Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Israelischer Wirt in Berlin antisemitisch beschimpft
BERLIN (dpa/epd) - Ein israelischer Wirt ist vor seinem Restaurant in Berlin von einem Passanten minutenlang antisemitisch beschimpft worden. Der 60-jährige Verbalangreifer wurde vorübergehend festgenommen, später aber wieder auf freien Fuß gesetzt. Ein Video von dem Vorfall im Stadtteil Schöneberg wurde ins Internet gestellt und rief breite Empörung hervor. Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) rief dazu auf, sich solchen Ausfällen entgegenzustellen. Der israelische Botschafter Jeremy Issacharoff besuchte demonstrativ das Restaurant und stärkte dem Betreiber den Rücken.
Der von einer Freundin des Wirts gefilmte Vorfall ereignete sich am Dienstag. Das Video zeigt, wie der Mann zunächst den Umgang Israels mit Palästinensern kritisiert und sich dann immer mehr in Hass steigert. Die Polizei ermittelt gegen ihn wegen Volksverhetzung, Beleidigung und Widerstands gegen Polizisten. Er ist der Polizei bekannt, allerdings wegen anderer Delikte. Der Restaurantchef, der 36-jährige Yorai Feinberg, sagte, die Beschimpfungen seien „nur die Spitze des Eisbergs“. Sein Lokal bekomme monatlich im Durchschnitt zwei Hassmails.
Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, ist erschüttert: „Diese abscheuliche Attacke macht erneut deutlich, dass Antisemitismus in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist und mittlerweile offen und unverblümt artikuliert wird“, sagte er der „Jüdischen Allgemeinen“.