Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Genaues Hinschauen lohnt sich
Kreisgalerie zeigt Bilder des Biberacher Künstlers Johann Baptist Pflug
MESSKIRCH - In der Kreisgalerie Schloss Meßkirch ist die diesjährige Herbst-Winter-Ausstellung „Johann Baptist Pflug“eröffnet worden. Die bereits vor einem Jahr in Biberach gezeigten Arbeiten des Malers, Zeichners und Lithographen veranschaulichen oberschwäbisches Leben in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Für Meßkirch ist ein Teil der Bilder ausgetauscht worden. Mehr als 70 Werke aus allen Schaffensphasen und Motivbereichen lockten Kunstliebhaber, Historiker und Ethnologen zur Eröffnung. Neben den Bildern bot sich den zahlreich erschienenen Besuchern auch etwas fürs Ohr. Landrätin Stefanie Bürkle erklärte bei ihrer Begrüßung, warum die Melodien der Zither „aus der Konserve“kamen: Birgit Fuchs war kurz zuvor krank geworden, ihre Lieder zur Umrahmung der Eröffnung mussten eingespielt werden. Die Zither sei das adäquate Instrument für die Werke des Biberacher Künstlers Johann Baptist Pflug (17851866). Der musikalische Pflug ließ sich damit gerne abbilden und er vergaß sie auch nicht in seinem Selbstportrait, so Bürkle. Auch sei Pflug nicht deshalb in der Kreisgalerie, weil er wie die Landrätin in Biberach geboren wäre, sondern weil der „erste Künstler vor Ort eine ganze Epoche lebendig darstellt“. Er habe den Räubern, Pfarrern und Bürgermeistern in Oberschwaben ein Gesicht gegeben.
Kurator Uwe Degreif, der sowohl das Werkverzeichnis erstellt als auch den Katalog zu Pflug herausgegeben hat, führte mit einem Acht-PunktePlan in die Ausstellung ein: 300 Bilder hinterließ der Künstler. Das sei als Zahl nicht viel. Betrachte man jedoch die kleinteilige Ausführung, wisse man schnell, warum der Künstler so lange an einem Bild saß. In 50 Schaffensjahren veränderte er seinen Stil kaum. Auch wenn Pflug vorwiegend als Genremaler bekannt ist, so hat er sich dennoch mindestens ebenso intensiv Militär- und Schlachtendarstellungen gewidmet. Der 23 Jahre dauernde Krieg wird für Pflug prägend, seine Sympathie gilt nie dem revolutionären Frankreich. Als Elf- und Fünfzehnjähriger erlebt er zwei Schlachten unmittelbar mit. Schlachtenbilder gehörten für Pflug zur obersten Aufgabe. Erst danach rangieren religiöse Motive, Porträts von Patriziern und Bürgern, das Genrebild, die Tierdarstellung, das Landschaftsbild und zum Schluss das Stillleben.
Ins rechte Licht rückte die Ausstellung Kreiskulturamtsleiter Edwin Ernst Weber zusammen mit seinem Team. Er lud die Anwesenden
Landrätin Stefanie Bürkle
dazu ein, die Ausstellung erneut zu den Sonderführungen zu besuchen. Dass bei jedem Blick Neues entdeckt werden kann, wurde beim anschließenden Rundgang deutlich. Überall machten die Besucher auf entdeckte Details aufmerksam. Pflug war sicher kein Rebell, viel eher ein Chronist, der die Menschlichkeit – selbst die des Räubers – darstellen wollte. Ein spannender und lohnender Blick in eine vergangene Zeit, der reichlich Gesprächsstoff liefern kann.
„Er hat Räubern, Pfarrern und Bürgermeistern in Oberschwaben ein Gesicht gegeben.“