Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Pfennigfuchser unter sich
Man braucht nur einen Blick auf die prallgefüllten Riesengeldbörsen zu werfen, die die Damen für gewöhnlich aus ihren Handtaschen ans Tageslicht befördern, um zu erkennen, dass es so nicht weitergehen kann. Das Kleingeld muss verschwinden, es ist verantwortlich dafür, dass die halbe Republik Rücken hat, und macht überhaupt nur Ärger.
Ein Mann aus Dingolfing hat jetzt den entscheidenden Schritt getan, damit das Übel bald aus der Welt geschafft werden kann. Nach einem Gerichtsverfahren überwies er statt der verlangten 223,01 Euro in einem Akt zivilen Ungehorsams nur 223 Euro – eine Eigenmächtigkeit, die dem deutschen Ordnungssinn im Allgemeinen und dem bayerischen im Besonderen Hohn spricht. Die bayerische Landesjustizkasse ließ nicht mit sich spaßen und schickte per Post die fällige Mahnung, um den säumigen Cent einzutreiben.
Dass das Porto 70 Cent beträgt und der Landesjustizkasse somit ein Schaden von 69 Cent entstand, hielt die Sachbearbeiterin nicht von der Erfüllung ihrer Dienstpflicht ab. An höherer Stelle freilich wurde der Dame die Rückendeckung verweigert. „Das ist sehr unglücklich gelaufen“, bekannte ein Sprecher des Oberlandesgerichts Bamberg, das die Forderung kassierte. Begründung: Das Vorgehen widerspreche der internen Kleinbetragsregelung, die in solchen Fällen eigentlich von einer postalischen Mahnung absieht – auch im Sinne der Wirtschaftlichkeit.
Derart subversive Direktiven in einer deutschen Amtsstube – das kann nur eines heißen: Die Tage der roten Münzen sind gezählt. (hü)