Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Mit Hymnen in den Rockolymp
Meat Loaf wird heute 70 Jahre alt – Eigentlich wäre er lieber Schauspieler geworden
NEW YORK (dpa) - Eigenironie ist eine Eigenschaft, die den stimmgewaltigen Rockstar Marvin Lee Aday schon immer ausgezeichnet hat: Er ist besser bekannt als „Meat Loaf“– zu Deutsch „Hackbraten“. Heute feiert der korpulente Musiker seinen 70. Geburtstag – und kann nicht nur auf Charterfolge wie „I’d Do Anything for Love (But I Won't Do That)“zurückblicken.
Sein Markenzeichen sind Rockhymnen, die Pathos nie gescheut, sondern im Gegenteil eher umarmt haben: Seit Meat Loaf 1977 mit dem Album „Bat Out of Hell“Weltruhm erreichte, hat er eine Erfolgskarriere mit Achterbahn-Superlativen hingelegt. Höhen und Tiefen, Welthits und Drogenprobleme, Zusammenbrüche und zuletzt auch immer wieder Rückzugsgerüchte. Mit seinem jüngsten Album „Braver Than We Are“und der anschließenden Tour bewies der stimmgewaltige Sänger allerdings im vergangenen Jahr, dass er immer noch voll da ist.
Neue Tourdaten stehen derzeit allerdings nicht auf dem Programm. „Es gibt eine Idee für eine Show, aber im Moment prüfen wir noch die Optionen“, sagte er vor einiger Zeit. Allerdings hatte sein Gesundheitszustand immer wieder für Sorgen und Spekulationen gesorgt. So war Meat Loaf im Sommer 2016 bei einem Konzert im kanadischen Edmonton während seines Hits „I’d Do Anything For Love“plötzlich zusammengebrochen. „Das war meine eigene Schuld, denn wir hatten 17 oder 18 Shows gespielt, dann drei Wochen Pause und dann nochmal 17“, sagte der Sänger jüngst „Entertainment Weekly“. „Ich war einfach durch. Ich bin nicht mehr 32.“
Geboren wurde Meat Loaf als Marvin Lee Aday in der texanischen Metropole Dallas als Sohn eines Polizisten und einer Lehrerin. Schon früh übergewichtig, wurde er von seinem Vater bald „Meat“genannt („weil ich als Baby so rot war“) und in der Football-Mannschaft seiner High School wurde daraus Meat Lo- af. Mit 20 Jahren zog der Sänger nach Los Angeles, sprach für Musical-Rollen vor und bekam bald Engagements in „Hair“und „The Rocky Horror Show“. Bei den Proben zu dem Musical „More Than You Deserve“traf er 1974 auf den Texter, Komponisten und Musikproduzenten Jim Steinman. In den folgenden Jahren produzierten sie gemeinsam das Album „Bat Out Of Hell“(1977), das sich mehr als 50 Millionen Mal verkaufte. Bombastischer Rock für die Massen – oft auch als „Wagnerian Rock“bezeichnet, weil Meat Loaf die monumentale Wucht von Richard Wagner sehr schätzte.
Aber auf der darauffolgenden Welttournee ruinierte sich der RockKoloss seine vier Oktaven umfassende Stimme – und stürzte in Depressionen und Alkoholsucht ab. Seine Manager verklagten ihn, er ging Bankrott, und auch die Freundschaft zu Steinman zerbrach. Die folgenden Alben waren weniger erfolgreich.
Großes Comeback
Doch Meat Loaf rappelte sich wieder auf. Anfang der 1990er-Jahre versöhnte er sich mit Steinman und produzierte mit ihm das Album „Bat Out Of Hell II: Back Into Hell“(1993) – eines der größten Comebacks der Musikgeschichte.
Eigentlich habe er aber immer lieber Schauspieler als Sänger sein wollen, sagt Meat Loaf. Viele Rollen in Filmen wie der Anarcho-Komödie „Wayne’s World“(1992), dem SpiceGirls-Film „Spieworld“oder dem David-Fincher-Meisterwerk „Fight Club“(1999) und 2009 in Fernsehserien wie „Dr. House“und „Monk“bekam er dann auch.
„Die Regel bei jeder meiner Platten, eigentlich die Regel meines ganzen Lebens war immer die gleiche“, sagt Meat Loaf. „Eines Tages werden wir zurückschauen – und lachen.“Für ihn gehe es immer vor allem ums Lernen. „Jedes Mal, wenn ich die Bühne betrete, lerne ich etwas. Jedes Mal, wenn ich ein Album aufnehme oder einen Song. Ich lerne etwas über meine Stimme, über Interpretation. Was mich antreibt, ist Lernen.“