Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
53 unterschiedliche Falter sind bei Gammertingen heimisch
Die Flurneuordnung attestiert Neufra und Gammertingen eine hohe Artenvielfalt
GAMMERTINGEN - Während für Deutschland in Sachen Artenvielfalt zurzeit Alarm geschlagen wird, gibt es in Gammertingen und Neufra „sehr große artenreiche Grünlandbereiche mit mindestens landesweiter Beachtung“. Das wurde in der jüngsten Gammertinger Gemeinderatssitzung bekanntgegeben. Hier standen der Sachstandsbericht und die Finanzierung der kommunalen Eigenanteile an der Flurneuordnung „Neufra/Gammertingen-Bronnen“auf der Tagesordnung.
Stefan Obermeier, der leitende Ingenieur des Verfahrens im Landratsamt Ravensburg, und Dieter Hermanutz brachten die neuesten Ergebnisse. Seit Ende 2014 laufe die Flurbereinigung in dem Gebiet, das von Ravensburg am weitesten entfernt und zudem am größten sei, so Obermeier.
Als Vertreter des zentral auch für den Landkreis Sigmaringen beim Landratsamt Ravensburg angesiedelten Flurbereinigungsamtes konnten sie neben einer Rechnung auch Erfreuliches mitbringen: Die ökologische Ressourcenanalyse aus den Jahren 2015 und 2016 bestätigt dem nördlichsten Gebiet im Landkreis Sigmaringen eine außergewöhnliche Artenvielfalt. „Allein 53 unterschiedliche Tagfalter und Widderchen können nachgewiesen werden.“Elf der erfassten Arten sind in der Roten Liste als gefährdet aufgeführt. Diese Falter reagieren empfindlich auf die Stickstoffdüngung und die intensivierte Nutzung der Wiesen durch die Landwirtschaft. Sie benötigen auch feuchte Wiesen und Biotope wie Hecken und Magerrasen. Im Gegensatz zu vielen anderen Gebieten in Deutschland finden sie dies alles in der Nähe von Lauchert und Fehla. Obermeier schließt aus der ökologischen Analyse, dass die Landwirte vor Ort vernünftig mit ihren Ressourcen umgehen: „Man darf die Bauern dafür ruhig mal loben.“
Die Flurneuordnung betrifft rund 800 Eigentümer. Von der Stadt Gammertingen sind rund 44 Hektar Fläche im laufenden Verfahren betroffen. Die Kosten dafür werden auf rund 22 000 Euro geschätzt. Diese könnten am Ende, in rund sieben Jahren, bezahlt werden. Wie Neufra hat der Gemeinderat jedoch dem Vorschlag der Verwaltung zugestimmt, dass die Stadt Gammertingen in die Kasse der Teilnehmergemeinschaft der Flurneuordnung ab diesem Jahr einen jährlichen Vorschuss von 3000 Euro bezahlt.
Stadtrat Karl Endriß aus Bronnen regte in der Sitzung an, diese guten Ergebnisse für die Gemeinde, zum Beispiel mit einem Vogellehrpfad, zu nutzen.
„Man darf die Bauern dafür ruhig mal loben“, sagt Stefan Obermeier, der Leiter des Flurbereinigungsverfahrens.