Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Ein herbes Ende gemacht
Zum Artikel „ Merkel siegt und verliert am meisten“( 25.9.) und zu den Ergebnissen der Bundestagswahl:
Der Wähler hat gesprochen und die einstigen großen Volksparteien CDU/CSU und SPD derartig abgewatscht, dass diese gerade mal zusammen auf knapp über 50 Prozent kommen. Ein niederschmetternder, schwerer Schlag für die Bundesregierung und vor allem eine Klatsche für Kanzlerin Angela Merkel. Nach vier zähen Jahren mit routinierter, teilweise sogar einschläfernder Arbeit, hatten die Menschen von der Großen Koalition einfach die Nase gestrichen voll und so wurde dem „einfach weiter so“durch den Wähler ein herbes Ende gesetzt. Trotz wirtschaftlicher Erfolge und sprudelnder Steuereinnahmen herrscht in Teilen der Bevölkerung eine mit Argumenten nicht zu greifende Unzufriedenheit gepaart mit tiefgreifenden Ängsten und Nöten, auf die die großen Parteien keine überzeugenden Antworten gefunden haben.
Damit war dann auch zwangsweise der Nährboden für das Erstarken der Protestpartei AfD gelegt, die mit ihren dramatischen Zugewinnen Deutschlands Parteienlandschaft zutiefst erschüttert, ja förmlich umgepflügt und damit auch ein politisches Erdbeben unvergleichbaren Ausmaßes ausgelöst hat. Nun gilt es schleunigst, die AfD im demokratischen Konsens mit allen verbliebenen Parteien zu entzaubern. Die Chancen hierzu stehen gut, nachdem die SPD in der neuen Legislaturperiode als Oppositionsführer fungieren und diesen Part nicht der AfD überlassen will.
Nun muss die Union aber das Kunststück vollbringen, die zum Teil stark gegensätzlichen Positionen der kleinen Parteien FDP und speziell der Grünen zu vereinen und ein Jamaika-Bündnis zu schmieden. Wenn diese Herkulesaufgabe gelingt, könnte Angela Merkel mit einer Meisterleistung tatsächlich in die Geschichtsbücher eingehen. Dietmar Helmers, Westerheim
Legislaturperiode nicht verlängern
Zum selben Thema:
Wenn eine neue Partei mehr oder weniger aus dem Stand drittstärkste Partei im Bundestag wird, weil den „Volksparteien“das Volk wegrennt, zeigt das, dass schon eine Legislaturperiode von vier Jahren für eine weitgehende Entfremdung der Politiker von den Bürgern ausreicht. Eine Verlängerung auf fünf Jahre wäre also eindeutig schlecht für unsere Demokratie.
Paul- Gerhard Kanis,
Weiter abgestraft
Weingarten Zum selben Thema:
Wenn die SPD sich benimmt wie Kindergartenkinder, soll sie sich bitte von der Wählerliste streichen lassen. Politik ist kein Wunschkonzert! Schon zum zweiten Mal in diesem Jahr (NRW-Wahl) sagt sie, wenn ihr das Wahlergebnis nicht passt, noch bevor es zu Koalitionsverhandlungen kommt: „Wir haben keine Lust mehr, wir spielen nicht mehr mit.“Und das war mal eine Volkspartei! Alleine dieses zweimalige Ablehnen Regierungsverantwortung zu übernehmen, wird mit Sicherheit ein erneutes Abstrafen durch den Wähler nach sich ziehen – und das mit vollem Recht.
Friedrich Retzer, Friedrichshafen
Dafür steht Gandhi nicht
Zur Meldung „ Frauke Petry twittert Gandhi-Zitat“( 25.9.):
Frau Petry scheint entgangen zu sein, dass Gandhi für absolute Gewaltfreiheit und Toleranz stand. Möchte sie nun die Bürger glauben machen, dass ihre Partei friedvoll ist? Das hat Herr Gauland erfolgreich verhindert, indem er am Wahlsonntag von der Jagd auf andere Parteien sprach. Oder ist sie so durcheinander, dass sie sich in der Partei Menschliche Welt wähnt? Ich lege ihr gerne den derzeitigen SpiegelBestseller „Wut ist ein Geschenk: Das Vermächtnis meines Großvaters Mahatma Gandhi“ans Herz. Dort kann sie nochmals nachlesen, was für eine Lebenseinstellung Mahatma Gandhi vertrat.
Franziska Degener, Kressbronn
Konzeptlos im Bundestag
Zum selben Thema:
Dank euch sitzen nun AfD-Politiker konzeptlos wie die Maden im Speck im Bundestag und lassen sich von unseren Steuern aushalten. Nach vier Jahren, in denen sie hoffentlich von unseren etablierten Parteien mit Worten und Argumenten gejagt den Bundestag wieder verlassen, können sie sich mit der von uns bezahlten Rente einen Unterschlupf – vielleicht im benachbarten Ausland wie es Frau Weidel mit ihrer Frau schon jetzt getan hat – suchen. Die armen bedauernswerten AfD-Wähler schauen in die Röhre. Außer Spesen nichts gewesen.
Gerlinde Bittinger, Gammertingen
Verantwortung übernehmen
Zum Interview „ Man muss die Reformation in langen Zeiträumen betrachten“( 23.9.):
Großartig das Interview mit dem Historiker Elmar L. Kuhn in der „Schwäbischen Zeitung“vom 23. September auf Seite drei. In einer Zeit, in der in den Schulen leider ein verkürztes Geschichtsbild vermittelt wird, finden wir auf dieser Seite der „Schwäbischen Zeitung“den Versuch, lange Zeiträume zu betrachten.
Die Wellen des Einflusses der Renaissance und der Politik der Renaissance sind nach 500 Jahren erst richtig abzuschätzen. Geschichte ist seit dem antiken Griechenland die einzige Möglichkeit im Rückblick einen klaren Blick – auch auf die Gegenwart – zu bekommen und Mythen der Vergangenheit aufzulösen. Dies gilt – nach meiner Meinung – für alle Bereiche der menschlichen Kultur und besonders für die Politik.
Wir leben in einer Zeit der FakeNews, der Manipulation und des verkürzten Denkens – und dies rund um den Globus. Wir brauchen eine Zeitung, die in eine andere Richtung geht und gesellschaftliche Verantwortung in allen Bereichen wahrnimmt.
Jürgen Rahmig, Weingarten
Folgeschäden werden sozialisiert
Zum Thema „Grüne und CDU uneins über Gülle- Regeln“( 20.9.):
Die Diskussionen um unser Wasser sind nicht nachvollziehbar, Grundlage jeglichen Lebens, unser höchstes Gut dürften der Wichtigkeit selbsterklärend genug sein. Verursacher und Politik sollten erkennen, dass hier eine Zeitbombe mit Brisanz tickt. Leider sind nur Nitrat und Phosphat im Fokus der Akteure.
Wir oder unsere Nachkommen werden mit wesentlich hochkarätigeren Substanzen der Agrar- und Biogasindustrie im Wasser konfrontiert werden. Rückstände von Tiermedizin, Masthormone, Ackerbauchemikalien, undefinierte Chemiecocktails aus den Fermentern der Biogasanlagen. Flüssigkeiten nehmen den kürzesten Weg, wenn nicht ins Grundwasser, wohin sonst sollen die Substrate.
Die Politik wird auch hier versagen und den bequemen Weg gehen, Folgeschäden werden sozialisiert, nicht nur die monetären.
Roman und Irmgard Widder, Dürnau
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