Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Windkraft: Bürgerinit­iative kritisiert Entscheidu­ng

Gemeinden würden den Volkswille­n nicht respektier­en

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KRAUCHENWI­ES/MENGEN (sz/pl) Die Bürgerinit­iative „Lebenswert­e Heimat“kritisiert die Entscheidu­ng der Mengener und Krauchenwi­eser Räte scharf, gemeindeei­gene Grundstück­e an die Firma Enercon zur Errichtung von Windrädern zu verpachten (die „Schwäbisch­e Zeitung“berichtete gestern).

Die Bürgerinit­iative wollte sich am Mittwoch noch nicht zu dieser Entwicklun­g äußern, gestern Abend gab sie dann allerdings unter Federführu­ng von Sigurd Hüglin eine Pressemitt­eilung heraus. Dort heißt es, dass die Bürgerinit­iative die Verpachtun­g der Flächen durch die Gemeinden „mehr als kritisch“sehe. „Die Aussagen, dass hier viel erreicht wurde, können wir so nicht nachvollzi­ehen“, heißt es. So sei der Initiative zufolge die Reduzierun­g „von utopischen elf Anlagen auf sechs aufgrund der verbleiben­den Flächen aufgrund von Lärmschutz und Umweltschu­tz nicht anders möglich gewesen“.

Vorwurf: Gefahren durch Infraschal­l werden verharmlos­t

Besonders enttäuscht sind die Mitglieder der Bürgerinit­iative darüber, dass die Gemeinden den Bürgerwill­en der am meisten betroffene­n Teilorte – Rulfingen und Hausen am Andelsbach – ignoriert hätten. Außerdem würden sie die Risiken in ihren Werbeflyer­n verharmlos­en und die „Gefahren speziell im Bereich Infraschal­l sehr vereinfach­en und auch nicht richtig darstellen“.

Auch die Pachteinna­hmen, die sich Mengen und Krauchenwi­es erhoffen, hält die Bürgerinit­iative „in dieser Höhe für unrealisti­sch“– es gebe genügend Beispiele in Süddeutsch­land, bei denen die erwarteten Einkünfte deutlich unterschri­tten worden seien. „Die Einnahmen von 1,2 Millionen Euro pro Gemeinde aus der Verpachtun­g entspreche­n 60 000 Euro pro Jahr. Krauchenwi­es hat im Haushalt jährliche Einnahmen von circa 16 Millionen Euro zu verzeichne­n. Die Pachteinna­hmen machen also gerade einmal 0,375 Prozent der Einnahmen aus“, schreiben die Wortführer der Bürgerinit­iative, und folgern: „Es ist geradezu beschämend, wegen solch einem Anteil die Gesundheit der Bürger und unsere noch intakte Natur an die Windkraftl­obby zu verscherbe­ln.“

Statt den Weg für Windkraft freizugebe­n, hätte es aus Sicht der Bürgerinit­iative durchaus einen alternativ­en Weg für die Stadt Mengen und die Gemeinde Krauchenwi­es gegeben: Diese hätten das Fürstenhau­s überzeugen können, von der Verpachtun­g Abstand zu nehmen, weil die Sinnhaftig­keit der Anlagen in einer der windschwäc­hsten Regionen Deutschlan­d sehr fraglich sei.

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