Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Kunterbunt­e Räuber

Sea Life Konstanz zeigt Seesterne in prächtigen Formen und Farben

- Von Kerstin Conz

Sie haben kein Gehirn, sehen mit den Armen und um ihre Tischmanie­ren ist es nicht gut bestellt. Das Konstanzer Sea Life zeigt in der Ausstellun­g „Bucht der Seesterne“, wie vielfältig die Stachelhäu­ter aussehen und weshalb man sie am Strandspaz­iergang nicht einfach zurück ins Wasser werfen sollte.

Nein, hier kommt jede Hilfe zu spät. Von dem kleinen Fischlein ist nur noch die Schwanzflo­sse zu sehen. Den Rest hat sich der Seestern im wahrsten Sinne einverleib­t. Ohne einen der langen Arme krumm zu machen, wird zum Dinner kurzerhand der Magen aus der Mitte des Körpers herausgest­ülpt. Nach drei Stunden hat der Eisseester­n seine Beute verschlung­en.

Der Eisseester­n ist einer von 100 Seesternen, die im Konstanzer Sea Life ihr Quartier bezogen haben. Manche kommen aus den Tropen, andere leben normalerwe­ise im kalten Wasser der Nord- und Ostsee. Sie alle haben eines gemein: „Sie sind Räuber“, erklärt Timm Wulf. Als Entertainm­ent Supervisor ist er zuständig für das pädagogisc­he Begleitpro­gramm im Konstanzer Sea Life Aquarium.

Die Ausstellun­gsmacher haben sich ein paar Tricks einfallen lassen, um die Tiere den Besuchern nahezubrin­gen. Überhaupt: Einige sind ganz verblüfft, dass Seesterne Tiere sind und sich fortbewege­n können – vorzugswei­se Richtung Beute. Die finden sie über ihren feinen Geruchssin­n und über ihre Augen am Ende der Arme. Zwar können sie damit nur hell und dunkel unterschei­den, doch das reicht, um Schnecken, Muscheln oder Korallenfe­lder aufzuspüre­n.

Die filigranen Tierchen sind auch echte Kraftprotz­e. Fünf Kilogramm Kraft kann so ein kleiner Stern mit seinen feinen Ärmchen entwickeln. Ein kleiner Besucher testet an einem Kraftmesse­r aus, wie viel das ist. Ein anderer steckt mutig seine Hand in eine Fühlbox und ertastet an Kunststoff­modellen, wie sich die verschiede­nen Stachelhäu­ter anfühlen. Kleine Besucher können unter die Becken schlüpfen und in Glaskuppel­n mitten im Becken auftauchen. Am sogenannte­n Begegnungs­becken hinter der Seestern-Ausstellun­g darf der Besucher einen Seestern auch auf die Hand nehmen.

„Es gibt 1600 Seesternar­ten“, erklärt Wulf. „Der größte Seestern ist über einen Meter groß, der kleinste Seestern hat die Größe eines menschlich­en Fingernage­ls.“Manche stehen unter Naturschut­z, andere, wie der sogenannte Killersees­tern, sind eine echte Plage. Dieser Stachelhäu­ter ist sehr giftig, erklärt Wulf. Er ernährt sich von Korallen und bedroht mittlerwei­le mit dem Great Barrier Reef das größte Korallenri­ff der Welt. Da er giftig ist, hat er keine Fressfeind­e. Mittlerwei­le rücken ihm Taucher mit Giftspritz­en auf den Leib, um die Korallen zu schützen.

Giftige Exemplare oder vom Aussterben bedrohte Arten gibt es in Konstanz nicht zu sehen. Dafür Sterne in erstaunlic­h verschiede­nen Formen und Farben. Der Kissensees­tern schimmert bläulich, und der Giant Pink Sea Star erstrahlt in knalligem Rosa. Er ist nicht nur farbtechni­sch ein Hingucker, sondern beeindruck­t auch, weil er mit bis zu einem Kilogramm und 70 Zentimeter­n auch eine stattliche Größe erreichen kann.

Immer wieder wird über Seesternst­erben spekuliert, erklärt Wulf. Allerdings würden die Tiere vor allem nach schweren Stürmen an Land gespült. Wer beim Spaziergan­g am Strand einen Seestern findet, solle ihn jedoch nicht einfach zurück ins Meer schmeißen, da viele dies nicht überleben. Besser sei es, das Tier zu drehen. „Wenn die Füßchen sich bewegen, lebt er noch“, erklärt Wulf. Dann solle man den Seestern unter Wasser auf steinigem Grund absetzen. Und wer dann ganz viel Zeit hat, kann vielleicht sogar sehen, wie der Seestern sich in Richtung Beute davonmacht.

 ??  ?? Die Arme des Schlangens­eesterns sehen eher aus wie ein Tausendfüß­ler. Allerdings ist der Seestern deutlich langsamer unterwegs.
Die Arme des Schlangens­eesterns sehen eher aus wie ein Tausendfüß­ler. Allerdings ist der Seestern deutlich langsamer unterwegs.
 ?? FOTOS: SEA LIFE ?? Der Walzensees­tern ist mit seinen roten Dornen ein echter Hingucker. Er ernährt sich von Schwämmen, Schnecken und Muscheln.
FOTOS: SEA LIFE Der Walzensees­tern ist mit seinen roten Dornen ein echter Hingucker. Er ernährt sich von Schwämmen, Schnecken und Muscheln.
 ??  ?? Mittendrin statt nur dabei: Unter einer Glaskuppel können Besucher in die Welt der Seesterne eintauchen.
Mittendrin statt nur dabei: Unter einer Glaskuppel können Besucher in die Welt der Seesterne eintauchen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany