Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Gemeinde will „Kümmerer“anstellen

Bürgermeis­ter Bernd Gombold skizziert Inzigkofer Seniorenko­nzeption

- Von Patrick Laabs

INZIGKOFEN - Die Gemeinde Inzigkofen will im kommenden Jahr einen „Kümmerer“anstellen. Das hat Bürgermeis­ter Bernd Gombold am Mittwochab­end während einer Bürgervers­ammlung zum Thema „zukünftige Seniorenko­nzeption“bekanntgeg­eben. Der „Kümmerer“solle sich zuvorderst darum kümmern, den Senioren aller drei Ortsteile mit Rat in Alltagsfra­gen zur Seite zu stehen, ihnen verschiede­ne Angebote des gesellscha­ftlichen Miteinande­rs zu machen – und sie überhaupt erst einmal dazu zu motivieren, das Haus zu verlassen, um an etwaigen Angeboten teilzunehm­en.

Die Absicht, einen „Kümmerer“anzustelle­n, kommt nicht aus heiterem Himmel. Sie ist vielmehr das Ergebnis eines neunmonati­gen Prozesses. Seit Januar haben sich Gemeindeve­rwaltung und Gemeinderä­te – unter profession­eller Anleitung der Sigmaringe­r Vinzenz Service GmbH – mit den Senioren der Gemeinde und ihren Bedürfniss­en beschäftig­t. Es gab in allen Ortsteilen Bürgertisc­he zu unterschie­dlichen Themen, bei denen die Senioren gefragt waren. Zudem erhielten im vergangene­n Frühsommer rund 1600 Bürger im Alter von mehr als 40 Jahren einen anonymen Fragebogen, mit dem herausgefu­nden werden sollte, was die Senioren und künftigen Senioren wirklich bewegt und was sie sich für ihre Zukunft wünschen.

Ältere lehnen Umzug in ein Pflegeheim ab

Dabei ging es auch darum, zu erfahren, ob sich die Senioren ein langes Leben daheim, ein angenehmes Pflegeheim in der Gemeinde oder doch eher modernere Alternativ­en wie etwa das ambulante betreute Wohnen oder Mehrgenera­tionenhäus­er wünschen. Die anonyme Bürgerbefr­agung hatte die in Freiburg ansässige AGP Sozialfors­chung in den vergangene­n Monaten ausgewerte­t. Pablo Rischard stellte zahlreiche Ergebnisse am Mittwoch vor: So hätten rund 30 Prozent der Angeschrie­benen einen Bogen ausgefüllt, und ein Großteil von ihnen wünsche sich ein möglichst langes Leben in den eigenen vier Wänden. Wenn das selbstbest­immte Leben daheim aber doch eines Tages nicht mehr möglich sei, werde ein Umzug in ein Pflegeheim nicht favorisier­t. Mehr als 50 Prozent der über 80-Jährigen lehne zudem einen Umzug in ein Pflegeheim außerhalb der Gemeinde ab. Eine Wohngemein­schaft, in der wenige Senioren weitgehend autark, aber mit regelmäßig­er Unterstütz­ung seitens eines ambulanten Pflegedien­stes zusammenle­ben, werde hingegen kaum abgelehnt, so Rischard.

Gombold erklärte, die Gemeinde wolle als Konsequenz dieser Ergebnisse in die Vorplanung für eine ambulant betreute Wohngemein­schaft als selbstbest­immte Wohnform einsteigen. Wo eine solche WG entstehen solle, ob vielleicht sogar mehrere, wie ein Finanzieru­ngsplan aussehen könne, ob es Zuschüsse gebe: auf all diese Fragen könne er zum jetzigen Zeitpunkt keine Antworten geben.

In nächster Zeit soll es nun also erst einmal um den „Kümmerer“gehen. „Wir suchen die eierlegend­e Wollmilchs­au“, sagte Gombold. Eine konkrete Stellenbes­chreibung sei noch nicht erfolgt. Wichtig sei aber vor allem, dass die Person die Sorgen von Senioren kenne, sie ernst nehme und motivieren­d auf die Älteren einwirken könne. Gombold erklärte, dass bei allen Bürgertisc­hen immer wieder deutlich geworden sei, dass den Senioren gerade eine solche Person fehle und sie sich eine solche wünschen würden. Ob der „Kümmerer“halbtags oder womöglich sogar in Vollzeit arbeiten werde, könne Gombold ebenfalls noch nicht sagen. Das werden die nächsten Wochen nun zeigen.

 ?? FOTO: COLOURBOX ?? Auch Senioren wollen noch etwas erleben, manchmal zögern sie aber, das Haus zu verlassen. Ein „Kümmerer“soll jetzt Senioren in Inzigkofen motivieren, Veranstalt­ungen zu besuchen.
FOTO: COLOURBOX Auch Senioren wollen noch etwas erleben, manchmal zögern sie aber, das Haus zu verlassen. Ein „Kümmerer“soll jetzt Senioren in Inzigkofen motivieren, Veranstalt­ungen zu besuchen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany