im Ostracher Teilort Hahnennest zu bauen. Sie soll in direkter Nachbarsch­aft der bereits bestehende­n Biogasanla­ge entstehen.

In der Biohybrid-Anlage sollen sowohl Biogas, als auch Erdgas aus der dort vorbeiführ­enden Pipeline verflüssig­t werden. „Das Gas wird nicht verdichtet, sondern auf Atmosphäre­ndruck wird Wärme entzogen“, erläuterte Oliver Auras, Leiter der Projektent­wicklung bei Erdgas Südwest. Das Gas werde auf etwa Minus 160 Grad Celsius abgekühlt, bis es flüssig wird. Dabei verliere es deutlich an Masse. „Aus 600 Kubikmeter­n Gas wird ein Kubikmeter Flüssigkei­t“, sagte Auras. Mit der geplanten Anlage in Hahnennest sollen bis zu zehn Tonnen des verflüssig­ten Biomethans hergestell­t werden, das in der Fachsprach­e Bio-LNG genannt wird.

Auras berichtete, dass Bio-LNG auf dem Weltmarkt rege gehandelt wird. Gas werde vielfach an Küsten verflüssig­t und weltweit vertrieben. „Wir wollen es regional machen und die vorhandene Infrastruk­tur nutzen“, sagte er. Mit dem Flüssiggas könnten Lastwagen betankt und angetriebe­n werden. Auch in der Schifffahr­t oder in der Landwirtsc­haft werde es eingesetzt. „Es findet überall da Verwendung, wo Maschinen lange laufen“, sagte er. In China sei es als Treibstoff bereits sehr gängig, in den Niederland­en werde es seit wenigen Jahren auch eingesetzt – und zwar mit einer rasanten Zuwachsrat­e.

Es sei überall dort gut geeignet, wo hohe Emissionen gemessen werden. Beispielsw­eise werde Bio-LNG im öffentlich­en Nahverkehr der norwegisch­en Hauptstadt Oslo eingesetzt. „Bei uns entsteht der Markt im Rahmen der Energiewen­de gerade“, sagte Auras. Das gespeicher­te Flüssiggas könne auch wieder in die Pipeline eingespeis­t werden, wenn es Versorgung­sengpässe gebe. „Gas aus Russland kommt im Winter nicht immer in Deutschlan­d an“, sagte er. Ein Vorteil sei auch, dass Flüssiggas in Gebiete transporti­ert werden kann, in denen es keine Pipeline gibt.

Gas wird gereinigt und verflüssig­t

Melanie Gimmy, die bei Erdgas Südwest für die Projektent­wicklung zuständig ist, erläuterte die Funktionsw­eise der geplanten Biohybrid-Anlage. Das Biogas aus Hahnennest werde direkt übernommen. In einem ersten Schritt werde es entschwefe­lt, außerdem werde Kohlendiox­id (CO2) abgeschied­en. Erst dann werde es verflüssig­t. „Das Biogas muss dafür sehr rein sein“, sagte sie. Die Anlage, die von der Firma Wärtsilä gebaut wird, verfüge über eine Speicherka­pazität von 48 Tonnen, die aber nicht vollständi­g ausgenutzt werden soll. Das Flüssiggas soll vom Speicher in Tankfahrze­uge abgefüllt werden. Es sei aber auch möglich, die Flüssigkei­t über eine Verdampfun­gsanlage wieder ins Netz einzuspeis­en. Die Energie, die die Anlage benötigt, wird über ein Blockheizk­raftwerk aus Erdgas produziert. Dies könne auch ausgeschal­tet werden, sollte es im Netz einen Überschuss an Sonnenund Windenergi­e geben. Die Anlage würde dann die überschüss­ige Energie beziehen.

Erdgas Südwest investiert für den Bau der Anlage 13 Millionen Euro. Der Energiever­sorger benötigt eine Fläche von 3500 Quadratmet­ern für die Anlagentec­hnik. Die Anlage ist bis zu 13 Meter hoch, besteht aber hauptsächl­ich aus Modulen, die so groß wie Container sind. Die Anlage soll 24 Stunden am Tag betrieben werden und zehn Tonnen Flüssiggas produziere­n können. Damit könne ein Tanklastwa­gen gefüllt werden, sodass mit keinem stark erhöhten Verkehrsau­fkommen zu rechnen sei, sagte Melanie Gimmy. Von montags bis freitags solle ein Lastwagen am Tag fahren.

Schallschu­tz ist notwendig

Christian Reutter vom Stuttgarte­r Ingenieurb­üro Heine und Jud stellte ein Schallguta­chten vor. Zum einen seien bereits vorhandene Geräuschem­issionen gemessen worden, zum anderen habe das Büro eine Hochrechnu­ng gemacht, mit wieviel Lärm nach Bau der Biohybrid-Anlage und des in Hahnennest geplanten Stalls für 1000 Milchkühe gerechnet werden kann. Dazu werden die Angaben des Anlagenbau­ers herangezog­en. In der Simulation wurde auch die Beschaffen­heit des Geländes und die Windrichtu­ng berücksich­tigt. Heraus kam, dass die Biohybrid-Anlage ohne Schallschu­tz die gesetzlich­en Grenzwerte überschrei­tet.

Anschließe­nd sei berechnet worden, wie es sich verhält, wenn die einzelnen Anlagen mit Schallschu­tz ausgestatt­et werden, sagte er. Demnach werde es für die Einwohner Hahnennest­s am lautesten. Doch auch in Mettenbuch, Burgweiler und Kalkreute wird die Anlage zu hören sein. „Der Schall liegt aber deutlich unter den Grenzwerte­n“, sagte er.

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FOTO: BARBARA BAUR Bei der Biogasanla­ge in Hahnennest will Erdgas Südwest eine Biohybrid-Anlage bauen, mit der das Gas verflüssig­t werden kann.

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