Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Wer kann mit wem in Jamaika?
Wenn ganz unterschiedliche Parteien zusammenfinden wollen, braucht es Menschen, bei denen die Chemie stimmt. In der Regel sind sie es, die Lösungen finden, wenn es hakt. Wie sieht das bei den Jamaikanern aus? Mehr als 50 Politiker mischen mit bei den Gesprächen über eine Jamaika-Koalition von Union, FDP und Grünen. Über die nächsten Wochen werden sie in unterschiedlicher Zusammensetzung viel Zeit miteinander verbringen. Manche kennen sich schon ewig und verstehen sich prima – auch über Parteigrenzen hinweg. Solche Brückenbauer sind wichtig gerade für schwierige Gespräche und sind oft in der Lage, wenn es hakt, die Knoten zu lösen. Ein Einblick ins Beziehungsgeflecht:
Angela Merkel (CDU) und Katrin Göring-Eckardt (Grüne):
Die Kanzlerin und die Fraktionschefin sind zwar nicht per Du, schätzen sich aber schon länger. Wenn Merkel die Grünen-Spitze erreichen will, ruft sie am ehesten bei „KGE“an. Die beiden verbindet ihre ostdeutsche, protestantische Herkunft.
Christian Lindner (FDP) und Cem Özdemir (Grüne):
Die beiden Parteichefs duzen sich, treffen sich gelegentlich und wirken auch sonst öfter mal wie gute Kumpel. Bei einem gemeinsamen Auftritt bei einer Veranstaltung des Industrieverbandes BDI wurde nicht nur Lindners Nähe zur Wirtschaft deutlich, sondern auch die Özdemirs. Er gilt bei den Grünen als besonders interessiert an Wirtschaftsthemen.
Daniel Günther (CDU), Wolfgang Kubicki (FDP) und Robert Habeck (Grüne):
Die drei Nordlichter haben in Schleswig-Holstein schon mal erfolgreich Jamaika ausgehandelt und kennen die Fallstricke. Sie betonen aber auch, dass die Lage im Bund viel komplizierter ist.
Horst Seehofer (CSU) und Winfried Kretschmann (Grüne):
„Mit Kretschmann könnte ich schon morgen ein Bündnis für ganz Deutschland machen“, sagte der bayerische Ministerpräsident im Wahlkampf über den baden-württembergischen Amtskollegen. Gut denkbar, dass die beiden unter vier Augen weiterkommen, wenn die Gespräche mal feststecken.
Pizza- und Pasta-Connection:
Schwarze und Grüne haben schon vor Jahren Gesprächskanäle etabliert. Bei der „Pizza Connection“der 1990erJahre waren unter anderem Peter Altmaier, Hermann Gröhe, Armin Laschet, Julia Klöckner (alle CDU), Özdemir und Göring-Eckardt dabei – sie alle sondieren nun mit. Eine Neuauflage, auch Pasta-Connection genannt, rief unter anderen CDU-Präsidiumsmitglied Jens Spahn ins Leben.
Alexander Dobrindt (CSU) und Anton Hofreiter (Grüne):
Der bisherige Verkehrsminister nannte Hofreiter zwar kürzlich erst einen „rhetorischen Neandertaler“, aber die beiden Bayern sind per Du und verstehen sich gar nicht so schlecht, wenn keine Kameras auf sie gerichtet sind.
Lindner und Gröhe:
Beide kommen aus dem Rheinland, Noch-Gesundheitsminister Gröhe aus Neuss und Lindner überm Rhein aus Düsseldorf. Die beiden können seit Längerem ganz gut miteinander. Dies hielt auch an, als Lindner nach seinem Rücktritt als Generalsekretär bei der alten FDP-Spitze in Ungnade fiel. (dpa)