Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Ruhani sagt raschen Wiederaufbau zu
Verwirrung um Zahl der Erdbeben-Toten im Iran
TEHERAN (dpa) - Irans Präsident Hassan Ruhani hat den Menschen in der Kermanschah-Provinz einen raschen Wiederaufbau nach dem schweren Erdbeben zugesagt. „Heute stehen alle Iraner hinter Kermanschah, und wir werden alles tun, damit die Menschen hier diese Tragödie schneller vergessen können“, sagte er am Dienstag nach seiner Ankunft im Katastrophengebiet.
Die Regierung in Teheran werde alles tun, damit die vom Beben betroffenen Städte rasch wieder aufgebaut werden können. „Unser Fokus sind Wohnkomplexe, da müssen wir den Menschen bei dem Aufbau besonders zur Seite stehen“, sagte Ruhani, der sich an Ort und Stelle ein Bild machen wollte.
Laut jüngsten offiziellen Angaben kamen nach dem Erdstoß der Stärke
7,3 in der Grenzregion zwischen dem Iran und dem Irak 432 Menschen ums Leben. Außerdem wurden fast
7900 Verletzte gezählt. Der Mittelpunkt des Bebens lag in etwa 34 Kilometern Tiefe in der westiranischen Provinz Kermanschah.
Verwirrung gab es am Dienstag wegen eines Berichts der staatlichen Nachrichtenagentur IRNA. Diese hatte von 530 Toten berichtet, fast
100 mehr als die vom Innenministerium angegebene amtliche Opferzahl. Darauf übernahmen auch mehrere Medien zeitweise die neue Zahl. Es hieß, dass in manchen vom Beben betroffenen Dörfern die Menschen ihre Toten ohne amtliche Erlaubnis und Registrierung der Behörden begraben hätten. Später revidierte IRNA diese Darstellung und stützte sich wieder auf die vom Innenministerium genannte Opferzahl.
Kritik am Ex-Präsident
Die weitaus meisten Todesopfer gab es auf der iranischen Seite der Grenze. Am schlimmsten traf es die beiden Grenzstädte Sarpol-e Zahab und Ghassre Schirin. Trotz der Kälte verbrachten viele Menschen in der Provinz die Nacht angesichts von mehr als 200 Nachbeben im Freien.
In Sarpol-e Zahab hatten am Dienstag viele Stadtteile immer noch keinen Strom, kein Gas und kein Wasser. Außerdem sollen die Temperaturen nachts unter den Gefrierpunkt fallen. Nach Ansicht vieler Einwohner wurden die Zelte in den Erdbebengebieten nicht gerecht verteilt. Sowohl die Menschen als auch die Behörden in Kermanschah sind nicht zufrieden mit der Hilfe aus Teheran, hoffen jedoch, dass sich das nach Ruhanis Besuch ändert.
Insgesamt beschädigte das Beben nach offiziellen Angaben 27 000 Wohnkomplexe. 12 000 seien komplett zerstört, 15 000 nicht mehr zu bewohnen. Zu diesen Siedlungen gehören auch die, die Ex-Präsident Mahmud Ahmadinedschad in der Provinz hatte bauen lassen. Die meisten der Gebäude, die der Hardliner stolz „Haus der Nächstenliebe“nannte, sind nicht mehr bewohnbar. „Das ist schon sehr peinlich“, sagte Ruhani ironisch über das Projekt seines Vorgängers und politischen Rivalen. Einige Einwohner sagen, Baustandards seien ignoriert worden.