Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Gemeinde will „Kümmerer“anstellen
Bürgermeister Bernd Gombold skizziert Inzigkofer Seniorenkonzeption
INZIGKOFEN - Die Gemeinde Inzigkofen will im kommenden Jahr einen „Kümmerer“anstellen. Das hat Bürgermeister Bernd Gombold am Mittwochabend während einer Bürgerversammlung zum Thema „zukünftige Seniorenkonzeption“bekanntgegeben. Der „Kümmerer“solle sich zuvorderst darum kümmern, den Senioren aller drei Ortsteile mit Rat in Alltagsfragen zur Seite zu stehen, ihnen verschiedene Angebote des gesellschaftlichen Miteinanders zu machen – und sie überhaupt erst einmal dazu zu motivieren, das Haus zu verlassen, um an etwaigen Angeboten teilzunehmen.
Die Absicht, einen „Kümmerer“anzustellen, kommt nicht aus heiterem Himmel. Sie ist vielmehr das Ergebnis eines neunmonatigen Prozesses. Seit Januar haben sich Gemeindeverwaltung und Gemeinderäte – unter professioneller Anleitung der Sigmaringer Vinzenz Service GmbH – mit den Senioren der Gemeinde und ihren Bedürfnissen beschäftigt. Es gab in allen Ortsteilen Bürgertische zu unterschiedlichen Themen, bei denen die Senioren gefragt waren. Zudem erhielten im vergangenen Frühsommer rund 1600 Bürger im Alter von mehr als 40 Jahren einen anonymen Fragebogen, mit dem herausgefunden werden sollte, was die Senioren und künftigen Senioren wirklich bewegt und was sie sich für ihre Zukunft wünschen.
Ältere lehnen Umzug in ein Pflegeheim ab
Dabei ging es auch darum, zu erfahren, ob sich die Senioren ein langes Leben daheim, ein angenehmes Pflegeheim in der Gemeinde oder doch eher modernere Alternativen wie etwa das ambulante betreute Wohnen oder Mehrgenerationenhäuser wünschen. Die anonyme Bürgerbefragung hatte die in Freiburg ansässige AGP Sozialforschung in den vergangenen Monaten ausgewertet. Pablo Rischard stellte zahlreiche Ergebnisse am Mittwoch vor: So hätten rund 30 Prozent der Angeschriebenen einen Bogen ausgefüllt, und ein Großteil von ihnen wünsche sich ein möglichst langes Leben in den eigenen vier Wänden. Wenn das selbstbestimmte Leben daheim aber doch eines Tages nicht mehr möglich sei, werde ein Umzug in ein Pflegeheim nicht favorisiert. Mehr als 50 Prozent der über 80-Jährigen lehne zudem einen Umzug in ein Pflegeheim außerhalb der Gemeinde ab. Eine Wohngemeinschaft, in der wenige Senioren weitgehend autark, aber mit regelmäßiger Unterstützung seitens eines ambulanten Pflegedienstes zusammenleben, werde hingegen kaum abgelehnt, so Rischard.
Gombold erklärte, die Gemeinde wolle als Konsequenz dieser Ergebnisse in die Vorplanung für eine ambulant betreute Wohngemeinschaft als selbstbestimmte Wohnform einsteigen. Wo eine solche WG entstehen solle, ob vielleicht sogar mehrere, wie ein Finanzierungsplan aussehen könne, ob es Zuschüsse gebe: auf all diese Fragen könne er zum jetzigen Zeitpunkt keine Antworten geben.
In nächster Zeit soll es nun also erst einmal um den „Kümmerer“gehen. „Wir suchen die eierlegende Wollmilchsau“, sagte Gombold. Eine konkrete Stellenbeschreibung sei noch nicht erfolgt. Wichtig sei aber vor allem, dass die Person die Sorgen von Senioren kenne, sie ernst nehme und motivierend auf die Älteren einwirken könne. Gombold erklärte, dass bei allen Bürgertischen immer wieder deutlich geworden sei, dass den Senioren gerade eine solche Person fehle und sie sich eine solche wünschen würden. Ob der „Kümmerer“halbtags oder womöglich sogar in Vollzeit arbeiten werde, könne Gombold ebenfalls noch nicht sagen. Das werden die nächsten Wochen nun zeigen.