Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„ Bisherige Behandlung erfolgt klassisch“

-

Zum Bericht „Entwicklun­g aus Sig’dorf soll Patienten helfen“hat die Redaktion folgender Leserbrief erreicht:

Für die Behandlung der Multiplen Sklerose (MS) sind in den letzten Jahren viele Medikament­e zugelassen worden. Ausnahmslo­s zielen sie auf die immunologi­schen Vorgänge bei der Krankheits­entstehung der MS, weshalb sie bisher nur für schubförmi­ge Verlaufsfo­rmen wirksam sind, wo Entzündung im Gehirn vorherrsch­t. Für Menschen mit MS mit schleichen­den Verlaufsfo­rmen – hier findet hauptsächl­ich Nervenzell­abbau statt – steht bis heute keine ursächlich­e Therapie zur Verfügung. Aus diesem Grund würde die Entwicklun­g von Medikament­en, die die Regenerier­ung der Nervenzell­en, also deren Wiederaufb­au, anregen, einen Meilenstei­n in der MS-Therapie bedeuten. Ich finde es fantastisc­h, dass die Sigmaringe­ndorfer Firma Beiter hier einen Beitrag leisten kann, indem sie Applikator­en entwickelt, die solche Wirkstoffe über die Nase fast direkt an das Gehirn bringen können.

Den Satz, dass durch solch eine neue Therapiefo­rm „schmerzhaf­te Rückenmark­spunktione­n nicht mehr erforderli­ch wären“, muss ich korrigiere­n. Gemeint sind so genannte Lumbalpunk­tionen, bei denen lediglich Nervenwass­er entnommen wird. Diese Untersuchu­ng wird im Bereich des unteren Rückens durchgefüh­rt, wo sich kein Rückenmark befindet. Tatsächlic­h kann diese Untersuchu­ng schmerzhaf­t sein. Die Lumbalpunk­tion wird aber nur einmalig und unter lokaler Betäubung zur Diagnosest­ellung der MS durchgefüh­rt, also am Anfang der Erkrankung, und spielt mit sehr wenigen Ausnahmen keine Rolle in der Therapie.

Die jetzt zur Verfügung stehenden Behandlung­en erfolgen „klassisch“über intravenös­e Infusionen, subkutane oder intramusku­läre Injektione­n oder einfach über Tabletten.

Dr. med. Oliver Neuhaus, Chefarzt Klinik für Neurologie am SRHKranken­haus Sigmaringe­n

Newspapers in German

Newspapers from Germany