Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Bosz’ Hoffnung: Bayern als Aufbauhelfer
Nach dem blamablen 1:1 gegen Nikosia üben sich die Dortmunder in Durchhalteparolen
DORTMUND (fil/dpa/SID) - Wer es schafft, APOEL Nikosia in der Champions League zweimal ein 1:1 abzutrotzen, der braucht auch keine Angst zu haben vor dem FC Bayern München. Oder? Wer die Sätze von Borussia Dortmunds Trainer Peter Bosz am Mittwoch nach dem Remis gegen Zyperns Meister nur gelesen hat, könnte fast zu diesem Schluss kommen. Denn Bosz sagte da im Hinblick auf den Bundesligaschlager am Samstag gegen die Bayern (18.30 Uhr/Sky): „Vielleicht kommt das Spiel genau im richtigen Moment.“
Die Stimmlage des Niederländers relativierte das Ganze aber. Denn natürlich klang Bosz besorgt nach dem nächsten blamablen Ergebnis in der Champions League und der nächsten Enttäuschung. Nur eines der letzten sechs Spiele hat der BVB gewonnen, und das im Pokal beim Drittligisten Magdeburg. Das Achtelfinale der Champions League wird ohne die Schwarz-Gelben stattfinden, das ist so gut wie sicher. Und doch hofft Bosz darauf, dass die Krise zur Chance werden kann, dass die Bayern als Aufbauhelfer fungieren. „Am Anfang haben alle sehr viel erwartet. Vielleicht erwarten die Menschen am Samstag weniger“, so Bosz, der sich bei einer Niederlage auf Gegenwind einstellen muss.
Und auch Bayerns Arjen Robben will die aktuelle Form- und Ergebniskrise der Dortmunder nicht überbewerten. Für ihn bleibt der BVB der Hauptrivale um die Meisterschaft. „Ja! Das bleibt auch bis zum Ende so. Auch Leipzig ist weiter dran“, sagte Robben der „Bild“. Und weiter: „Bei einem Spiel, an einem Tag wie am Samstag kann immer alles passieren. Dass Dortmund große Qualität hat, das ist ganz klar. Wenn sie einen guten Tag haben, wird es auch für uns sehr schwierig.“
Doch dafür müssten die Dortmunder eben mal wieder einen guten Tag erwischen – und zuvor am besten auch den Glauben an die eigene Stärke. Der schien am Mittwoch nämlich während des Spiels verschwunden. Am Ende eines frustrierenden Abends rutschte Kapitän Marcel Schmelzer dann auch noch das von den Clubbossen eigentlich verbotene K-Wort heraus. „Wir müssen jetzt weiter zusammenstehen, um aus dieser Krise ...“, setzte er an und schob dann schnell korrigierend hinterher: „Aus dieser schlechten Situation herauszukommen.“
Erfolglos wie nie
Der BVB weist mit zwei Punkten aus vier Spielen die schlechteste Bilanz seiner Champions-League-Geschichte auf und muss sogar um den Trostpreis Europa League bangen. Gegen Nikosia, das auch noch Dritter werden kann, wirkte die Mannschaft verunsichert und ratlos. Dem Offensivspiel mangelte es an Tempo, Kreativität und Effizienz im Abschluss. Die zuletzt oft kritisierte Abwehr wurde gegen einen biederen Gegner mit begrenzten Möglichkeiten zwar nicht oft gefordert, dem ExDresdner Mickael Poté (51.) gelang nach dem BVB-Führungstreffer von Raphael Guerreiro (29.) dennoch der Ausgleich. Ein weiteres Sorgenkind ist zudem Pierre-Emerick Aubameyang. Der Torjäger läuft seit Wochen seiner Topform hinterher.
Der frühere BVB-Kapitän und -Trainer Matthias Sammer nahm die Spieler in die Pflicht: „Ich bin erstaunt über die Diskussionen und Kommentare. Ich stelle mir gerade vor, was Thomas Tuchel alles vorgeworfen wurde – teilweise berechtigt und unberechtigt. Aber jetzt geht die Diskussion schon wieder los, was Peter Bosz alles ändern muss. Ich wür- de einfach mal sagen: Was muss die Mannschaft alles ändern? Wo muss sie sich hinterfragen?“, sagte er bei Eurosport.
„Wir haben gute Spieler. Und wenn die Spieler wieder Vertrauen haben, dann kommt das wieder zurück. Ich muss den Spielern wieder das Vertrauen geben“, sagte Bosz jedoch und versprach: „Wir sind da zusammen drin und kommen da auch zusammen wieder raus.“Unmittelbar nach dem Schlusspfiff hatte Bosz seine Spieler in die Kabine gebeten. Als die Stars wieder rauskamen, klangen sie in den Interviews wie ihr Trainer: Kämpferisch, aber eben auch irgendwie ratlos. „Wir müssen da zusammen durch und dürfen die Köpfe nicht hängenlassen. Wir dürfen nicht anfangen, zu viel nachzudenken“, sagte etwa Schmelzer.