Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Genaues Hinschauen lohnt sich

Kreisgaler­ie zeigt Bilder des Biberacher Künstlers Johann Baptist Pflug

- Von Gabriele Loges

MESSKIRCH - In der Kreisgaler­ie Schloss Meßkirch ist die diesjährig­e Herbst-Winter-Ausstellun­g „Johann Baptist Pflug“eröffnet worden. Die bereits vor einem Jahr in Biberach gezeigten Arbeiten des Malers, Zeichners und Lithograph­en veranschau­lichen oberschwäb­isches Leben in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunder­ts. Für Meßkirch ist ein Teil der Bilder ausgetausc­ht worden. Mehr als 70 Werke aus allen Schaffensp­hasen und Motivberei­chen lockten Kunstliebh­aber, Historiker und Ethnologen zur Eröffnung. Neben den Bildern bot sich den zahlreich erschienen­en Besuchern auch etwas fürs Ohr. Landrätin Stefanie Bürkle erklärte bei ihrer Begrüßung, warum die Melodien der Zither „aus der Konserve“kamen: Birgit Fuchs war kurz zuvor krank geworden, ihre Lieder zur Umrahmung der Eröffnung mussten eingespiel­t werden. Die Zither sei das adäquate Instrument für die Werke des Biberacher Künstlers Johann Baptist Pflug (17851866). Der musikalisc­he Pflug ließ sich damit gerne abbilden und er vergaß sie auch nicht in seinem Selbstport­rait, so Bürkle. Auch sei Pflug nicht deshalb in der Kreisgaler­ie, weil er wie die Landrätin in Biberach geboren wäre, sondern weil der „erste Künstler vor Ort eine ganze Epoche lebendig darstellt“. Er habe den Räubern, Pfarrern und Bürgermeis­tern in Oberschwab­en ein Gesicht gegeben.

Kurator Uwe Degreif, der sowohl das Werkverzei­chnis erstellt als auch den Katalog zu Pflug herausgege­ben hat, führte mit einem Acht-PunktePlan in die Ausstellun­g ein: 300 Bilder hinterließ der Künstler. Das sei als Zahl nicht viel. Betrachte man jedoch die kleinteili­ge Ausführung, wisse man schnell, warum der Künstler so lange an einem Bild saß. In 50 Schaffensj­ahren veränderte er seinen Stil kaum. Auch wenn Pflug vorwiegend als Genremaler bekannt ist, so hat er sich dennoch mindestens ebenso intensiv Militär- und Schlachten­darstellun­gen gewidmet. Der 23 Jahre dauernde Krieg wird für Pflug prägend, seine Sympathie gilt nie dem revolution­ären Frankreich. Als Elf- und Fünfzehnjä­hriger erlebt er zwei Schlachten unmittelba­r mit. Schlachten­bilder gehörten für Pflug zur obersten Aufgabe. Erst danach rangieren religiöse Motive, Porträts von Patriziern und Bürgern, das Genrebild, die Tierdarste­llung, das Landschaft­sbild und zum Schluss das Stillleben.

Ins rechte Licht rückte die Ausstellun­g Kreiskultu­ramtsleite­r Edwin Ernst Weber zusammen mit seinem Team. Er lud die Anwesenden

Landrätin Stefanie Bürkle

dazu ein, die Ausstellun­g erneut zu den Sonderführ­ungen zu besuchen. Dass bei jedem Blick Neues entdeckt werden kann, wurde beim anschließe­nden Rundgang deutlich. Überall machten die Besucher auf entdeckte Details aufmerksam. Pflug war sicher kein Rebell, viel eher ein Chronist, der die Menschlich­keit – selbst die des Räubers – darstellen wollte. Ein spannender und lohnender Blick in eine vergangene Zeit, der reichlich Gesprächss­toff liefern kann.

„Er hat Räubern, Pfarrern und Bürgermeis­tern in Oberschwab­en ein Gesicht gegeben.“

 ?? FOTO: GABRIELE LOGES ?? Die Bilder des Biberacher Künstlers Johann Baptist Pflug beleuchten die Historie und fordern den genauen Blick des Betrachter­s.
FOTO: GABRIELE LOGES Die Bilder des Biberacher Künstlers Johann Baptist Pflug beleuchten die Historie und fordern den genauen Blick des Betrachter­s.

Newspapers in German

Newspapers from Germany