Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Von der Realität inspiriert
Tatort: Der Fall Holdt (ARD, Sonntag, 20.15 Uhr)
– Man habe sich durch verschiedene Entführungsfälle inspirieren lassen, so die junge Regisseurin Anne Zohra Berrached, die bei ihrem „Tatort“-Debüt gleich ein starkes Stück liefert.
Tatsächlich sind die Parallelen zum bis heute nicht aufgeklärten Entführungsfall der Bankiersgattin Maria Bögerl aus Heidenheim eindeutig, die im Mai 2010 verschwunden ist und kurz darauf tot aufgefunden wurde. Zeitweise wurden aufgrund von Ermittlungspannen der Polizei Familienmitglieder verdächtigt. „Der Fall Holdt“orientiert sich eng am Fall Bögerl, inklusive Erpressung und Pannen. Ausgerechnet Kommissarin Lindholm unterlaufen diesmal Fehler in diesem 25. Tatort mit Maria Furtwängler. Und gerade deshalb ist es auch einer ihrer besten.
Die ansonsten sehr kühle Ermittlerin darf sich hier entwickeln, darf schwach sein und an ihre Grenzen kommen. Durch eine selbst erlebte Gewalttat wird Kommissarin Lindholm derart aus der Bahn geworfen, dass sie zunehmend arbeitsunfähiger wird. Sie schläft nicht, zittert, wird ungerecht gegenüber Kollegen und verkriecht sich. Eine starke Schauspielleistung.
Das trifft allerdings auch auf Aljoscha Stadelmann zu, der den Banker Frank Holdt spielt. Ein wirklich spannender Krimi – zwar mit harten Gewaltszenen, aber zum Glück auch mit viel Gefühl und Menschlichem.