Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Läuft ganz gut so
Skispringerin Katharina Althaus beginnt den Olympiawinter so stark wie nie, an Pyeongchang aber denkt die Weltcup-Führende jetzt noch nicht
HINTERZARTEN - Als Frauen erstmals um Weltcup-Punkte skisprangen, war Katharina Althaus fünfzehneinhalb; 33. wurde die Oberstdorferin am 3. Dezember 2011 in Lillehammer. Beim 100. Weltcup-Einzelwettkampf ihres Sports war Katharina Althaus einundzwanzigeinhalb; Zweite wurde sie am Sonntag in Hinterzarten. „2 – 1 – 1 – 2“lesen sich die Resultate der Deutschen Meisterin im Olympiawinter nun, das gelbe Leibchen der Gesamtweltcup-Führenden teilt sie sich mit Hinterzarten-Siegerin Maren Lundby aus Norwegen. Mitnehmen ins neue Jahr wird Katharina Althaus eine gehörige Portion tragenden Selbstvertrauens – samt dem Wissen: „Wenn ich meine besten Sprünge auspack’, wenn ich die zeige, dann kann ich mit vorne reinspringen.“
Stabilität und Konstanz fliegen niemandem zu, Katharina Althaus hat sie sich erarbeitet. Im Spagat zwischen Schul- und Schanzentisch lange Zeit, ehe sie nach der vergangenen Saison ihr Abitur machte. In einer intensiven Sommervorbereitung dann, verletzungsfrei, lern- und klausurenfrei. Ganz „aufs Trainieren konzentrieren“konnte Katharina Althaus sich. Genauer: Zollwachtmeisteranwärterin Katharina Althaus. Seit August 2017 nämlich hat das „Zoll Ski Team“seine erste Skispringerin. Die weiß die Option einer späteren, qualifizierten Ausbildung zu schätzen, die finanzielle Absicherung auch, die ihr den Hochleistungssport erst ermöglicht: „Das ist auf jeden Fall eine Riesenunterstützung.“
Auch, weil der Kopf frei bleibt, weil ausreichend Kapazität da ist für die Abläufe zwischen Anfahrt und Landung. Die werden selbstverständlich im Idealfall – werden Automatismen. Katharina Althaus: „Ich versuche, möglichst wenig in meinen Sprung einzugreifen. Wenn man auf so einem hohen Niveau springt, dann sollt’ man’s einfach laufen lassen. Klar, es sind Kleinigkeiten zu korrigieren, aber jetzt nicht mehr wahnsinnsgroße Baustellen. Ich denk’, das läuft ganz gut so.“
Zweimal klar vor Sara Takanashi
Kann frau so sagen. Um 27,2 Punkte – umgerechnet 13,60 Meter – hat Katharina Althaus die viermalige Gesamtweltcup-Triumphatorin Sara Takanashi am Samstag im Teamwettbewerb auf Distanz gehalten, 5,9 Punkte (fast drei Meter) immerhin waren es nach beiden Sprüngen am Sonntag. Erklärungsversuche? Fallen schwer. „Wir sind jetzt halt einfach so weit, dass wir an die Sara hinkommen“– der vorläufige Höhepunkt stetiger Entwicklung. Wohin die in Pyeongchang führt, bei den Olympischen Winterspielen in acht Wochen? Das Wort „Favoritenrolle“fällt. Katharina Althaus sagt, dass, erstens, die so frühe Qualifikation sie freue. Dass, zweitens, „Olympia natürlich immer im Hinterkopf“sei, „aber ich versuche mich jetzt auf die nächsten Weltcups zu konzentrieren“. Dass, drittens, sie bislang zwar gezeigt habe, „was ich drauf hab’ – aber die anderen schlafen auch nicht“. Viertens schließlich: Mit dem wachsenden Erwartungsdruck könne sie umgehen. Ein Lachen. „Ja, mittlerweile schon! Ich denk’, den meisten Druck mach’ ich mir selber.“
Vorerst ist Druck-Pause. Erst am Dreikönig-Wochenende nimmt der Weltcup wieder (Luft-)Fahrt auf, im rumänischen Rasnov. „Das“, weiß Katharina Althaus, „ist halt jetzt die Herausforderung, dass man über den Jahreswechsel die Leistung hält, die Form behält.“Zu zwei Trainingslagern – eines vor, eines nach Weihnachten – lädt Bundestrainer Andreas Bauer seine Sportlerinnen, damit sie „den guten Sprungrhythmus beibehalten“. Zwischendurch wird Katharina Althaus, für den Skiclub 1906 Oberstdorf startend, im nahen Schöllang lebend, beim Auftaktspringen der Vierschanzentournee am vertrauten Schattenberg zuschauen: „Der Wettkampf ist die letzten Jahre immer richtig cool gewesen. Und unsere Jungs sind ja top in Form.“
Exklusiv werden sie das 2018 kaum haben. Katharina Althaus will ihre besten Sprünge schließlich nicht eingepackt lassen.