Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Schriftsteller sehen neue Medien kritisch
BERLIN (KNA) - Salman Rushdie, Eva Menasse und Daniel Kehlmann sind mit Blick auf die neuen Medien desillusioniert. Größere öffentliche Debatten könne man nicht über Twitter austragen, sagte Rusdie am Donnerstag in Berlin bei einer Diskussion, zu der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eingeladen hatte. Rushdie sagte, er habe Twitter einige Jahre lang genutzt. Die Art der Debatte sei aber so unerfreulich und unangenehm geworden. Er habe sich schließlich entschlossen, nicht mehr zu twittern. Seinen Account habe er aber nicht gelöscht, damit niemand in seinem Namen twittern könne.
Daniel Kehlmann verglich die Gegenwart mit der Zeit der Religionskriege im 16. und 17. Jahrhundert. Mit Erfindung des Buchdrucks sei das Land überflutet worden mit Pamphleten und Propaganda. Die Menschen seien ähnlich verunsichert gewesen wie heute, so Kehlmann. Sie hätten nicht gewusst, „was man glauben kann und was nicht“.
Eva Menasse erklärte, sie verfolge Nachrichten nicht über die sozialen Netzwerke. „Wir können diese neuen Technologien noch nicht beherrschen.“Es gebe „Massen an Wahnsinn und Lügen und tatsächlichem Fake“.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte bei dem Treffen die politische Wirkung von Kunst und Literatur. Die Erzählkunst trage zur Selbsterkenntnis einer Gesellschaft bei. Seine Gäste seien engagierte Beobachter, die sich auch immer wieder in gesellschaftliche Debatten einmischten.
Das „Forum Bellevue zur Zukunft der Demokratie“fand zum zweiten Mal statt.