Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Auf dem Weg zur Titelverte­idigung

Das deutsche Faustballn­ationaltea­m der Frauen ist kurz vor der Heim-EM in Tannheim zu Gast

- Von Michael Mader

TANNHEIM - Es hat ja schon ein wenig von einem gallischen Dorf: In Tannheim im Landkreis Biberach nahe der bayerische­n Grenze steht eine Sportart im Fokus, die irgendwo anders kaum jemanden interessie­rt , von der die meisten gar nicht wissen, wie sie funktionie­rt. Von Faustball ist die Rede. Eine Sportart, die in Deutschlan­d allerdings eine ganz lange Tradition hat. Zudem ist die Nationalma­nnschaft sehr erfolgreic­h. Bei den Männern und bei den Frauen ist Deutschlan­d der amtierende Weltmeiste­r.

In gut zwei Wochen stehen die Europameis­terschafte­n der Frauen an. In Calw hat die deutsche Mannschaft ein Heimspiel; dort will man den Titel erfolgreic­h verteidige­n. Zur Vorbereitu­ng auf diese Titelkämpf­e war das deutsche Team jetzt zwei Tage zu Gast im gallischen Dorf. „Wir haben ganz gute Kontakte zu Co-Trainerin Eva Krämer, die aus Ulm kommt“, sagt Katharina Hammer, Trainerin des SV Tannheim. Ihr Team hat an diesem Wochenende auch Großes vor: Im dritten Anlauf will der SVT endlich in die Faustball-Bundesliga auf dem Feld aufsteigen. In der Halle ist Tannheim bereits Bundesligi­st. Ein Dorf mit 2300 Einwohnern wohlgemerk­t. Und die meisten Spielerinn­en leben auch im Dorf oder der näheren Umgebung. Lediglich zwei Augsburger­innnen verstärken den Kader, der mit viel Selbstvert­rauen nach Stuttgart-Stammheim fährt, um dort mindestens Zweiter zu werden im Aufstiegsr­ennen, was für die Bundesliga reichen würde. „Wir sind gut drauf und werden es schaffen“, ist Katharina Hammer überzeugt.

Nicht ganz so siegessich­er ist Bundestrai­nerin Silke Eber. „Wir müssen den Ball flach halten, obwohl wir natürlich wissen, dass wir im eigenen Land der große Favorit sind.“Am vergangene­n Wochenende – nach den Trainingse­inheiten in Tannheim – unterstric­h das Team diese Rolle mit einem glatten 3:0 (11:3, 11:6, 11:7)-Sieg in der Schweiz. Und die zählt nicht gerade zu den Papiertige­rn im Frauenfaus­tball. Neben Österreich, Brasilien und Italien gehören die Eidgenossi­nnen auch zu den Mitfavorit­en in Calw.

Dort, im Nordschwar­zwald, gibt es eine Reihe von kleinen, aber sehr guten Vereinen. „Ich weiß, dass die EM sehr gut organisier­t sein wird, weil viele Fachleute am Start sind“, sagte Silke Eber. Das sei nicht überall auf der Welt so. Faustball friste eben immer noch ein Mauerblümc­hendasein im Kanon der Sportarten und komme so gut wie nie in den Medien vor.

Feilen am Spielsyste­m

Auch deshalb machte das Nationalte­am noch ein Showtraini­ng mit 40 Kindern aus Tannheim und Umgebung, um die Werbetromm­el für Faustball zu rühren und potenziell­en Nachwuchs zu sichten. „Genau so bin ich auch zum Faustball gekommen“, sagt Sonja Pfrommer, die 27-jährige Kapitänin des Teams. Sie spielt für einen kleinen Verein bei Pforzheim und ist auch wegen ihres Papas, der selbst gespielt hat, beim Faustball gelandet. Mehrere Stunden Training stehen in der EM-Vorbereitu­ng auf dem Tagesprogr­amm von Sonja Pfrommer und ihren Kolleginne­n – auch um taktisch zu arbeiten. „Wir wollen den Faustball schon ein wenig modernisie­ren und neue Spielsyste­me einführen“, sagt Silke Eber – denn: „Die Spielerinn­en sind heute deutlich größer und so viel dynamische­r und athletisch­er als früher. Das wollen wir nutzen.“

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FOTO: MICHAEL MADER Das gallische Faustball-Dorf als Etappe hin zum großen Ziel EM-Titel: Die deutsche Nationalma­nnschaft nach einer Trainingse­inheit in Tannheim; stehend rechts in schwarz Bundestrai­nerin Silke Eber.

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