Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Vereine verlieren ihr altes Domizil
Gammertingen kündigt Vereinen, die auf Schey- oder Reiser-Stoll-Areal untergebracht sind
GAMMERTINGEN - Die bevorstehenden Abbrucharbeiten auf den Gammertinger Arealen Schey und Reiser-Stoll bereiten manchen Vereinen Sorgen. Sie verlieren ihr bisheriges Domizil oder wertvolle Lagerflächen, und Ersatz zu finden, gestaltet sich ziemlich schwierig. An drei Beispielen soll illustriert werden, wie die Verantwortlichen mit dieser Situation umgehen.
Am schlimmsten trifft es den Bayern-Fan-Club. „Im Moment sieht es sehr, sehr schlecht aus“, sagt der Vorsitzende Manuel Peschke gegenüber der „Schwäbischen Zeitung“. Vor zehn Jahren hat die Stadt dem Club das Wohnhaus auf dem Reiser-StollAreal überlassen. Mit viel Herzblut haben Peschke und seine Helfer hier ein Vereinsheim eingerichtet. „Da ist ein Stück Verbundenheit entstanden“, sagt der Vorsitzende weiter. Es werde sehr wehtun, das alles wieder aufzugeben.
Die Vereinsmitglieder treffen sich hier zu jedem Bayernspiel. Das ist nicht nur samstags, sondern oft auch während der Woche. Der Club wird ähnlich wie ein Wirtschaftsbetrieb geführt. Früher war das Bürgerstüble in der Mozartstraße die Heimat des Fan-Clubs. Doch im nachfolgenden Restaurant Da Daniele passen die Öffnungszeiten nicht mehr mit den Wünschen der Clubmitglieder zusammen. Das Café Mayer war vorübergehend auch ein gutes Lokal für die Fußballfreunde. Doch das gibt es auch nicht mehr. Im Vereinslokal konnte man sich dann den Wünschen entsprechend einrichten.
„Die Stadt kommt den Vereinen sehr entgegen“, betont Peschke. Der Club bezahle keine Miete. Doch nun hat die Stadtverwaltung dem Club nahegelegt, sich selbst ein neues Domizil zu suchen. Das erscheint allerdings ziemlich aussichtslos. „Mieten kommt nicht infrage, das ist für uns zu teuer“, so der Vorsitzende. Bei drei Firmen hat er angefragt, ob sie dem Club eventuell Räume zur Verfügung stellen könnten. Eine der Firmen habe bereits abgesagt, die Antwort der anderen steht noch aus. Aber Manuel Peschke hat nur wenig Hoffnung, dass er eine positive Rückmeldung bekommen wird.
Nicht ganz so dramatisch ist die Situation bei der Narrenzunft. Sie hat im früheren Schey-Gebäude Lagerflächen gemietet, für die bis August kommenden Jahres Ersatzflächen gefunden werden müssen. Für August 2018 hat die Stadt sämtliche Verträge mit den betreffenden Einrichtungen gekündigt. Die Stadt hat auch der Narrenzunft nahegelegt, sich selbst auf die Suche zu begeben. „Die Situation ist ziemlich mau, aber wir machen der Stadt keine Vorwürfe“, betont Zunftmeister Harry Vojta. Der Narrenverein freue sich, dass auf dem Schey-Areal eine neue Festhalle gebaut werde und habe Verständnis für die jetzige Situation.
Doch Lagerflächen anzumieten, kommt für den Verein auch nicht infrage. „Wir haben im vergangenen Jahr 4000 Euro Minus gemacht“, sagt Vojta. Der ehemalige Farrenstall ist immer wieder als Vereinslokal für die Narrenzunft im Gespräch gewesen. Aber auch das ist für den Verein zu teuer. „Die Idee ist schön, doch der Farrenstall ist extrem sanierungsbedürftig, der Aufwand wäre zu groß“, so der Zunftmeister. Sowohl die Narrenzuft als auch der Bayern-Fan-Club hegen ein bisschen Hoffnung, dass man im ehemaligen Polizei-Gebäude, das die Stadt gekauft
sagt Zunftmeister Harry Vojta.
hat, Räume bekommen könnte. Die Stadt will hier das historische Stadtarchiv unterbringen, ob da noch Flächen übrig bleiben, ist offen. Die Narrenzunft hat bereits einen Raum im Auge, den ein Mitglied zur Verfügung stellen will. Doch dieser Raum allein reicht nicht aus für alle Dinge, die im Schey-Gebäude gelagert sind. Auch gibt es Überlegungen, für die närrische Zeit eigene Verkaufsstände anzuschaffen. Dafür bräuchte die Zunft allerdings weitere Lagerflächen.
Ganz anders löst die Reservistenkameradschaft Gammertingen ihre Probleme, die durch die Kündigung entstehen. Vor einigen Jahren hat sich eine Gruppe abgespalten und die Reservistenkameradschaft AlbLauchert gegründet. Diese Gruppe hat darauf hin ihre Aktivitäten ins Private verlagert. Das will nun auch die Reservistenkameradschaft Gammertingen tun, die ihr Domizil noch im Schey-Gebäude hat. „Die Vereinsaktivitäten haben so abgenommen, dass wir keine Räume mehr nötig haben“, sagt der Vorsitzende Peter Zulegg. Die Sammlungen aus dem Schey-Keller seien bereits weitgehend privat untergebracht worden. „Wir wollen lieber, dass andere Vereine die Räume bekommen, die die Stadt eventuell anbieten kann“, so Zulegg.
„Die Situation ist ziemlich mau, aber wir machen der Stadt keine Vorwürfe“,