Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Verschönerungsverein richtet verwildertes Bildstöckle
Aufwand der Sanierung ist weitaus größer als vermutet – Viel ehrenamtliche Arbeit in Gammertingen
GAMMERTINGEN - Das Bildstöckle am Ende der Robert-Seifert-Straße wurde schon gar nicht mehr wahrgenommen, so verwahrlost, verwildert und zugewachsen war es. Der Gammertinger Verschönerungsverein hat sich dem Kleinod schon im vergangenen Herbst angenommen. In diesem Herbst sollen die Arbeiten abgeschlossen sein und das Bildstöckle mit einer Segnung geweiht werden. Bis dahin gibt es noch einiges zu tun, berichtet Vereinsvorstand Armin Fuchs.
Das Schöne an den Gammertinger Schaufelbrüdern des Verschönerungsvereins – so nennen sich die Mitglieder – ist, dass sie sich weder von dem oft sehr großen Aufwand ihrer Projekte noch vom Vandalismus, der immer wieder vorkommt, entmutigen lassen. Sie arbeiten gut zusammen, behalten sich ihren Humor und scherzen miteinander. So auch beim aktuellen Projekt, der Grundsanierung des schönen Bildstocks aus dem Jahr 1870 im neugotischen Stil, welcher die heilige Familie zum Hauptmotiv hat.
Mehrfach versetzt
Schon zweimal ist der Bildstock umgezogen, zunächst stand dieser im Kirchengarten, dann in der Sigmaringer Straße Ecke Lindenstraße. Im Jahr 1936 wurde der Bildstock aufgrund einer Straßensanierung erneut versetzt – in das damals unbebaute freie Feld oberhalb des Altersheims. Jahrzehntelang war es Anlaufstelle für die wöchentliche Fußwallfahrt der Bewohner des Heims und für sonstige Spaziergänger. Mit der Ausweisung eines weiteren Baugebiets der Stadt Gammertingen in den 1970er-Jahren geriet der Bildstock nach und nach in Vergessenheit. Niemand kümmerte sich mehr um das Kleinod.
Gerhard Knör trat bereits vor zwei Jahren an den Verein heran mit der Bitte, sich dem verwilderten Bildstock anzunehmen. Der Vorstand war sich schnell einig, dass man diese besondere Anlaufstelle wieder aufwerten und attraktiv machen wolle. Bereits im vergangenen Herbst begannen die Arbeiten mit Baggern und schweren Geräten, um den Weg zum Bildstock freizumachen. Dieser hatte sich zum Stolperfallenweg entwickelt. Dank der Baufirma Lieb, die ihre Geräte zur Verfügung stellte, konnte zügig ein gepflasterter Weg angelegt werden inklusive Stufen zum Bildstock.
Die Stadt beauftragte den Restaurator Erich Buff, der ein Konzept zur Sanierung erstellte, ebenso erstellte Thomas Lieb eine Planung der gärtnerischen Gestaltung des Umfelds. Wie den Schaufelbrüdern ist den beiden Fachmännern der Bildstock ein Anliegen, sodass sie sich ehrenamtlich engagieren, genauso wie Malermeister Manfred Rogg, der dem Bildstock und der Jesusfamilie neuen Glanz verleihen wird. Die rüstigen Rentner sind aktuell dabei, das zugewucherte Umfeld auszuschneiden, ein Unkrautvlies entlang des Pflasterweges anzubringen und mit Erde aufzufüllen. Das Dach wurde komplett abgeschliffen, grundiert und mit einer Zinkfarbe frisch gestrichen. Die Bänke, die zum Verweilen einladen, wurden ebenfalls schon erneuert. Der Gammertinger Steinmetzbetrieb Herre wird im nächsten Schritt die Schäden am Fundament und an den Säulen ausbessern. Insgesamt haben die Schaufelbrüder schon mehr als 300 Stunden investiert, der Aufwand sei doch wesentlich höher gewesen als zunächst vermutet, erklärt Armin Fuchs. Über den Vandalismus, der vor allem bei den vielen sanierten Grillplätzen herrscht, ist der Verein nach wie vor entsetzt. Man dürfe da gar nicht immer gleich junge Leute verdächtigen, sagt Armin Fuchs. „Beim Spiel- und Grillplatz in Bronnen wurden kürzlich eine alte Küchenzeile entsorgt und beschichtete Resopalplatten verbrannt“, sagt Fuchs und schüttelt den Kopf. In Gammertingen wurden alte Matratzen mit Benzin übergossen und verbrannt, sodass vom Verein zwei große Säcke voll Sondermüll entsorgt werden mussten. „Es gibt halt viele rücksichtslose Vollidioten“, grummelt einer der Helfer.