Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Zur Person Ankläger
Er hat mit seiner Beweisführung maßgeblich zum Urteil gegen Kriegsverbrecher Ratko Mladic beigetragen: UN-Chefankläger Serge Brammertz. Der 55-jährige Belgier steht seit dem 1. Januar 2008 an der Spitze der Anklage des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag. In dieser Funktion leitete er bereits die Anklage gegen Mladics engen Vertrauten Radovan Karadzic. Dieser wurde vom UN-Tribunal im März 2016 wegen Völkermords, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen zu 40 Jahren Haft verurteilt. Er legte Berufung gegen das Urteil ein, an dem Brammertz, der mehr als eine Million Seiten Beweismaterialien zusammentrug, entscheidend beteiligt war. Für Brammertz wäre es „für immer eines der schwärzesten Kapitel in der Geschichte des Tribunals“gewesen, wenn Karadzic und Mladic nicht zur Verantwortung gezogen worden wären.
Brammertz, der am 17. Februar 1962 in Eupen (Belgien) geboren wurde, studierte Rechtswissenschaft und Kriminologie an der Université catholique de Louvain, der Universität Lüttich und an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, wo er auch promovierte. Er kommt aus einer deutschsprachigen Familie und spricht außerdem fließend Französisch, Niederländisch und Englisch.
Zunächst arbeitete er als Rechtsanwalt in Verviers, ging aber 1989 in den Staatsdienst, wo er zunächst stellvertretender Staatsanwalt und ab 1996 Erster Staatsanwalt am Gericht Erster Instanz in Eupen war. 1997 wurde er durch den Justizminister zum Nationalmagistraten ernannt. Von
2003 an war er als stellvertretender Ankläger am IStGH in Den Haag vorrangig mit Ermittlungen zu Menschenrechtsverletzungen in Uganda, Darfur und der Demokratischen Republik Kongo befasst. Im April 2014 wurde Brammertz durch den belgischen König Philippe in den Adelsstand erhoben – er trägt den Titel eines Barons.
Sarah Schababerle und AFP