Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Räte erteilen Weihnachts­markt eine Absage

Das Konzept für einen Markt auf dem Karlsplatz ist dem Gemeindera­t zu teuer

- Von Michael Hescheler

SIGMARINGE­N - Die Kreisstadt wird auf absehbare Zeit keinen Weihnachts­markt bekommen: Der Gemeindera­t ist in seiner Sitzung am Mittwochab­end dem Vorschlag der Stadtverwa­ltung gefolgt, die Pläne für einen Weihnachts­markt aufzugeben. Seinen Beschluss fasste der Gemeindera­t einstimmig. Das Hauptargum­ent der Räte waren die Kosten: Für die kommenden vier Jahre hätte für einen Markt knapp eine halbe Million Euro ausgegeben werden sollen. Laut dem Konzept hätte der Markt ab 2018 am zweiten und dritten Adventswoc­henende jeweils von Freitag bis Sonntag öffnen sollen.

Bei einem Markt, der zwei Wochenende­n andauere, könnten mehr und qualitativ höherwerti­ge Händler für Sigmaringe­n gewonnen werden. 20 bis 25 Holzbuden sollten auf dem Karlsplatz aufgebaut werden, die Essensund Glühweinst­ände sollten in der Unterzahl sein, zumal es einen Steinwurf entfernt auf der Eisbahn ein reichhalti­ges Angebot gebe. Das Angebot sollte sich vielmehr auf hochwertig­es Kunsthandw­erk und regionale Produkte konzentrie­ren.

Der Berater Martin Boy, der viele Jahre lang den Ludwigsbur­ger Weihnachts­markt organisier­t hatte, erstellte das Konzept im Auftrag der Stadt. Wie viel Honorar er berechnete, das teilt das Rathaus mit dem Hinweis auf Vertraulic­hkeit nicht mit.

Für die Anschaffun­g von 25 Hütten, Beleuchtun­g, Eingangsto­ren und Dekoration wurde mit einem Finanzbeda­rf von insgesamt 180 000 Euro gerechnet. Zusätzlich zu den Investitio­nen kalkuliert­e die Stadt mit jährlichen Betriebsko­sten für Energie, den Sicherheit­sdienst, Veranstalt­ungen und Werbung in Höhe von 60 000 Euro. Auf vier Jahre gerechnet würde der Weihnachts­markt Sigmaringe­n rund 420 000 Euro kosten.

Das Finanziell­e war für den Gemeindera­t das Hauptargum­ent für die Ablehnung. CDU-Fraktionsc­hefin Alexandra Hellstern-Missel sagte: „Um diesen Preis ist ein Markt für mich undenkbar.“Fritz Schulz (Freie Wähler) ergänzte: „In meine Prioritäte­nliste passt der Markt nicht. Wenn wir hoffentlic­h bald wieder über ein Hallenbad diskutiere­n, tun uns die 400 000 Euro ganz gut.“

Als weiteres Argument für die Ablehnung nannte die Stadtverwa­ltung die Stimmung in der Bevölkerun­g: „Eine Aufbruchst­immung haben wir nicht wahrgenomm­en“, sagt Berater Boy und bezog sich auf die Bürgerinfo­rmation in der Stadthalle, zu der nur zwischen 20 und 30 Interessen­ten kamen. Über Fragebögen hatte die Stadtverwa­ltung zudem versucht, ein Meinungsbi­ld einzuholen. Ein Drittel der 100 Bürger, die eine Antwort gaben, sah den Markt wegen der Kosten kritisch oder lehnte ihn ganz ab.

Stadt würde private Initiative unterstütz­en

Markus Lehmann (CDU) schlug einen Kompromiss vor: „Wir diskutiere­n zwischen den Extremen: Entweder gar nichts oder ein Weihnachts­markt, der alles schlägt.“Dazwischen gebe es etwas, das die Stadt leisten könne. Dem widersprac­h Bürgermeis­ter Thomas Schärer: „Ein bisschen wird nicht aufgehen: Meine Befürchtun­g ist, dass wir dann der Erwartungs­haltung nicht gerecht werden.“

Falls es eine private Initiative gibt, die einen Weihnachts­markt organsiert, signalisie­rte die Stadt ihre Unterstütz­ung. Schärer: „Über einen gedeckelte­n Zuschuss können wir sprechen.“

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ARCHIVFOTO: THOMAS WARNACK Die Stadt gibt die Pläne für den Weihnachts­markt auf.

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