Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Tretjakow muss Skeleton-Gold zurückgeben
LAUSANNE (SID) - Das Internationale Olympische Komitee (IOC) greift im russischen Dopingskandal weiter durch und hat erneut gegen einen Goldmedaillengewinner von Sotschi eine lebenslange Olympiasperre verhängt. Skeleton-Olympiasieger Alexander Tretjakow erhielt – wie drei seiner Teamkolleginnen – die Höchststrafe und muss zudem seine Medaille von 2014 zurückgeben. Das teilte das IOC am Mittwoch mit, ohne Urteilsbegründungen zu nennen.
Lebenslang für alle Olympiafunktionen gesperrt wurden außerdem die Skeleton-Fahrerinnen Jelena Nikitina, die ihre Bronzemedaille verliert, sowie Olga Potylizina (in Sotschi Fünfte) und Maria Orlowa (Sechste). Das beschloss die IOC-Kommission unter Exekutivmitglied Denis Oswald, die für die Sanktionen gegen die im McLaren-Bericht genannten
28 verdächtigen russischen Sotschi-Starter zuständig ist. Die
Fronten verhärten sich zwei Wochen vor der IOC-Strafverkündung gegen Russland im
Zuge des Staatsdopingskandals also weiter. Sechs Langläufer sind bereits ebenfalls für alle Funktionen bei Olympischen Spielen lebenslang gesperrt worden, unter ihnen Alexander Legkow, Goldmedaillengewinner von Sotschi über 50 Kilometer. Alle Sportler wurden aus den Ergebnislisten der Spiele gestrichen. Auch in diesen Fällen will das IOC die Urteilsbegründungen nachreichen.
Premiere am grünen Tisch
Geht das IOC in der Einzelfallbewertung weiter so rigide vor, geraten die Medaillenlisten von Sotschi völlig durcheinander. Besondere Konsequenzen hätten die jüngsten Verschiebespiele, die das IOC noch offiziell vollziehen muss, für die Letten: Nach der Disqualifikation Tretjakows wäre der ursprünglich zweitplatzierte Martins Dukurs Skeleton-Olympiasieger von Sotschi. Damit würde Lettland seine erste Goldmedaille in der Geschichte Olympischer Winterspiele am grünen Tisch erhalten.
Die Oswald-Kommission, die derzeit die verdächtigen russischen Sotschi-Starter entweder persönlich in Lausanne oder per Videokonferenz befragt, will der Reihe nach ihre weiteren Sanktionen veröffentlichen. Anlass der Untersuchungen waren zwei Berichte des kanadischen Rechtsprofessors Richard McLaren, der Russland staatlich orchestriertes Doping nachgewiesen hat. In Sotschi sollen Dopingproben mithilfe des Geheimdienstes ausgetauscht oder manipuliert worden sein.