Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Regionalverband hält an Mittelberg als Kalkabbau-Standort fest
Stetten 1 ist Ersatzstandort – Ärger über die verweigerte Prüfung von Stetten 1
ENNETACH/THIERGARTEN – Ein weiterer Schritt in Richtung Kalksteinabbau im Donautal: Der Planungsausschuss des Regionalverbandes Bodensee-Oberschwaben hat in seiner Sitzung in Mengen-Ennetach bei zwei Gegenstimmen und zwei Enthaltungen mehrheitlich beschlossen, den Mittelberg in Thiergarten im neuen Regionalplan als Vorranggebiet für den Abbau von Rohstoffen auszuweisen. Eine Stufe darunter wird der Standort Stetten 1 eingeteilt – er wird ein Vorranggebiet für die Sicherung von Rohstoffen und damit quasi Ersatzstandort.
Der Prinz zu Fürstenberg plant, den Mittelberg im Beuroner Ortsteil Thiergarten für den Kalksteinabbau zu nutzen. Gegen das Vorhaben gibt es erhebliche Proteste. Die Verwaltung des Regionalverbands hielt in der Sitzung jedoch daran fest, den Mittelberg als Vorranggebiet auszuweisen. Gründe seien die besondere, hochreine Qualität des dort anzutreffenden Kalksteins und dass es an Alternativen mangele, erklärte Ulrich Donath vom Regionalverband. Im Vorfeld waren auch andere Standorte für ein Vorranggebiet im neuen Regionalplan erwogen worden. „Letztlich haben wir nur den Standort in Mittelberg, der diese nachgewiesenen Qualitäten hat“, resümierte Donath.
Sollte der Standort Mittelberg nicht genehmigt werden, sieht der Beschluss des Planungsausschusses vor, den Standort Stetten am kalten Markt 1 ebenfalls wie Mittelberg in ein Vorranggebiet für den Abbau hochzustufen – zunächst wird er im neuen Regionalplan nun nur ein Vorranggebiet für die Sicherung von Rohstoffen, also eine Stufe darunter. Stetten 1 gilt also als Ersatzstandort. Helmut Bußmann von der Fraktion Grüne/ÖDP fragte, warum der Standort nicht gleich hochgestuft werde. Er machte deutlich, dass die Fraktion erhebliche Probleme mit dem Standort Mittelberg hat. „Bündnis90/Grüne/ÖDP haben im letzten September nur mit großem Bauchweh der Sache zugestimmt“, sagte er. Nun habe die Fraktion „Magenkrämpfe“.
Ein Problem war im Vorfeld, dass der Standort Stetten 1 nicht näher untersucht werden durfte. Darauf ging Verbandsdirektor Wilfried Franke ein, und ein gewisser Ärger war aus seiner Stimme dabei nicht zu überhören. „Wir wollten die Alternativen prüfen“, sagte er. „Doch hat man schon die Bohrungen nicht zugelassen“, erinnerte er. Im Grunde genommen habe man bei Stetten 1 „nur einmal mit dem Hämmerle hingeklopft“, ärgerte sich Franke. Den Standort Mittelberg – den er und der Verband natürlich auch als problematisch und grenzwertig ansehe, betonte Franke – habe man dagegen gründlich untersucht. „Wenn es jemand nicht glaubt, soll er auf Schloss Werenwag gehen. Da liegen die Bohrkerne von über 20 Bohrungen“, bemerkte Wilfried Franke. Auch Ulrich Donath betonte nochmals, dass es einfach keine gesicherten Nachweise über die Qualitäten bei Stetten
1 gebe.
Der Beschluss sieht auch vor, dass die Option, den abgebauten Kalk mittels Bahn zu transportieren, weiter „mit Nachdruck“verfolgt werden solle. Helmut Bußmann war aber skeptisch, ob das so klappen wird. Er äußerte seine Einschätzung, dass der Kalksteinabbau dann doch über die Straße erfolgen dürfte – und Stetten so oder so verkehrsmäßig sehr belastet werde. Auch Franz Weber (ÖDP) stellte die Frage in den Raum, ob den Entscheidungsträgern in Stetten eigentlich klar sei, dass auch bei einem Standort Mittelberg der Verkehr durch Stetten gehen werde.