Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Goldenes Reitabzeichen für Ines Knoll
28-jährige Ostracherin wird von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung geehrt
OSTRACH - Dass eine Pferdewirtin das Goldene Reitabzeichen bekommt, mag nur auf den ersten Blick selbstverständlich sein. Auf den zweiten Blick wird deutlich, dass hinter dieser hohen Auszeichnung viele Jahre Arbeit, Disziplin und Ausdauer stecken. Grundsätzlich gilt nämlich, dass eine gewisse Zahl von Erfolgen in der schweren Klasse der Turnierreiterei als Voraussetzung dienen für diese Ehrung – und das bedarf in der Regel einer längeren Zeit, oft dauert es Jahre, bis ein Reiter oder eine Reiterin die geforderten Erfolge beisammen hat.
Einmalig ist die Auszeichnung mit dem „Goldenen“in dreierlei Hinsicht: Erstens kann man das Goldene Reitabzeichen nicht durch Lehrgänge erwerben, zweitens wird das Goldene Reitabzeichen von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung verliehen und drittens geht dies nur einmal im Leben eines Pferdesportlers. Jede Medaille und jeder Titel lässt sich wiederholen. Das Goldene Reitabzeichen gibt es nur einmal. Insofern nimmt die Verleihung dieser hohen Auszeichnung an Ines Knoll aus Ostrach für sie eine ganz besondere Stellung ein. Verliehen wurde ihr das „Goldene“nun beim Reitturnier in Pfullendorf-Brunnhausen am vergangenen Wochenende.
Von den Eltern inspiriert
Ines Knoll, 28 Jahre alt, hat nach dem Abitur 2008 in Bad Saulgau ihre Berufswahl getroffen: Pferdewirtin, Schwerpunkt Reiten. Diese Wahl lag nahe, weil ihre Eltern Ludwig und Andrea Knoll ebenfalls „Pferdeleute“sind und einen eigenen Reitbetrieb unterhalten, auf dem auch Ines Knoll ihrem Beruf nachgeht. Der Vater ist nicht nur Landwirtschafts-, sondern auch Pferdewirtschaftsmeister. Die Mutter ist gelernte Pferdewirtin und Trainerin und war erfolgreiche Championatsreiterin. Früh also wurde Ines Knoll mit dem „Pferdevirus“infiziert. Und das zeichnete ihr den Lebensweg vor, den sie zielstrebig verfolgte. Allerdings spielt neben den Eltern auch ihr Partner Fritz Fleischmann als Trainer eine wichtige Rolle. Während ihrer Ausbildungsphase zum Pferdewirt hatte sie in Palle Thomsen aus Buchloe und Jörg Schrödter aus Leipheim wichtige Wegbegleiter. Olympiareiter Martin Schaudt aus Onstmettingen trug ebenfalls dazu bei, dass Ines Knoll ihre Fähigkeiten im Umgang mit Dressurpferden immer weiter intensivierte. Gerade die Ausbildung und Vorstellung junger Dressurpferde bei Turnieren und Championaten gehören zu den Spezialitäten der künftigen „Reiterin in Gold“.
Die reiterlichen Erfolge stellten sich bei Ines Knoll schon in der Jugend ein: Sie war als Juniorin und Junge Reiterin im Landeskader und nahm mit ihrem Pferd Hennessy an Deutschen Meisterschaften in Aachen und Zeiskam teil. 2010 war sie Vizemeisterin der Jungen Reiter bei der Baden-Württembergischen Meisterschaft in Schutterwald.
Besonders wichtig sind für Ines Knoll ihre Teilnahmen an Weltmeisterschaften der jungen Dressurpferde: Dreimal in Folge kam sie mit dabei ins Finale: 2014, 2015 und 2016. In Ermelo 2016 kam sie auf Platz vier. Kürzlich gewann sie mit diesem Pferd das Landes-Championat 2017 in Tübingen. Das ist schon eine sehr bemerkenswerte Entwicklung für Pferd und Reiterin. FBW Fair Play von Fürst Hohenstein/Disco Tänzer stammt aus der Zucht von Werner Häfner aus Osterburken und ist im Besitz von Linda Knoll aus Bad Saulgau, die FBW Fair Play nun selbst erfolgreich bis zur schweren Klasse vorstellt. Auch das ist schon für sich genommen ein toller Erfolg für Ines Knoll, ein Pferd soweit ausgebildet zu haben. „FBW“steht übrigens für die Förderung dieses Pferdes durch den Verein zur „Förderung des Reitsports mit Baden-Württemberger Pferden“.
Eine Frau, zwei Pferde
Zwei Pferde bestimmen weitgehend den Erfolgsweg von Ines Knoll zum Goldenen Reitabzeichen. Gefordert sind ganz allgemein neun Siege in Klasse S* und ein Sieg in Klasse S**. Diese Bedingungen hat die Ostracherin zwischen 2008 und 2017 eingesammelt. 2008 bescherte ihr ihr Pferd Hennessy, ein Sohn von Heraldik xx und einer Mutter von Flamenco (Züchter Gerhard Pfeiffer aus Wellendingen) den ersten S*-Sieg in Bad Schussenried und bis 2010 kamen weitere neun dazu. Dafür musste sie natürlich auf Turnierreisen gehen, die sie auch ins bayerische Kreuth führten. Zehn Siege also gehen auf das Konto ihres Hennessy. Doch es fehlte noch ein Erfolg in Klasse S**. Seit 2016 setzte sie auf dem Weg zum „Goldenen“ihren überragenden FBW Fairplay ein und gewann allein 2016 sechs Siege: in Kreuth zwei, in Nördlingen, Fronhofen, Moosbeuren und Biberach je einen. Die Intermediaire I von Kreuth im Dezember 2016 war als S** ausgeschrieben und – am Ende konnte die Reiterin jubeln, weil nun das Goldene Reitabzeichen komplett war.
Fleiß und Ehrgeiz zahlen sich aus, wenn man wie Ines Knoll in der Dressurreiterei einen langen Atem hat. Viel muss sie an Zeit und Können, aber auch materiell aufwenden, um ihre Ziele zu erreichen. Das wurde dann auchgefeiert im Rahmen des Pfullendorfer Turniers zusammen mit Familie, Freunden und nicht zuletzt mit den Reitern, mit denen sie um den Erfolg wetteifert.