Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Paris ehrt die berühmteste Forscherin der Welt
Vor 150 Jahren wurde Marie Curie geboren
PARIS (dpa/KNA) - Sie war die einzige Frau, die jemals zwei Nobelpreise verliehen bekam – und bezahlte ihre wissenschaftlichen Entdeckungen mit ihrem Leben. Vor 150 Jahren, am 7. November 1867, wurde die Physikerin und zweifache Nobelpreisträgerin Marie Curie geboren. Sie isolierte die bis dato unbekannten Elemente Radium und Polonium. Ihre wissenschaftlichen Erfolge feierte sie in Frankreich. In der Pariser Heldenstätte Panthéon ist ihr eine Ausstellung gewidmet.
Unter der hohen Kuppel des Panthéon ehrt Frankreich die Helden der Nation. Es sind meist Männer, die Philosophen Voltaire und JeanJacques Rousseau etwa oder die Schriftsteller Victor Hugo und Émile Zola. Die 1934 verstorbene Marie Curie und ihr Mann Pierre Curie ruhen seit 1995 in der Gruft Nummer acht des riesigen Gebäudes. Rund 600 000 Besucher kommen jedes Jahr ins Panthéon.
Die französischen Experten haben den Ehrgeiz, nicht nur die berühmteste Wissenschaftlerin der Welt, sondern den Menschen hinter der gelegentlich unnahbar erscheinenden Wissenschafts-Ikone zu zeigen. „Sie war eine Frau, die sich in einer Männerwelt ausgezeichnet hat“, sagt Nathalie Huchette, die für die Ausstellung mitverantwortlich ist. „Sie hat einen Weg für die Frauen geöffnet. Sie war ein Modell für die weibliche Emanzipation.“
Ihr Leben war eines der Superlative. Curie schloss im ausgehenden 19. Jahrhundert ihr Physikstudium an der Pariser Sorbonne als Beste ab. Sie erhielt als erste Frau den Nobelpreis für Physik (1903) und Chemie (1911). Zwischen den Ehrungen, 1906, hielt sie als erste Frau an der Sorbonne ihre Antrittsvorlesung.
Die Tochter eines Lehrerehepaars kam mit dem Familiennamen Sklodowska in Warschau zur Welt. Schon früh interessierte sie sich für Naturwissenschaften. Zum Physik- und Mathematikstudium ging sie 1891 nach Paris. Dort wurde sie nach ihrem Abschluss Doktorandin des Physikprofessors Antoine Henri Becquerel. 1895 heiratete sie Pierre Curie. Das Paar widmete sein Leben der Wissenschaft. Beide arbeiteten und forschten gemeinsam in einem Hinterhof-Laboratorium unter wenig adäquaten Bedingungen. 1896 entdeckte Becquerel die natürliche radioaktive Strahlung des Uraniums. Die Curies tauschten sich mit Becquerel aus; Marie fand in Experimenten heraus, dass auch andere Elemente radioaktive Strahlung aufwiesen. Das Ehepaar beschäftigte sich mit dem Mineral Pechblende, und Marie isolierte Radium und Polonium (benannt nach Curies Heimat).
An Leukämie erkrankt
Nachdem 1901 Wilhelm Conrad Röntgen für die von ihm entdeckten Strahlen den Physik-Nobelpreis bekommen hatte, folgte 1903 die internationale Anerkennung der Erkenntnisse der Curies und von Becquerel: Das Forscher-Trio erhielt den Nobelpreis für Physik. Das Ehepaar wurde weltberühmt. Der Name Becquerel kam auch zu Ehren, als Maß für die Menge einer radioaktiven Substanz. Die Vergabe des Nobelpreises war erst drei Jahre her, als Marie einen schweren Schicksalsschlag erlitt: Am 19. April 1906 verlor sie ihren Ehemann und Forscherkollegen Pierre bei einem Straßenbahnunfall. Nach dem Ersten Weltkrieg – Curie entwickelte seinerzeit eine mobile Röntgenstation für verletzte Soldaten – forschte sie mit Tochter Irene am Radium-Institut, reiste im Namen der Forschung um die Welt und suchte nach medizinischen Nutzungsmöglichkeiten radioaktiver Stoffe.
Curie war fasziniert von diesen Substanzen, die im Dunkeln leuchten. Der Kontakt mit diesen Stoffen kostete sie jedoch das Leben: Am 4. Juli 1934 starb sie an Leukämie. Die teils fatalen Folgen ihrer Entdeckungen erlebte Curie nicht mehr mit – den weiteren Weg zur Atombombe bahnten andere Wissenschaftler.