Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Fernseher aus zweiter Hand - Darauf kommt es an
Der Preisverfall bei TV-Geräten ist immens – Gebrauchtkauf lohnt sich nicht immer
BERLIN (dpa/tmn) - Bei der Suche nach einem neuen Fernseher kann ein Blick auf den Gebrauchtmarkt lohnen. Mit einigen Einschränkungen versteht sich – denn die neuesten technischen Tricks beherrschen die Gebrauchten meist nicht.
„Damit ein gebrauchter Fernseher sich lohnt, muss das Angebot wirklich ein Preishammer sein“, sagt Andreas Nolde vom Technikmagazin „Chip“. „Einen Fernseher, der vier Jahre oder noch älter ist, würde ich nicht mehr kaufen.“
Denn während die alten Röhrenfernseher gut und gerne mal 15 Jahre liefen, sind moderne Modelle laut Nolde nur noch auf eine Laufzeit von ungefähr acht Jahren ausgelegt. Außerdem habe sich technisch einiges getan: „Viele Fehler, die ältere Geräte noch haben, wurden in den vergangen Jahren behoben. Gerade SmartTVs haben sich wahnsinnig entwickelt.“
Doch die rasche Entwicklung ist ein Vorteil für den Gebrauchtmarkt: „Durch den schnellen Wechsel von HD-Ready über Full-HD und 4k zu
4k mit HDR kaufen sich viele Leute schon nach kurzer Zeit einen neuen Fernseher“, sagt er. Deshalb sind gute und relativ aktuelle Geräte manchmal auch gebraucht erhältlich.
Trotzdem sollten Käufer immer prüfen, ob das gebrauchte Gerät für sie geeignet sei. „Für Nutzer von
DVB-T2 wird das zum Beispiel schwierig“, erklärt der Technikex-
perte. Älteren Geräten fehlen die dafür nötigen Empfänger. Die haben erst Fernseher ab dem Modelljahr 2016, die es gebraucht erst selten gibt. Solche Schnäppchen können also Folgekosten haben.
Auch wer Apps für Streamingdienste auf dem Fernseher nutzen will, darf kein zu altes Gerät kaufen. Populäre Dienste wie Netflix, Youtu- be oder Amazon Prime Video unterstützen viele ältere Modelle nicht mehr, erklärt Jenny Braune von der Stiftung Warentest. Doch neben diesen technischen Besonderheiten muss der Fernseher natürlich vor allem eines: funktionieren. Ungesehen sollte ein gebrauchter Fernseher deswegen nicht gekauft werden. Andreas Nolde rät, auf Pixelfehler des Displays zu achten und auf guten Ton. „Auch die Fernbedienung sollte man sich vom Verkäufer zeigen lassen und ausprobieren, ob alle Tasten funktionieren.“
Auf Bildqualität achten
Natürlich gilt für gebrauchte Fernseher auch, was für neue Geräte gilt. So rät die Stiftung Warentest, beim Kauf eines TVs auf die Bildqualität zu achten: Das Bild sollte ausreichend hell und kontrastreich sein, ohne dass die Regler auf das Maximum eingestellt sind. Für Familien ist im Gegensatz zu Singles interessant, ob das Bild von verschiedenen Blickwinkeln aus gut dargestellt wird. Ob schnelle Bewegungen vom Display gut abgebildet werden, kann man etwa testen, indem ein Nachrichtensender einge- stellt wird. Ruckelt die Laufschrift im Bild, könnte das ein Grund gegen den Kauf sein. Neben diesen technischen Aspekten sollten Interessierte beim Fernsehkauf auch auf Rechtliches achten: Während Käufer von Neuware gesetzlich gut abgesichert sind, hat man beim Erwerb von gebrauchter Ware generell weniger Rechte, erklärt Julia Rehberg von der Verbraucherzentrale Hamburg. Wichtig sei es deshalb, auf die Gewährleistung zu achten. „Händler können die Gewährleistung bei gebrauchten Geräten auf ein Jahr reduzieren.“Private Verkäufer schließen eine Gewährleistung oder Haftung meist aus.
Aus technischer Sicht, so resümiert Andreas Nolde, lohne sich ein gebrauchter Fernseher nur, wenn man eines sucht: „Viel Bildschirmdiagonale für wenig Geld.“Wer sehr hohe Ansprüche an sein Gerät hat und technisch möglichst aktuell sein möchte, sollte eher auf etwas ältere Neuware zurückgreifen. „Bei Fernsehern gibt es einen krassen Preisverfall. Erst im letzten Jahr erschienene Geräte werden einem heute von den großen Elektronikhändlern quasi nachgeworfen.“