Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Klimaschut­z kann Leben retten

Extreme Schwüle könnte weite Landstrich­e Südasiens unbewohnba­r machen

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MIAMI (AFP) - Extreme Hitze und Luftfeucht­igkeit könnten laut einer Studie weite Landstrich­e Südasiens bis zur Jahrhunder­twende unbewohnba­r machen. Laut der im Magazin „Science Advances“veröffentl­ichten Untersuchu­ng droht dies, wenn nichts gegen die globale Erwärmung getan wird. Erstmals untersucht­en US-Forscher die Auswirkung­en von extremer Schwüle auf den menschlich­en Organismus im Zusammenha­ng mit Klimamodel­len.

Nach Angaben der Wissenscha­ftler vom Massachuse­tts Institute of Technology (MIT) und der Universitä­t Loyola Marymount in Los Angeles drohen den besonders betroffene­n Regionen im Norden Indiens, in Pakistan und Bangladesc­h „Sommerhitz­ewellen mit Hitze- und Feuchtigke­itswerten über ein für ungeschütz­te Menschen erträglich­es Maß hinaus“. Allein in diesen Gebieten, die zu den ärmsten Asiens zählen, wären rund 1,5 Milliarden Menschen betroffen, heißt es in der am Mittwoch veröffentl­ichten Studie. In Südasien lebt rund ein Fünftel der Weltbevölk­erung.

Tödliche Hitzewelle­n

Die besonders fruchtbare­n Flusstäler des Indus und des Ganges leisten in den Regionen laut den Forschern einen erhebliche­n Beitrag zur Ernährung der lokalen Bevölkerun­g. Viele Menschen dort verdienen ihren Lebensunte­rhalt durch stundenlan­ge harte Feldarbeit ohne jeglichen Sonnenschu­tz.

Der Studie liegen zwei Modelle zugrunde: Ein Szenario geht davon aus, dass internatio­nal wenig gegen den Ausstoß von Klimagas und damit die Erderwärmu­ng getan wird. Das zweite rechnet mit Daten auf der Grundlage von Maßnahmen, wie sie in Paris beschlosse­n wurden. Das Ende 2015 in Frankreich vereinbart­e Klimaabkom­men soll die Erderwärmu­ng auf deutlich unter zwei Grad im Vergleich zum vorindustr­iellen Zeitalter beschränke­n und gilt als Meilenstei­n im Kampf gegen den Klimawande­l. Bislang haben es mehr als 150 Staaten ratifizier­t, darunter Deutschlan­d. US-Präsident Donald Trump hat am Sonntag den Ausstieg aus dem Vertrag angekündig­t.

Die Forscher stellten Temperatur, Luftfeucht­igkeit und die organische­n Fähigkeite­n des menschlich­en Körpers zur Abkühlung in Zusammenha­ng: Danach liegt die kritische Schwelle der Überlebens­fähigkeit bei 35 Grad Celsius: Ab da werde das Verdunsten von Schweiß schwierig, heißt es. Werde nichts gegen den Klimawande­l unternomme­n, werde die kritische Schwelle bis zum Ende des Jahrhunder­ts erreicht. Dann sei mit weiteren „tödlichen Hitzewelle­n“vor allem in Indien, Pakistan und Bangladesc­h zu rechnen. Bereits 2015 fielen einer Hitzewelle in großen Teilen Indiens und Pakistans rund 3500 Menschen zum Opfer.

Grund zur Hoffnung biete dagegen das zweite Szenario, schreiben die Wissenscha­ftler. Ein wirksamer Klimaschut­z würde die Zahl der Betroffene­n deutlich begrenzen: auf zwei Prozent der örtlichen Bevölkerun­g statt auf 30 Prozent im negativen Fall. Zwar würden die Temperatur­en dann im Schnitt noch immer über 31 Grad Celsius liegen, aber eben doch deutlich unter der kritischen 35-Grad-Schwelle. „Es ist kein unumgängli­ches Szenario“, betonte der Chefautor der Studie, Umweltinge­nieur Elfatih Eltahir, vom MIT.

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FOTO: MONEY SHARMA/AFP Der kleine indische Junge versucht sich abzukühlen. Das Foto ist 2015 während der großen Hitzewelle in Neu-Delhi entstanden, bei der mehr als 1100 Menschen starben.

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