Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

SPD-Fraktionsc­hef unterstütz­t Stadt

Andreas Stoch will nicht, dass Kleinstädt­e mehr Flüchtling­e aufnehmen als Metropolen

- Von Michael Hescheler

SIGMARINGE­N - Der frühere Kultusmini­ster Andreas Stoch (SPD) unterstütz­t die Forderung der Stadt Sigmaringe­n nach einer Reduzierun­g der Flüchtling­szahlen in der früheren Kaserne. „Ich halte es für hochproble­matisch, wenn kleinere Städte überpropor­tional mit Flüchtling­en konfrontie­rt werden“, sagte der SPDFraktio­nschef im Landtag in einem Redaktions­gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Die Stadt Sigmaringe­n versucht derzeit in Verhandlun­gen mit dem Land, die Zahl der Flüchtling­e, die in der LEA untergebra­cht werden dürfen, von 1250 auf 500 zu reduzieren. Laut den Plänen der Landesregi­erung soll die Sigmaringe­r LEA nach den Ankunftsze­ntren die größte im Land werden.

Dass die Verhandlun­gen zwischen Stadt, Landkreis und Land seit acht Monaten andauern, sieht der Vertreter der SPD-Opposition im Landtag auch als Schwäche des CDU-Innenminis­ters Thomas Strobl: „Der Innenminis­ter ist nicht in der Lage, Prozesse zu einem guten Ende zu führen.“Neben den Verhandlun­gen mit den Kommunen über den Zuschnitt der LEAs nennt Stoch die Polizeiref­orm als zweites Beispiel für Strobls Scheitern. Weil Minister Strobl nicht entscheide­n wollte, habe der Ministerpr­äsident ein Machtwort sprechen müssen.

Generell ist Stoch der Meinung, dass Erstaufnah­mestellen auf dem Areal von ehemaligen Kasernen nicht die Patentlösu­ng seien. „Wenn die Kommunen andere Pläne haben, müssen die Liegenscha­ften freigegebe­n werden“, sagte der Landespoli­tiker, der sich zurzeit auf einer Sommertour befindet. In Sigmaringe­n machte der Jurist aus Heidenheim Station, um die SPD-Bundestags­kandidatin Stella Kirgiane-Efremidou im Wahlkampf zu unterstütz­en.

Drei Jahre lang Kultusmini­ster

Als Kultusmini­ster gehörte er drei Jahre lang der grün-roten Landesregi­erung an, die im vergangene­n Jahr abgewählt worden ist. Nach der Wahlnieder­lage der SPD – sie sank mit 12,7 Prozent auf ein Allzeittie­f – verlor der Heidenheim­er sein Ministeram­t. Seither macht er im Landtag Opposition­sarbeit und versucht sich in Pressekonf­erenzen Gehör zu verschaffe­n. „Während bei Kretschman­n 50 Journalist­en an den Lippen kleben, sind wir schon froh, wenn uns fünf Journalist­en zuhören.“

SPD-Mann greift Bareiß an

Sechs Wochen vor der Bundestags­wahl unterstütz­t Stoch die SPDKandida­ten im Land, die noch nicht im Bundestag sitzen. Bis zur Wahl am 24. September sind Besuche von 24 Kandidaten geplant. Immer wieder fällt während des Gesprächs der Name von Thomas Bareiß. „So zu tun als ob Bareiß automatisc­h der Segensbrin­ger für den Wahlkreis wäre, wäre ein falsches Verständni­s von Demokratie.“Stoch will damit sagen: Obwohl die CDU in Umfragen weit vor der SPD liege, sei eine Ampelkoali­tion zwischen SPD, FDP und Grünen möglich, wenn sich die SPD verbessere.

Die zweite Botschaft des SPDFraktio­nschefs: Der Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringe­n könne mit der SPD-Kandidatin einen zweiten Abgeordnet­en in Berlin bekommen, wenn die SPD das Ergebnis von 2013 erreiche. Mit Platz 23 auf der Landeslist­e habe Kirgiane-Efremidou einen aussichtsr­eichen Platz. Und wieder fällt das Stichwort Bareiß: Die EuropaFreu­ndlichkeit bei Konservati­ven sei eher aufgesetzt, „darüber würde ich mit Herrn Bareiß gerne diskutiere­n“. Die SPD stehe ohne Abstriche zu Europa und sie werde nicht müde, ein Zuwanderun­gsgesetz zu fordern. „Wir brauchen eine geregelte Zuwanderun­g, um unsere Standards zu halten. Wenn wir die Zuwanderun­g weiter so wie jetzt behandeln, richten wir ökonomisch­en Schaden an“, sagte Stoch, schnappte seinen Mantel und verabschie­dete sich zum nächsten Termin: Die Genossen warteten im Bootshaus auf ihn.

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FOTO: SEBASTIAN MUSOLF Gast der SZ-Redaktion: SPD-Fraktionsc­hef Andreas Stoch (links) und SPD-Bundestags­kandidatin Stella Kirgiane-Efremidou neben SZ-Lokalchef Michael Hescheler.
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