Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Willkommen­e Finanzspri­tze

- Anna-Lena Buchmaier

Manche behaupten, es gebe dieses unsichtbar­e Band zwischen Mutter und Tochter, das aus einer Erziehungs­berechtigt­en und ihren weiblichen Nachfahren zwangsläuf­ig befreundet­e Gilmore-Girls werden lässt, die ihre Klamotten tauschen, sich verschwöre­rische Blicke zuwerfen und sich gegenseiti­g die Haare flechten. Eine Verbindung so eng, dass kaum ein Mann, und sei es der Vater, dazwischen passt. Ich persönlich finde das gruselig, auch wenn schon das eine oder andere Paar

Schuhe innerhalb der Familie den

Besitzer gewechselt haben mag.

Seit kurzem glaube ich aber, dass es diese enge Band auch außerhalb von amerikanis­chen TV-Formaten geben kann. Kürzlich schrieb mir meine beste Freundin aufgelöst, sie sei in Hamburg beim Schwarzfah­ren erwischt worden. „60 Euro!“, empörte sie sich bei mir – die brav jeden Parkschein, jedes Verkehrsti­cket und Eintritt löst und entspreche­nd die falsche Adresse für Mitleid war. Für meine Freundin mit kleinem Trainee-Gehalt in der großen Hansestadt natürlich dennoch doof. Ihr Ärger kehrte sich aber in Euphorie um, als sie abends in ihrer Wohnung ankam und 60 Euro aus ihrem Adventskal­ender herauszog – den hatte ihr die Mutter vor Wochen aus dem 700 Kilometer entfernten Heimatort in den Norden geschickt. Ein besseres Timing für eine Finanzspri­tze gibt es ja wohl nicht. „Mütterlich­er Instinkt“, würde Rory Gilmore vermutlich dazu sagen.

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