Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Räte erteilen Weihnachtsmarkt eine Absage
Das Konzept für einen Markt auf dem Karlsplatz ist dem Gemeinderat zu teuer
SIGMARINGEN - Die Kreisstadt wird auf absehbare Zeit keinen Weihnachtsmarkt bekommen: Der Gemeinderat ist in seiner Sitzung am Mittwochabend dem Vorschlag der Stadtverwaltung gefolgt, die Pläne für einen Weihnachtsmarkt aufzugeben. Seinen Beschluss fasste der Gemeinderat einstimmig. Das Hauptargument der Räte waren die Kosten: Für die kommenden vier Jahre hätte für einen Markt knapp eine halbe Million Euro ausgegeben werden sollen. Laut dem Konzept hätte der Markt ab 2018 am zweiten und dritten Adventswochenende jeweils von Freitag bis Sonntag öffnen sollen.
Bei einem Markt, der zwei Wochenenden andauere, könnten mehr und qualitativ höherwertige Händler für Sigmaringen gewonnen werden. 20 bis 25 Holzbuden sollten auf dem Karlsplatz aufgebaut werden, die Essensund Glühweinstände sollten in der Unterzahl sein, zumal es einen Steinwurf entfernt auf der Eisbahn ein reichhaltiges Angebot gebe. Das Angebot sollte sich vielmehr auf hochwertiges Kunsthandwerk und regionale Produkte konzentrieren.
Der Berater Martin Boy, der viele Jahre lang den Ludwigsburger Weihnachtsmarkt organisiert hatte, erstellte das Konzept im Auftrag der Stadt. Wie viel Honorar er berechnete, das teilt das Rathaus mit dem Hinweis auf Vertraulichkeit nicht mit.
Für die Anschaffung von 25 Hütten, Beleuchtung, Eingangstoren und Dekoration wurde mit einem Finanzbedarf von insgesamt 180 000 Euro gerechnet. Zusätzlich zu den Investitionen kalkulierte die Stadt mit jährlichen Betriebskosten für Energie, den Sicherheitsdienst, Veranstaltungen und Werbung in Höhe von 60 000 Euro. Auf vier Jahre gerechnet würde der Weihnachtsmarkt Sigmaringen rund 420 000 Euro kosten.
Das Finanzielle war für den Gemeinderat das Hauptargument für die Ablehnung. CDU-Fraktionschefin Alexandra Hellstern-Missel sagte: „Um diesen Preis ist ein Markt für mich undenkbar.“Fritz Schulz (Freie Wähler) ergänzte: „In meine Prioritätenliste passt der Markt nicht. Wenn wir hoffentlich bald wieder über ein Hallenbad diskutieren, tun uns die 400 000 Euro ganz gut.“
Als weiteres Argument für die Ablehnung nannte die Stadtverwaltung die Stimmung in der Bevölkerung: „Eine Aufbruchstimmung haben wir nicht wahrgenommen“, sagt Berater Boy und bezog sich auf die Bürgerinformation in der Stadthalle, zu der nur zwischen 20 und 30 Interessenten kamen. Über Fragebögen hatte die Stadtverwaltung zudem versucht, ein Meinungsbild einzuholen. Ein Drittel der 100 Bürger, die eine Antwort gaben, sah den Markt wegen der Kosten kritisch oder lehnte ihn ganz ab.
Stadt würde private Initiative unterstützen
Markus Lehmann (CDU) schlug einen Kompromiss vor: „Wir diskutieren zwischen den Extremen: Entweder gar nichts oder ein Weihnachtsmarkt, der alles schlägt.“Dazwischen gebe es etwas, das die Stadt leisten könne. Dem widersprach Bürgermeister Thomas Schärer: „Ein bisschen wird nicht aufgehen: Meine Befürchtung ist, dass wir dann der Erwartungshaltung nicht gerecht werden.“
Falls es eine private Initiative gibt, die einen Weihnachtsmarkt organsiert, signalisierte die Stadt ihre Unterstützung. Schärer: „Über einen gedeckelten Zuschuss können wir sprechen.“