Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Autos gefährden bei Lieshöfen Kinder
Im Veringenstädter Teilort wird viel zu schnell gefahren – Stadt ist etwas ratlos
VERINGENSTADT - Im Veringenstädter Weiler Lieshöfe wird viel zu schnell gefahren. Die junge Familie Thekla und Moritz Miller hat dies bei der Stadt schon mehrfach reklamiert. Bürgermeister Armin Christ will der Familie, die zwei kleine Kinder hat, auch helfen. Doch es ist nicht einfach, das Problem in den Griff zu bekommen.
Vor zwei Jahren hat sich die junge Familie entschieden, in das Elternhaus der Frau zu ziehen und sich im Obergeschoss einzurichten. Schon als die junge Mutter selbst ein Kind war, wurde hier oft viel zu schnell gefahren. Theklas Eltern, die Familie Bulach, hatte damals durchgesetzt, dass die Stadt Tempo 30 einführte. Aber daran hält sich keiner. „Egal ob es Laster, Pkw oder landwirtschaftliche Fahrzeuge sind, es wird fast immer schneller gefahren als in Ortschaften üblich“, sagt Moritz Müller im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“.
Das Skurrile ist, dass die Straße zwar im städtischen Besitz ist, aber sozusagen mitten durch das landwirtschaftliche Anwesen der Familie Bulach führt. Auf der einen Straßenseite liegt das Wohnhaus, auf der anderen die Scheune. Wenn die Kinder mal im Hof spielen wollen, stehen sie praktisch auf der Straße. Vor dem Wohnhaus und vor der Scheune gibt es jeweils einen Streifen, der nicht zur Straße gehört, aber diese Streifen sind nicht einmal optisch abgegrenzt. „Wenn ein Kind am Straßenrand steht oder ein Spielgerät hier rumsteht, wird keineswegs langsamer gefahren“sagt Moritz Müller.
Die Stadtverwaltung hat im Herbst vorübergehend hier ein Geschwindigkeitsmessgerät aufgebaut. „Das Ergebnis ist erschreckend“, sagt auch Bürgermeister Armin Christ. Obwohl hier Tempo 30 gelte, seien 85 Prozent der Fahrzeuge schneller unterwegs gewesen als 59 Kilometer pro Stunde. Dabei ist die Straße von Veringenstadt bis zu den Lieshöfen und weiter bis kurz vor Neufra so eng, dass Autos im Begegnungsverkehr gar nicht aneinander vorbeikommen, ohne aufs Bankett auszuweichen.
Landwirte gegen Schikanen
Der Bürgermeister ist aber ratlos, wenn es darum geht, den Problemen etwas entgegenzusetzen. Blumenkübel auf der Fahrbahn sind in solch einem Fall eine bewehrte Methode. Aber sie würden die landwirtschaftlichen Maschinen arg behindern. Das sehen auch Thekla und Moritz Müller ein. Sie schlagen vor, Schwellen im Boden zu versenken, die die Fahrer ebenfalls dazu zwingen, langsamer zu fahren.
Aber auch das würde den landwirtschaftlichen Verkehr behindern. In Hermentingen gab es einen Versuch mit dieser Methode. „Wir hatten große Beschwerden“, erinnert sich der Bürgermeister. Die Landwirte seien gezwungen gewesen, die Geschwindigkeit auf zehn Stundenkilometer zu reduzieren, weil die Schwellen ihren Maschinen geschadet hätten. Darauf hin wurden sie wieder ausgebaut.
Die Stadt will nun das Problem bei den Lieshöfen behutsamen angehen. „Wir werden nach und nach verschiedene Maßnahmen probieren“, sagt Christ. Als erstes will er die Ergebnisse der Geschwindigkeitsmessungen vom Herbst an die Verkehrsbehörde im Landratsamt schicken. Er hofft, dass die Behörde sich dann überzeugen lässt, das Blitzgerät öfter mal hier aufzubauen. „Jeder, der ertappt wird, ist ein paar Wochen lang vorsichtiger“, sagt er. Das Geschwindigkeitsmessgerät der Stadt will er ebenfalls öfter bei den Lieshöfen aufstellen lassen. „Wenn das nicht fruchtet, werden wir uns andere Dinge überlegen“, verspricht Christ.