Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Gemeinde benötigt „langen Atem“für Breitbandausbau
Eine Glasfaserverbindung soll für alle Haushalte in den kommenden zehn Jahren bereitgestellt werden
STETTEN AM KALTEN MARKT (pegme) - Der Gemeinderat Stetten am kalten Markt hat auf seiner jüngsten Sitzung am Montagabend den Beschluss zum Thema Breitbandausbau und die Umsetzung der FTTBStrategie einstimmig angenommen. Federführend für den Breitbandausbau ist die Versorgungsgesellschaft im Landkreis Sigmaringen (BLS). Stetten ist eine der mittlerweile 39 Kommunen, die der Gesellschaft beigetreten sind und sich die Schaffung einer Infrastruktur für eine flächendeckende Breitbandversorgung durch Glasfasernetze auferlegt haben.
Bürgermeister Maik Lehn machte unmissverständlich deutlich, dass die Breitbandversorgung absolut notwendig, aber keine Aufgabe der Kommunen sei. Der momentane Ausbau der Glasfasernetze durch private Telekommunikationsunternehmen sei jedoch zutiefst unbefriedigend. „Die Erschließung des ländlichen Raums geht nur sehr zögerlich voran“, sagte Lehn. Der Fokus läge auf sogenannten „Filetstücken“mit lukrativen Renditemöglichkeiten. „Für die ländlichen Gemeinden bedeutet dies ein weiterer erheblicher Standortnachteil“, kommentierte Lehn. Die Gesellschafter der BLS sähen hier eine Art Daseinsvorsorge: „Kernziel ist es, innerhalb der nächsten zehn Jahre jeden Haushalt an das Glasfasernetz anzuschließen“, sagte Lehn. Der bisherige Glasfaseranschluss begrenzt sich auf die sogenannte FTTC-Infrastruktur (fiber to the curbe). Vereinfacht ausgedrückt: Die Glasfaserkabel enden bei der Versorgungsstation und die verbleibende Reststrecke bis zum Hausanschluss des Kunden wird mit Kupferkabeln abgewickelt. Kupferkabel haben eine bremsende Wirkung auf die Übertragungsgeschwindigkeit.
Übertragung mit Lichtgeschwindigkeit
Spätestens bei einer komplexen Nutzung von TV, Telefon und Internet über denselben Anschluss kommt die FTTC-Variante schnell an ihre Grenzen. Die neue Technologie, die sogenannte FTTB-Struktur (fiber to the building) ermöglicht die Verlegung des Glasfaserkabels direkt bis zum Endkunden. Da die Datenübertragung bei Glasfaserkabeln mit Lichtgeschwindigkeit erfolgt, ergeben sich somit fast unbegrenzte Möglichkeiten in Bezug auf Up- und Downloads, maximale Bandbreiten, mehrere Nutzer, nachgelagerte mobile Netzwerke, hausinterne WLANs und weiteres.
Dieser technische Fortschritt hat seinen Preis. Da die Förderlandschaft karg gestaltet ist, erfolgt die Finanzierung über die BLS in Form von Kapitalanlagen, Gesellschafts- und Kapitalmarktdarlehen. Die Gemeinde Stetten muss in den nächsten zehn Jahren zwei Millionen Euro aufbringen, um den Ausbau finanziell zu schultern. „Die Gemeinde braucht einen langen Atem, die ersten schwarzen Zahlen werden laut Wirtschaftlichkeitsberechnung im Jahr 2051 geschrieben“, machte Lehn den Gemeinderäten deutlich. Auch der Endverbraucher werde sich an den Kosten beteiligen müssen. Der Beschluss sieht eine Selbstbeteiligung der Privatkunden mit 800 Euro netto sowie der Gewerbekunden mit 3516 Euro netto vor – der mathematischer Mittelwert berechnet sich nach individuellem Aufwand. Bürgermeister Lehn und die Gemeinderäte zeigten sich überzeugt, auf dem richtigen Weg zu sein und ein positives Signal in eine zukunftsweisende Richtung für ihre Gemeinde und den ländlichen Raum zu setzen. „Die Gemeinden geben nichts aus der Hand“, sagte Lehn.