Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Menschenskinder Die Bardot aus Germany
So wie sie hatten sich die Amerikaner das deutsche Fräuleinwunder vorgestellt: blond, sexy, energisch. Als „SauerkrautBardot“machte Elke Sommer eine beachtliche Kinokarriere. 1963 war sie die Verführerin im Paul-Newman-Thriller „Der Preis“, 1964 kürte sie der Playboy zur „Erotischsten Deutschen“. Ein unsterblicher Mythos wurde nicht aus ihr. Sie blieb am Boden und feiert an diesem Sonntag ihren 77. Geburtstag – immer noch happy an der Seite ihres zweiten Ehemanns Wolf Walther, einem pensionierten Hotelier.
Anders als neurotischere Mitglieder des Showgeschäfts hat Elke Sommer einen Sinn für Realitäten. „So toll schau ich ja nun nicht aus“, befand sie mit 75 in einem Interview mit der Münchner Abendzeitung und scherzte, dass ihr Mann, genannt „Papabär“, zum Glück viel größer sei als sie: „Da ich immer zu ihm hochschauen muss, hab ich keinen Truthahn-Hals.“
Dass es nicht nur um Äußerlichkeiten geht, wusste die in Berlin geborene Pfarrerstochter Elke, die eigentlich von Schletz heißt, schon immer. Im Krieg wurde die Familie ins fränkische Niederndorf evakuiert und lebte da in ärmlichen Verhältnissen. Man freute sich über einen Apfel zu Weihnachten. Nach dem frühen Tod des Vaters machte Elke brav ihr Abitur und eine Dolmetscherausbildung. Rein zufällig wurde sie nach einer Misswahl im Italienurlaub mit Mutti vom römischen Produzenten Vittorio de Sica entdeckt.
In über 70 Filmen spielte sie mit, doch nie in überragender Rolle. Die Deutschen kennen sie als Gangsterbraut in „Am Tag, als der Regen kam“(1959) oder als Westerngirl im Karl-May-Film „Unter Geiern“(1964). Seit 1966 profiliert sich Elke als Malerin kraftvoll-naiver Bilder, die sich in ihrer zweiten Heimat Kalifornien recht gut verkaufen. Und sie wünscht sich nur eins: „Dass alles so bleibt, wie es ist.“
Birgit Kölgen