Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Künstler befassen sich mit dem Thema Zeit
Ausstellung „Zeitspuren“im Klostergebäude Mariaberg wird vorbereitet
MARIABERG (sz) - Mariaberg bereitet eine neue Kunstausstellung vor. Am Sonntag, 24. September, beginnt um 11 Uhr im Refektorium des Klostergebäudes in Gammertingen-Mariaberg die Vernissage zur Ausstellung „Zeitspuren“. Im Kreuzgang des ehemaligen Klostergebäudes sind die Arbeiten der Künstler Gyjho, Andreas Kerstan und Markus Wilke zu sehen.
Nach der Begrüßung durch den Mariaberger Vorstand Rüdiger Böhm, gibt es ein Live-Interview des SWR-Moderators Markus Brock mit den drei Künstlern als Einführung in die Ausstellung. Eine musikalische Begleitung gibt es mit Christian Segmehl, Saxophon. Während der Vernissage wird es in der Klosterkirche darüber hinaus eine 3D-Präsentation von Werken Gyjho zu sehen geben.
Live-Interview als Moderation
Als der SWR-Moderator von Markus Wilke angesprochen wurde, ob er eventuell die Vernissage dieser Ausstellung moderieren würde, hat er sich gleich angesprochen gefühlt. Es sei eine ganz neue Herausforderung für ihn, sich eines Themas so anzunehmen. Die Gäste erwartet daher nun ein unterhaltsames Live-Interview mit den Künstlern: Gyjho, Andreas Kerstan und Markus Wilke setzen sich, jeder auf seine Art, mit der universellen Frage nach dem Wesen der Zeit auseinander.
Bei Gyjho erhält Zeit eine physikalisch kosmische Dimension. Sein mehr als vierzigjähriges Gesamtwerk führte ihn von der Faszination der Vielschichtigkeit der Evolution und der Geschichte unseres Planeten hin zu dem Thema, dem er bis heute treu geblieben ist: Der Mensch an der Schnittstelle zwischen Mikround Makrokosmos – beides Extreme, in denen Zeit, wie wir sie aus der Alltagserfahrung kennen, keine oder eine andere Rolle spielt.
Für Andreas Kerstan ist der Zeitbegriff die nicht vorhandene oder fremdbestimmte Zeit des modernen Zivilisationsmenschen. In seinen Kopfskulpturen ticken Uhrwerke, die unser mechanisches, repetitives und fremdbestimmtes Verhalten symbolisieren. Seine Menschen werden wie ein Uhrwerk aufgezogen, ticken im wahrsten Sinne des Wortes, wie sie sollen und alle 24 Stunden beginnt alles wieder von Vorne.
Bei Markus Wilke, der diese Ausstellung auch kuratiert hat, steht das Vergängliche im Vordergrund. Zeit, im Kontext seiner Arbeiten, steht für ihn für Bedeutungsverlust, Identitätswechsel und letztlich Neuordnung. Bei Wilke ist ein beliebtes Sujet zur Verbildlichung des Vergänglichen die Anhäufung von Zivilisationsmüll: Mülltüten, Schrottansammlungen, Industrie- oder Recyclingabfälle. Moderne Vanitas-Bilder, die erahnen lassen, dass hier nichts vergänglich ist, sondern sich nur alles mit der Zeit transformiert.