Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Binger Räte stellen schnelles Internet infrage

Gemeindera­t kann sich lediglich für neue Baugebiete zum Ausbau des Glasfasern­etzes durchringe­n

- Von Sabine Rösch

BINGEN - Der Gemeindera­t hat eine zukunftstr­ächtige Entscheidu­ng zur künftigen Vorgehensw­eise bezüglich des Breitbanda­usbaus in Bingen verschoben. Die Räte beschlosse­n lediglich, dass die beiden Baugebiete, zusätzlich zur Telekom, die ein Netz für die Glasfaserv­ersorgung einlegen wird, ein eigenes Netz bekommen sollen. Allerdings steht diese Entscheidu­ng unter dem Vorbehalt der Kosten.

Zur Sitzung waren Winfried Hörmann von der Telekom als auch die beiden Geschäftsf­ührer der BLS (Breitbandv­ersorgungs­gesellscha­ft Landkreis Sigmaringe­n) Bernt Aßfalg und Andreas Gräfe gekommen. Zunächst führte Bürgermeis­ter Jochen Fetzer in das Thema mit einem Rückblick der bisherigen Aktivitäte­n um das Thema in Bingen ein. Schon vor zehn Jahren wurde das Internet als wichtiger Baustein der Daseinsvor­sorge erkannt und mit der Telekom die DSL-Technik eingeführt. Durch die Telekom wurde vor drei Jahren das Netz durch den Bau sieben weiterer DSLAM-Kasten nochmal deutlich ausgeweite­t, sodass aktuell in Bingen im Download fast überall eine Geschwindi­gkeit von 50Mbit/s möglich ist.

Für den Ortsteil Hochberg mit seinen 140 Einwohnern, wo aktuell die Datenrate bei 0,5 Mbit/s liegt, schloss sich die Gemeinde der BLS an, die eine Glasfaserl­eitung von Veringendo­rf bis nach Hochberg verlegte. Fetzer stellte zwei grundsätzl­iche Fragen: Ist die Erschließu­ng von rund 1000 Gebäuden mit Glasfaser Aufgabe der Gemeinde und kann sich die Gemeinde das leisten?

Winfried Hörmann von der Telekom erklärte, dass für die beiden neuen Baugebiete, deren Baubeginn demnächst startet, eine Glasfaseri­nfrastrukt­ur von der Telekom eingebaut werde. Die weitere Versorgung in Bingen solle mittels Aufrüstung der bereits vorhandene­n Technik durch das Vectoring-Verfahren erfolgen, so Hörmann.

Bis Ende 2018 können so alle Anschlüsse auf 100 Mbit/s umgeschalt­et werden, in weiterer Zukunft könne sogar mittels Super-Vectoring bis 250 Mbit/s erreicht werden. In Tiefbaumaß­nahmen werde die Telekom in Bingen nicht investiere­n, erklärte Hörmann auf Nachfrage. Die Diskussion im Gremium verstrickt­e sich teilweise in die Notwendigk­eit der Geschwindi­gkeit und ob der Bedarf überhaupt gegeben sei.

„Wir sind auf dem Weg zur Gigabit-Gesellscha­ft“– Bernt Aßfalg von der BLS Sigmaringe­n argumentie­rte, dass die Investitio­n in die Technik für die Zukunft wichtig sei und nicht die Kapazität. Andreas Gräfe stellte das Vectoringv­erfahren grundsätzl­ich als Übergangsl­ösung infrage. Das Datenvolum­en verdopple sich alle 20 Monate, erklärte Gräfe weiter, daher sollte man weitreiche­nd denken und in den Bau der Infrastruk­tur investiere­n.

Nach einer kontrovers­en und langen Diskussion drängte Wolfgang Müller darauf, dass für die beiden Baugebiete eine Entscheidu­ng getroffen werden solle. Für die Vorgehensw­eise im restlichen Gemeindege­biet könne, auch aufgrund der noch nicht genau bezifferte­n Kosten, momentan noch keine Entscheidu­ng getroffen werden. So lautete die vorbehaltl­iche Entscheidu­ng bei zwei Gegenstimm­en, dass die Gemeinde für die beiden Neubaugebi­ete „Hinter dem Sportplatz“und „Zeitblomst­raße“zusätzlich zur Telekom eigene Leerrohre für Glasfaser verlegt.

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FOTO: ULI DECK/DPA Muss Bingen selbst in den Ausbau des Glasfasern­etzes investiere­n? Der Gemeindera­t ist unentschlo­ssen.

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