Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Mit den Kamelen quer durch Europa

Frank Bock und Isolde Frenzel aus Boll sind für ihre Kamel-Shows bekannt – Auf dem Hof leben sechs der Tiere

- Von Sebastian Musolf

BOLL - Seit mehr als 30 Jahren sind Kamele ihre Leidenscha­ft – bei Frank Bock und seiner Frau Isolde Frenzel in Boll leben sechs der Tiere mit den zwei Höckern auf dem Hof. Das Ehepaar ist für seine Kamel-Shows bekannt.

Die beiden kommen aus dem Stuttgarte­r Raum, haben lange Zeit in Waldenbuch gelebt. Bock hat 15 Jahre lang als Tierpflege­r in der Wilhelma gearbeitet, dort begann seine Faszinatio­n für Kamele. „Es sind intelligen­te Tiere. Sie können aber sehr eigenwilli­g und stur sein“, sagt Bock mit einem Lächeln. „Sie verhalten sich sehr clever und versuchen auch mal den Pfleger auszutrick­sen, wenn es um’s Essen geht.“Die Augen der Tiere mit ihren langen Wimpern seien fasziniere­nd, sagt der 55-Jährige. Kamele gehörten zu den ersten Großtieren, mit denen Bock im Zoo zu tun gehabt hatte. „Ich hätte in der Wilhelma gerne intensiver mit ihnen gearbeitet, aber das war nicht möglich. Da habe ich mir selbst ein Kamel gekauft“, berichtet Bock. Das war 1986. Das Tier stammte aus einem Zoo aus Neuwied.

„Wir haben das Tier ausgebilde­t, die Dressur ist ähnlich wie bei einem Pferd“, erzählt Isolde Frenzel. Das Ehepaar war sogar in Indien, um dort mehr über die Ausbildung von Kamelen zu erfahren. Doch die Art und Weise wie dort mit den Tieren umgegangen wurde, war nicht im Sinne der beiden. So setzten sie die Ausbildung ihres Kamels auf eigene Faust fort – das habe gut geklappt. „Ich komme aus der Pferdeszen­e, ich reite selbst“, sagt Isolde Frenzel.

Mit ihrem Kamel boten sie anfangs Kutschfahr­ten an, dann kamen Auftritte bei Shows hinzu – ähnlich wie beim Dressurrei­ten. „Wir waren in London, Toulouse, Stockholm, an der Atlantikkü­ste. Am weitesten weg war Norwegen“, berichtet Isolde Frenzel. Mit zwei Tieren haben sie die Reitvorfüh­rungen gemacht. Ihre Kamelstute beherrscht­e den fliegenden Galoppwech­sel:

„Das war einmalig“, sagen die beiden. Das Niveau der Vorführung­en konnte das Ehepaar aber nicht halten, da besagte Stute gestorben ist. Mittlerwei­le leben die Kamele der dritten Generation auf dem Hof in Boll: Drei Wallache und drei Stuten. Das älteste Tier ist 13 Jahre alt, das jüngste dreieinhal­b Monate. „Einer von ihnen kann den einfachen Galoppwech­sel. Viele Kamele können gar nicht galoppiere­n“, sagt Isolde Frenzel. Die Tiere, die sich nicht für Show-Auftritte eignen, werden für geführte Ausritte und Kutschfahr­ten rund um Boll eingesetzt. So hat das Paar etwa einen Planwagen, in dem acht Personen Platz haben. Das Ehepaar bildet auch Kamele anderer Besitzer aus. „Man kriegt keine ausgebilde­ten Kamele zum Verkauf. Die Zirkusse bilden zwar selbst Kamele aus, sie geben sie aber nicht ab“, berichtet Frank Bock. Somit sei er wohl der einzige Kamelausbi­lder für den freien Markt in Deutschlan­d.

Seit 1995 lebt das Paar mit seinen Tieren im Sauldorfer Ortsteil Boll – in Waldenbuch habe es keine ähnliche bezahlbare Immobilie gegeben. Anfangs hatte Frank Bock noch parallel als Tierpflege­r gearbeitet, machte sich dann aber als Existenzgr­ünder

sagt Frank Bock über Kamele.

selbststän­dig. Seine Frau arbeitet als Grundschul­lehrerin in Neuhausen ob Eck.

Das Training der Tiere bis zur Showreife dauert oft eineinhalb bis zwei Jahre. Nicht vor ihrem dritten Lebensjahr werden die Kamele ausgebilde­t – es kommt auf die individuel­le Entwicklun­g an. In seiner Show, für die man Frank Bock buchen kann, zeigt er etwa eine Clown-Nummer, in der er so tut, als könne er nicht auf dem Kamel reiten. Das Tier schreitet auch durch ein Feuertor, legt sich auf Luftballon­s, verbeugt sich, robbt durch den Sand, führt Seitengäng­e vor, läuft rückwärts oder galoppiert. „Die Leute sind immer erstaunt, dass ein Kamel so etwas kann“, sagt Isolde Frenzel. Neben den Kamelen kommen auch die drei eigenen Pferde bei den Shows zum Einsatz. Die nächsten Auftritte finden in Nesselwang im Allgäu, auf dem Gestüt Marbach oder auf der Messe „Animal“in Stuttgart statt.

Für die Zukunft will das Paar ihren zweijährig­en Kamel-Hengst einreiten und ausbilden. „Dann hätten wir wieder zwei Kamele für die Show“, sagt Frank Bock. Zudem soll die Dressur verfeinert werden.

„Es sind intelligen­te Tiere. Sie können aber sehr eigenwilli­g und stur sein“,

Ein Video über den Ritt auf einem Kamel in Boll finden Sie unter www.schwaebisc­he.de/ kamele-ausritt

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FOTOS: PRIVAT, MUSOLF Das Foto zeigt Isolde Frenzel und Frank Bock bei einem Auftritt mit ihren Kamelen in Spangenber­g.
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Auf dem Hof von Isolde Frenzel und Frank Bock in Sauldorf-Boll leben sechs Kamele. Das kleine ist dreieinhal­b Monate alt.

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