Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Zufriedenstellende Ernte, gute Qualität
Getreide-Erntebilanz des Kreisbauernverbands – Sorge: Preisniveau zu niedrig
KREIS SIGMARINGEN- Nach dem „Seuchenjahr 2016“, als das verregnete Frühjahr massive Ernteeinbußen verursachte, können die Landwirte in diesem Jahr wieder etwas aufatmen: Die Erträge beim Getreide liegen wieder im langjährigen Mittel, die Qualität ist meist gut. Sorgen bereiten den Landwirten dagegen weiterhin die geringen Marktpreise. „Das ist nicht kostendeckend“, sagt der stellvertretende Kreisobmann des Kreisbauernverbands BiberachSigmaringen, Hubert Hopp, beim Erntebilanzgespräch in Andelfingen.
„Wir sind mit der Ernte zufrieden, es war eine durchschnittliche Ernte“, sagt Lothar Schaut, auf dessen Hof das Gespräch stattfand. Schaut baut knapp 140 Hektar Getreide an. Nur an einzelnen Standorten kam es Trockenschäden, so Schaut. Seine Erfahrungen bestätigen die Einschätzung des Kreisbauernverbands für den Bereich Biberach-Sigmaringen, die von einem Durchschnittsjahr ausgehen.
Wetter macht zu schaffen
Doch auch dieses Jahr machten die Wetterkapriolen den Landwirten zu schaffen, wie Kreisobmann Gerhard Glaser in seiner Bilanz deutlich machte. War es im Frühjahr 2016 mit den vielen Starkregen deutlich zu nass, begann das Jahr 2017 trocken, so dass die Pflanzen tief im Boden wurzelten, was ihnen bei späteren Regenperioden guttat. Auch der Kälteeinbruch Mitte April und die Rückkehr des Winters Ende April verursachten zwar Schäden, trafen die Getreide-Landwirte aber deutlich weniger als etwa Obstbauern, die teilweise herbe Verluste zu verzeichnen hatten. An einzelnen Standorten kam es aufgrund der Wasserknappheit im Juni zu Trockenschäden, doch die waren begrenzt.
Schwierigkeiten verursachte die regnerische Witterung im Juli zur Erntezeit. „Es war ein Wettlauf mit den Regenwolken, es ging fast immer um Sekunden“, so Glaser: Zum richtigen Zeitpunkt zu starten, dass man die Ernte noch trocken unter Dach und Fach bekam. „Trotz der hohen Schlagzahl bei der Ernte“durch entsprechenden Einsatz der Landwirte („Doppelte Arbeitszeit statt Urlaubszeit“) und auch durch den hohen Maschineneinsatz, war dies schwierig zu schaffen. Auch die Strohbergung sei schwierig gewesen, und „schlechtes Stroh hat der Teufel gesehen“, so Glaser: Durch feuchtes Stroh hole man sich Pilze in den Stall.
„Kaum noch rentabel“
Und der stellvertretende Vorsitzende Heinz Scheffold erinnerte auch an die Folgen für die Lohnunternehmer. In den kurzen Ernteeinsatzzeiten hätten sie ihre Maschinen mehrfach einsetzen können, gleichzeitig wird die Auslastung über die ganze Zeit weniger. „Das ist kaum noch rentabel“, so Scheffold. Kaum noch rentabel seien auch die Preise, die Landwirte für ihr Getreide erzielen, so der Bauernverband. „Dem Ackerbau geht es richtig dreckig“, formulierte es Glaser. Und Hubert Hopp betonte. „Die Produktionskosten nehmen zu, die Gewinnspanne wird immer weniger. Wir haben keine Kaufkraft mehr“.
Der Bauernverband kritisierte die Öffnung des Weltmarkts, in der nur noch der Preis gelte. Aber dass in Deutschland ganz andere Standards und Kontrollen gelten, die Geld kosten, findet keine Berücksichtigung. Diese Kostensituation treibt aus Sicht des Bauernverbands den Strukturwandel hin zu immer noch größeren Einheiten voran.
In der Direktvermarktung von veredelten Produkten aus der Region, sieht Klaus Burger, Geschäftsstellenleiter und Landtagsabgeordneter, eine Möglichkeit für Landwirte. Viele haben sich bereits ein zweites Standbein geschaffen, wie auch die Schauts. Bereits 1993 begannen sie mit der eigenen Nudel-Herstellung. Inzwischen ist der Schweinestall zu einem Hofladen geworden. Neuerdings wird der eigene Dinkel für die eigene Nudelherstellung verwendet. Auch wenn Dinkel in der Region viele Anhänger hat, für die Landwirte bleibt es ein regionales Nischenprodukt. „Um Dinkel zu verarbeiten, braucht man ein spezielles Wissen“, sagt der stellvertretende Vorsitzende Karl Endrieß. Dieses Wissen sei etwa in den regionalen, handwerklichen Bäckereien noch da. Doch schon nicht mehr in industriellen Großbäckereien. Außerdem braucht es für die Weiterverarbeitung von Dinkel einen Arbeitsgang mehr – weil die Hülle, der Spelz, noch abgelöst werden muss.