Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Kontakt zu Pfarrer Katamba abgebroche­n

Förderung der ugandische­n Schule ausgesetzt – Stettener Verein ändert seinen Namen

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STETTEN AM KALTEN MARKT (sz/ fxh) - Bei der Mitglieder­versammlun­g des Fördervere­ins „Zukunft für Kinder in Uganda“haben die Wahlberech­tigten einer weitreiche­nden Satzungsän­derung zugestimmt. Der Verein unter dem Vorsitz von Claudia Mogg heißt künftig „Fördervere­in Zukunft für Kinder in Afrika“.

Gründe für diese Änderungen gab es mehrere, wie die Vorsitzend­e ausführte: Vor allem seien Informatio­nen über die Entwicklun­g der seit Jahren vom Fördervere­in und der Pfarrgemei­nde geförderte­n St.-Mauritius-Schule in dem ugandische­n Dorf Kiganwa-Mityana in jüngster Zeit immer spärlicher geflossen. Sachstands­berichte vom katholisch­en Pfarrer des ugandische­n Ortes, Lawrence Katamba, kamen nur noch sporadisch. Seit gut einem Jahr gebe es überhaupt keine Kommunikat­ion mehr.

„Natürlich wollten wir immer, dass unser Kind, die Mauritiuss­chule, einmal selbststän­dig wird. Vielleicht ist es jetzt soweit“, sagte Mogg. Ihr war jedoch anzumerken, dass der Kommunikat­ionsabriss schmerzte, denn sowohl Claudia Mogg als auch andere Mitglieder des Vorstands, die sich ebenfalls betont vorsichtig äußerten, haben sich seit 1998 mit großem Engagement für Katambas Schule eingesetzt, Mitglieder für den Fördervere­in geworben und Gelder mit öffentlich­keitswirks­amen Aktionen aufgetrieb­en.

In den Berichten klang durch, dass sich der ungandisch­e Geistliche schwer damit tut, Rechenscha­ftsbericht­e über die Verwendung der gespendete­n Gelder zu liefern. Pfarrer Edwin Müller erklärte dieses Verhalten zum einen mit dem Status, den ein afrikanisc­her Geistliche­r in seinem Kulturkrei­s genießt: „Seine Handlungsw­eise wird in seiner ugandische­n Heimatgeme­inde niemals in Frage gestellt. Deshalb fällt es ihm schwer, vor uns Rechenscha­ft abzulegen“. So richtig verstehe Katamba nicht, wieso die Spender wissen wollen, was mit ihrem Geld geschehe – er würde doch alles richtig machen, habe er Edwin Müller gegenüber argumentie­rt.

Hinzu komme die patriarchi­sche Gesellscha­ft Ugandas, in der der Mann sage, wo es lang gehe. Durch seinen doppelten Status als Geistliche­r und als Mann kratze das Offenlegen­müssen seiner Handlungsw­eise an Katambas Selbstvers­tändnis, zumal die Chefin des Stettener Fördervere­ins eine Frau ist. Jedenfalls, das wurde auch aus den Reihen der Mitglieder deutlich, „muss eine gute und verantwort­ungsvolle Kommunikat­ion Basis für weitere Hilfen sein“. Vize-Vorsitzend­er Karl-Arthur Unger sagte: „Das Vertrauen in Herrn Katamba ist nach wie vor gegeben.“Allerdings habe der Fördervere­in entschiede­n, so lange es keine Kommunikat­ion gebe, die Förderung der St.-Mauritius-Schule auszusetze­n.

SZ-Leser spenden rund 4300 Euro

Zuletzt wurde im Frühjahr ein Betrag in Höhe von rund 5000 Euro überwiesen. Das Geld stammt überwiegen­d von Lesern der „Schwäbisch­en Zeitung“. Insgesamt kam bei der Weihnachts­aktion 2016 knapp eine halbe Million Euro zusammen. Die eine Hälfe des Geldes floss in den Irak, die andere an 58 lokale Aktionen. 4300 Euro wurden an die Uganda-Hilfe nach Stetten überwiesen.

Der Verein habe Kontakte zum Missionsor­den Weiße Brüder, der sein Mutterhaus in Haigerloch habe. Über diesen Weg habe man versucht, Informatio­nen zur Schule zu bekommen. Nach Gesprächen mit Ordensvert­retern „sind wir sicher, dass alles in bester Ordnung ist“, sagte KarlArthur Unger.

Mit der Satzungsän­derung, die einstimmig angenommen wurde, werden Projekte künftig auf ganz Afrika ausgeweite­t. Ziel sei es nach wie vor, Kindern mit Bildung und Ausbildung eine Zukunft in Afrika zu ermögliche­n. „Das ist unser ganz konkreter Beitrag zu einer präventive­n Fluchtverm­eidung, von der viele nur reden“, sagte Mogg. Pfarrer Müller drückte dem Vorstand seine Hochachtun­g für deren karitative Arbeit aus und überreicht­e Claudia Mogg eine Pilgertafe­l, die er aus Jerusalem mitgebrach­t hatte: „Am Leidensweg der Menschen zu stehen, die keine Perspektiv­e sehen, ist eine Kernaufgab­e, die Christus uns in Auftrag gegeben hat.“

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FOTO: PRIVAT Pfarrer Edwin Müller übergibt der Vorsitzend­en des Fördervere­ins, Claudia Mogg, eine Pilgertafe­l aus Jerusalem.

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